Deutschland will Güterzügen öfter Vorrang einräumen
Kapazitätsbedarf
Susanne Henckel, Staatssekretärin für Digitalisierung und Verkehr, ist der Meinung, dass Güter- und Personenverkehr bei Fahrplankonflikten auf der Schiene gleich behandelt werden sollten. Derzeit hat der reguläre Personenverkehr Vorrang vor dem Güterverkehr, wenn mehrere Parteien die gleiche Trasse beantragen oder gleichzeitig die gleiche Strecke nutzen wollen.
Simone van der Lee
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Das sagte der Minister in einem Interview mit der deutschen Fachzeitschrift Eisenbahntechnische Rundschau. „Der Warentransport ist gleichberechtigt. Es wird nicht passieren, dass der Personenverkehr erst alle seine Wünsche bekommt und dann der Güterverkehr die restlichen noch verfügbaren Trassen“, sagt der deutsche Politiker.
Sie ist der Meinung, dass bei der Trassenvergabe stärker auf die benötigte Kapazität der Bahnnutzer geachtet werden sollte. Das Bundesministerium für Digitalisierung und Verkehr will daher die Kapazitätsplanung in die in dieser Legislaturperiode geltende Gesetzgebung aufnehmen. Nach Angaben des deutschen Staatssekretärs müssen alle Parteien zunächst ihren Kapazitätsbedarf ermitteln, bevor sie einen Fahrplan erstellen. Der Fahrplan muss dann stärker an die Nachfrage der verschiedenen Bahnunternehmen angepasst werden.
Kapazität optimieren
„Damit wollen wir schwere Trassenkonflikte reduzieren und die Auslastung des Schienennetzes optimieren. Das funktioniert aus unserer Sicht besser als unkoordinierte Trassenanträge“, sagt Henckel. Wie genau dies umgesetzt werden soll, müsse laut Staatssekretär gemeinsam mit der Branche erarbeitet werden. Sie stellt auch fest, dass die Umsetzung nicht einfach ist.
Derzeit können Eisenbahnverkehrsunternehmen Trassen anfordern, danach muss der deutsche Bahnbetreiber DB Netz eine Zuweisung vornehmen. Wenn mehrere Parteien die gleiche Trasse beantragen und hierfür keine Lösung gefunden wird, kommt die Vorrangregel zur Anwendung. Regelmäßig verkehrende Züge, die auch den Personenverkehr beinhalten, haben Vorrang vor einem Güterzug, für den auch die Trassenbestellung beantragt wurde.
„Für den Güterverkehr war das nicht gut“, sagt Henckel. Sie erklärt auch, dass es für das Bundesministerium nun die Möglichkeit gibt, von dieser Vorrangregel abzuweichen, um auf einer bestimmten Strecke zu testen. „Aber wir fanden, dass das nicht genug war“, sagte der Politiker.
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