digitale Großeltern

„Casper, hast du einen Moment Zeit, jetzt streiten wir uns wieder mit dem Fernseher“, lautet die WhatsApp-Nachricht meiner Großmutter, der die Satzzeichen fehlen. Bleiben wir unserem einzigartigen Schreibstil treu.

Während ich lachend meinen Mantel vom Kleiderständer reiße, um mich wieder als „Tech-Held“ meiner Großeltern auszugeben, denke ich mir: „Ich finde es toll, dass die beiden die digitale Welt weiter verfolgen“.

Als mein Großvater noch ein kleiner Mann war, stand er mehr als einmal mit den Jungs und Mädchen aus der Nachbarschaft und schaute aus einem Schaufenster in Horst. Nicht irgendeine Vitrine, sondern eine Vitrine, in der Horsts erster Fernseher eingebaut war. Wo sich mein Großvater bis dahin per Funk informierte, haben er und seine Freunde sich nun in der Welt der bewegten Bilder verloren.

In der Folgezeit gewann die technologische Entwicklung an Fahrt. Und die Technik wächst weiter schneller als das Friesenfieber der elf Städte in einer Frostnacht. Und Großvater und Großmutter? Sie wachsen einfach gut. Vor 70 Jahren waren sie noch von einem Fernseher begeistert, aber jetzt schreiben sie SMS wie eifrige Teenager der ersten Klasse. Wir akzeptieren, dass die Anwendung „Familie“ versehentlich auf ein Foto von vor zwei Jahren reagiert. Auch das Tablet hat keine Geheimnisse mehr. Mit deutschen Schlagern im Hintergrund, die sie über YouTube selbst zusammengestellt haben, habe ich bei Spielen wie „Wordfeud“ und „Candy Crush“ keine Chance mehr. Da sind einige Stunden drin. Kein Wunder also, dass Opa mir mehrfach voller Stolz erzählte, dass er als tausendster Besucher schon so einige Gratis-iPhones gewonnen habe. Du weisst. Ich bin so stolz, dass sie sich in diesem Alter nicht darum kümmern, die neuesten Techniken zu beherrschen. Allerdings sollten sie nicht zu sehr aufschnappen, denn es macht immer wieder Spaß, zum „Tech-Helden“ der Großeltern zu werden, wenn man mit seinen „magischen“ Aktionen den Fernseher wieder auf den richtigen Kanal bringt.

caspar

Helfried Beck

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