Heute treffen sich die EU und die Westbalkanländer Albanien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, Nordmazedonien, Serbien und Kosovo in der albanischen Hauptstadt Tirana, um über die Perspektive einer europäischen Mitgliedschaft zu beraten. Der Gipfel folgt auf einen früheren Gipfel, der dieses Jahr in Berlin stattfand.
Laut Deutschland-Korrespondent Derk Marseille geht es bei dem Gipfel um „Erwartungsmanagement“, weil viele Länder so lange im Wartezimmer gesessen haben. Einige Länder sind enttäuscht, weil sie glauben, dass sie aus unangemessenen Gründen in diesem Wartezimmer bleiben. Deutschland habe sie jetzt wissen lassen, dass sie dazugehören, dass Europa sie als Verbündete gegen Russland und China brauche, sagt Marseille.
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Russland und China
In den letzten zehn Jahren hat der Einfluss Chinas und Russlands in der Region erheblich zugenommen. Russland war schon immer gut mit Serbien befreundet, China hat im Rahmen der Neuen Seidenstraße, der zehnspurigen Handelsroute zwischen China und Europa, massiv in die Infrastruktur des Balkans investiert. Die EU will diesem Einfluss entgegenwirken, muss dann aber mobilisieren und den beteiligten Ländern eine Beteiligung in Aussicht stellen.
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Illustration, wie Deutschland im Spiel ist: Im Rahmen einer möglichen EU-Beteiligung mussten 500 albanische Richter einen Korruptionstest bestehen, 300 von ihnen lehnten ab. Deutschland will hier Nachsicht zeigen. Denken Sie an das deutsche Sprichwort „Wandel durch Händel“, das laut Marseille von den Deutschen angewendet wird, „wenn es ihnen passt“.
Ein wichtiges Element dieses Prozesses der gegenseitigen Annäherung liegt in den historischen, politischen und kulturellen Sensibilitäten zwischen den Staaten und Völkern des Balkans. Ein gutes Beispiel ist der Streit zwischen Serbien und dem Kosovo, das eine serbische Minderheit hat. Der Kosovo wollte kosovo-serbische Staatsbürger bestrafen, die noch Autos mit serbischem Nummernschild fuhren. Dies führte fast zu einem Bruch zwischen den beiden Nachbarländern.
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Ein rein technokratischer Ansatz reiche nicht aus, sagt Marseille. Und deshalb besuchte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vergangene Woche die Region. „jemand mit Autorität, der vermitteln möchte, dass es um das europäische Gefühl geht. Dieser Streit um Nummernschilder erscheint uns trivial, ist ihnen aber sehr wichtig.
Und doch ist das im Grunde natürlich nur ein Kalkül und jedes Balkanland wartet nur darauf, dass die Gelder aus Brüssel in diese Richtung fließen. Und alle Balkanländer sehen Deutschland hier als Vorreiter.
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