Ebenso wie unser Land herrscht auch in Deutschland Wohnungsknappheit. Und genau wie hier befindet sich die Baubranche aufgrund hoher Kosten und steigender Zinsen in der Flaute. „Wenn ich den deutschen Medien glaube, bekommen sie die 50 Milliarden“, sagt Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING Deutschland. „Und die Vorschriften werden wahrscheinlich ebenfalls zurückgefahren.“
Zu Beginn dieses Kabinetts kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz an, 400.000 Wohnungen pro Jahr bauen zu wollen, um die Wohnungsnot im Land zu lösen. Aber letztes Jahr wurden nur 300.000 Exemplare gebaut, dieses Jahr vermutlich noch weniger. „Sie hinken hinterher“, sagte Brzeski von ING Deutschland. „Die Probleme sind die gleichen wie in den Niederlanden. Wir bauen zu wenig und es kostet zu viel. Hinzu kommen allerlei neue Regelungen, etwa zur Klimaneutralität.“
Die Gewerkschaft BAU (Bauen-Agrar-Umwelt) fordert nun vom Staat 50 Milliarden, um diese Probleme zu lösen. Laut Brzeski wird die Branche bekommen, was sie verlangt. „Wenn ich den deutschen Medien glaube, wird dieser Betrag bald verfügbar sein“, sagt er, und mehr noch: „Sie werden die Verabschiedung der neuen klimaneutralen Regelungen wahrscheinlich verschieben.“ Es scheint, dass das Bauen an erster Stelle und das Klima an zweiter Stelle steht.
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Nur fünfzig Prozent der Deutschen sind Eigenheimbesitzer
Was in Deutschland eine Rolle spielt, ist, dass der Anteil der Wohnungseigentümer deutlich geringer ist als in den Niederlanden. „Nur die Hälfte der Menschen besitzt ein Haus“, sagt der Ökonom. „In den Niederlanden liegt dieser Prozentsatz zwischen 70 und 80 Prozent.“ Dies führt zu Problemen, wenn die Miete steigt, was jetzt häufig vorkommt. „Wenn nicht mehr gebaut wird, werden die Mieten noch stärker steigen, was zu noch mehr sozialen Problemen führen wird.“
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Scholz hat es in Hamburg bereits geschafft
Die ausgezahlten 50 Milliarden wird der Sektor voraussichtlich über einen Zeitraum von vier Jahren erhalten. Der Staat kann im Gegenzug feste Garantien verlangen. „Scholz hat das schon gemacht, als er vor mehr als zehn Jahren Hamburger Bürgermeister war“, sagt Brzeski. „Dann gab es auch Probleme beim Neubau, und es gelang ihm. Um dies zu erreichen, wurden den Wohnungsbaugesellschaften lediglich verbindliche Verpflichtungen auferlegt.
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