Der französische Präsident Macron und der deutsche Bundeskanzler Scholz festigten gestern Abend mit einem Abendessen in einem kleinen Restaurant in Potsdam die Beziehungen zwischen ihren Ländern. Laut dem Historiker und Frankreich-Spezialisten Niek Pas von der Universität Amsterdam setzt Scholz mit dem intimen Abendessen ein starkes Zeichen.
Das Verhältnis zwischen Frankreich und Deutschland war letztes Jahr etwas schwierig, aber das scheint nicht mehr der Fall zu sein. Scholz und Macron scheinen in letzter Zeit eine Wende vollzogen zu haben, insbesondere im Krieg in der Ukraine. „Es ist eine Bestätigung der erneuerten Beziehung“, sagt Pas.
Laut dem Historiker sind sich die beiden Länder nicht in allen aktuellen Fragen einig, wohl aber in umfassenderen geopolitischen Fragen, insbesondere im Hinblick auf den Krieg im Osten. Er sieht lediglich, dass sich Macron seit Ausbruch des Krieges besonders an Kiew gewandt hat, wenn es um Unterstützung für die Ukraine und Sicherheitsgarantien für das Land geht.
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Macron versuchte zunächst, einen wirklich diplomatischen Weg zu gehen, indem er den Kontakt zu Moskau offen hielt, doch nach all der Kritik gab er diesen Kurs auf. „Formell gibt es keine Gespräche mehr mit Moskau. Hinter der Tür wird es sicherlich noch Beratungen geben, aber nach außen hin hat er deutlich mehr und viel deutlicher seine Unterstützung für eine souveräne Ukraine zum Ausdruck gebracht.
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Macron befindet sich technisch in guter Gesellschaft – auch Scholz hat nach der russischen Invasion eine große Wende vollzogen, indem er massiv in eine bessere Verteidigung, die Unterstützung der Ukraine und Waffenlieferungen nach Kiew investierte. Deutschland war zunächst relativ pazifistisch orientiert und hatte sich immer auf Moskau konzentriert, das alles gehört nun der Vergangenheit an.
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„Man könnte sagen, dass Deutschland diese Wende, die Frankreich jetzt vollzieht, bereits vollzogen hat, und sie finden sich wieder.“ Nicht nur politisch und diplomatisch sind sich die beiden Staatsoberhäupter näher gekommen, auch auf persönlicher Ebene scheint es laut Pas kleiner zu sein, dass die Distanz zwischen den beiden recht unterschiedlichen Charakteren geringer geworden ist.
Was stand außer der Ukraine noch auf der Speisekarte? Laut Pas sei das Thema Kosovo sicherlich besprochen und es hätten vorbereitende Gespräche im Hinblick auf den nächsten NATO-Gipfel stattgefunden. „Und insbesondere, wie sich die Nato gegenüber der Ukraine positionieren wird.“
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