Die überwiegende Mehrheit der deutschen Studierenden lehnt Wissenschaftsaktivismus ab


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3. Oktober 2023 | In Deutschland ist seit Jahren von einem Klima der Angst an den Universitäten die Rede. Eine Befragung von Studierenden zu Politik und Aktivismus an der Universität zeigt, dass dieses Bild nuanciert werden muss. Beispielsweise trägt die soziale Herkunft eines Schülers stärker zur Unterdrückung einer Meinung bei als seine politische Meinung.






Universität Konstanz


Forscher der Universität Konstanz haben in einer Zufallsstichprobe Studierende nach ihrer politischen Meinung befragt. In einem schnelle Antwortsuche Forscher möchten diese Art von Forschung häufiger wiederholen, um Trends zu entdecken. Neben gesellschaftlichen Themen wie Studierendenwohl und Einkommen wurden auch politische und gesellschaftliche Themen an der Universität besprochen. Die Befragung wurde unter zweitausend Studierenden aus ganz Deutschland durchgeführt.

Die Entfernung unerwünschter Plakate wird mit 30 % als akzeptabel angesehen.

30 Prozent der befragten Studierenden scheuten sich nicht, Plakate und andere Werbung von Veranstaltungen zu entfernen, die Migration als Problem darstellten. Zwischen 1 und 3 Prozent halten es auch für durchaus akzeptabel, Redner durch Schreien oder körperliche Gewalt am Sprechen zu hindern. Zwischen 3 und 8 Prozent finden es einigermaßen akzeptabel, aber 77 Prozent lehnen das Anschreien in einer Besprechung ab. Gewaltanwendung wird von 85 Prozent der Studierenden abgelehnt.

Ähnliche Anteile sind auch bei Reaktionen zu anderen Themen zu beobachten, beispielsweise rund um die biologische Geschlechterdebatte. Zudem lehnen 88 Prozent der Studierenden die Anwendung von Gewalt ab. Bemerkenswert ist auch, dass wissenschaftlicher Aktivismus von den meisten Studierenden abgelehnt wird. Mehr als drei Viertel von ihnen glauben, dass Wissenschaft politisch neutral sein sollte; nur neun Prozent sagen das Gegenteil. Gleichzeitig sind 63 Prozent der Studierenden der Meinung, dass Wissenschaft kritisch über ihre politischen Auswirkungen nachdenken sollte.

Vor allem Kritik an der Geschlechterforschung wird geübt

Geschlechterforschung sei eher eine Ideologie als eine Wissenschaft, glauben viele Studierende. Ein Viertel der Befragten sagt, dass sie das nicht genau wissen. Angesichts der Tatsache, dass Sozialwissenschaftler die Antwort „unentschlossen“ häufig als bedingte Zustimmung interpretieren, ist es denkbar, dass die Einstellung der Studierenden zur Geschlechterforschung als überwiegend kritisch angesehen werden könnte.

Die Mehrheit der befragten deutschen Studierenden (58 %) ist der Meinung, dass Maßnahmen zur Förderung der Vielfalt nicht zu Lasten der Qualität gehen. Etwa zwanzig Prozent der Befragten sind der gegenteiligen Meinung.

In den Niederlanden wird auf Drängen des VVD untersucht, ob Studierende sich daran gehindert fühlen, ihre eigenen Meinungen und Überzeugungen im Hörsaal zu äußern. VVD-Abgeordneter Hatte van der Woude sagte in Gesprächen mit Studenten, dass sie manchmal das Gefühl hätten, dass ihre akademische Freiheit eingeschränkt sei. Dies würde dazu führen, dass Studierende mit den Aktionen von Gruppen wie Just Stop Oil nicht einverstanden sind, die Hochschuleinrichtungen dazu aufgerufen haben, ihre Verbindungen zur fossilen Brennstoffindustrie zu kappen.

Knapp die Hälfte (41 %) der deutschen Befragten gibt an, dass sie sich manchmal nicht trauen, an Diskussionen auf Seminaren oder Konferenzen teilzunehmen, selbst wenn sie es gerne würden. Achtzehn Prozent der Studierenden erleben es sogar häufig. Allerdings scheint es nicht die politische Meinung, sondern vor allem der sozioökonomische Hintergrund der Studierenden zu sein, die sie davon abhält, ihre Meinung zu äußern. Beispielsweise geben 35 Prozent der befragten Studenten an, dass sie befürchten, dass ihr Beitrag nicht intelligent genug ist, und 23 Prozent glauben, dass sie sich nicht so gut ausdrücken können wie andere.

Den Forschern zufolge werden beide Behauptungen häufiger von Befragten mit nichtakademischem Hintergrund geäußert. Ihrer Meinung nach sollte dies die Universität zum Nachdenken bringen.

Adelbert Eichel

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