Gerade in Nürnberg sind Erdogans Wahlplakate schlecht

An Laternenpfählen in Nürnberg, wo normalerweise vor Wahlen deutsche Parteiplakate hängen, hing letzte Woche plötzlich ein Porträt des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, lächelnd mit der Hand auf dem Herzen. Auf Türkisch stand über ihm: „Gute Zeit, guter Mann.“

Die Plakate sollen die türkischen Bürger in Deutschland auffordern, bei den türkischen Wahlen am Sonntag für ihn zu stimmen. Erdogan liefert sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Oppositionsführer Kemal Kilicdaroglu. Die 1,5 Millionen türkischen Bürger in Deutschland sind deshalb wichtig für Erdogans AKP.

Die Plakate sorgten sofort für Aufsehen. Der deutsche Journalist Erem Güvercin ist der erste, der Fotos auf Twitter postet, und seine Frage wird weithin geteilt: „Sind sie von der Stadt genehmigt worden?“. Die Stadtverwaltung antwortete auf Twitter schnell, dass sie das Plakat tatsächlich genehmigt habe: „Wir sind neutral im deutschen und ausländischen Wahlkampf. Jeder hat das Recht, im Rahmen der Gesetze Plakate anzubringen.

Deutschland hat wie die Niederlande Gesetze, die es ausländischen Politikern verbieten, in den drei Monaten vor ihren Wahlen in Deutschland Wahlkampf zu führen. Allerdings sind die Regelungen auf den Wahlplakaten nicht eindeutig und die Städte müssen sich daher ihre eigene Meinung zu diesem Thema bilden. Städte wie München und Augsburg teilten bayerischen Medien vergangene Woche mit, dass sie solche Plakate nicht unterstützen würden.

Nürnberg ist nicht irgendeine Stadt

Der Nürnberger Politiker Volker Beck von den Grünen findet es gefährlich, dass die Gesetzgebung nicht eindeutig ist. „Die deutsche Politik muss endlich aufwachen: Erdogan und die AKP sind Antidemokraten. Wer sie unterstützt, vergiftet auch das politische Klima in Deutschland“, sagte er der Zeitung. Bild. „Türkische Wahlkämpfe haben auf unseren Straßen nichts zu suchen. Türkische Parteien genießen in Deutschland kein Parteiprivileg.

Bemerkenswert ist laut Politikwissenschaftler Burak Copur, dass gerade Nürnberg Plakate zulässt. „Nürnberg ist nicht irgendeine Stadt in Deutschland“, schrieb er in einem Brief an Oberbürgermeister Marcus König von der konservativen bayerischen CSU. Die Stadt spielte eine wichtige Rolle bei großen Propagandaveranstaltungen des NS-Regimes. Besonders schmerzlich ist laut Copur, dass in der Stadt jetzt „Werbung für einen Diktator“ gemacht wird. Er fordert den Bürgermeister auf, die Plakate „wegen des guten Rufs der Stadt“ zu entfernen.

Der Protest zeigte Wirkung: 48 Stunden nachdem die Plakate aufgehängt waren, verschwanden sie. Doch wer das tat, ist immer noch ein Rätsel. Das Rathaus behauptet, keine Plakate entfernt zu haben. Der Bürgermeister beschloss jedoch, die Regeln zu ändern. Plakate für ausländische Wahlen sind nicht mehr erwünscht.

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Adelbert Eichel

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