Deutschland – Niederlande (2:1) sorgte mit Sprechchören und einem stimmungsvollen Gedenken an die verstorbenen Ikonen Franz Beckenbauer und Andy Brehme bereits für einen Hauch fußballerischer Vorfreude auf die Europameisterschaft. Die Ausstellung, fünfzig Jahre nach dem legendären WM-Finale 1974, weckt Wehmut.
Aber dann? Seltsamerweise, weil es eines der Grundbedürfnisse des Fußballs ist, gab es im Frankfurter Stadion dieses Spielfeld, voll, auf dem bis zur Halbzeit fast jeder in engen Kurven herumrutschte. Wie zum Teufel ist das möglich? Falsche Schuhe oder zu viel Spray an einem trockenen Tag? Im heutigen Fußball ist an alles gedacht, auch an die größten Banalitäten, aber an einen passenden Rasen; Manchmal ist es zu viel verlangt. In der Schlussphase wurde über den siegreichen Kopfball von Niclas Füllkrug nach einer Ecke von Toni Kroos diskutiert, der von Torwart Bart Verbruggen spektakulär pariert wurde. Anscheinend hatte der Ball gerade die Torlinie vollständig überschritten.
Über den Autor
Willem Vissers ist seit über 25 Jahren Fußballjournalist. von Volkskrant. Er hat über acht Weltmeisterschaften berichtet. 2022 wurde er zum Sportjournalisten des Jahres gekürt.
Die Deutschen sind besser mit dem Ball
Im gewählten System, 5-3-2, schnitt die niederländische Mannschaft einigermaßen gut ab, obwohl das Spiel langsam war und die Anzahl der Chancen nicht übermäßig hoch war. Zeitweise schien es, als wäre das Wachsfigurenkabinett zu Gast in Frankfurt, so wenig Bewegung herrschte im Team. Der Spielunterschied zwischen den Nachbarländern war mehr oder weniger so groß wie der Unterschied zwischen Leben und Tod, insbesondere bis zur Halbzeit. In der zweiten Halbzeit hielten die Niederländer bis in die Schlussphase mit den Deutschen mit, auch wenn die Nachbarn im Schnitt wesentlich besser mit dem Ball umgehen konnten. Vorher war das anders.
Der Mannschaftsfußball, der zum ersten Mal ein rosa-lila Trikot trug, sah aus wie das Leben selbst. Kreativ, nach vorne gerichtet, mit klugen Pässen zwischen den Linien, mit Positionswechseln. Mit Jamal Musiala als geschicktem Dribbelmann, mit Florian Wirtz als Künstler der Zukunft und Toni Kroos als General aus der Vergangenheit und sicherlich auch aus der Gegenwart, zurückgekehrt wie er ist, speziell für die Europameisterschaft. Auch auf deutscher Seite lief vieles schief, aber ihre Absichten waren klar. Sie wollten gewinnen. Die niederländische Mannschaft wollte nicht verlieren.
Wenn die Niederländer in Ballbesitz waren, waren sie oft in der Verteidigung, um das Spiel zu töten und zu neutralisieren, es zu bremsen, obwohl die zweite Halbzeit bis zur Schlussphase besser war als die erste. Zeitweise stand alles und jeder still und das deutsche Publikum begann neckend zu applaudieren, während sich die Oranges mal wieder Zeit ließen, von einem Innenverteidiger zum anderen zu wechseln.
Nehmen Sie gute Gefühle mit
Nach der Variante am Freitag im 4-3-3 gegen die Schotten (Ergebnis 4:0) kommt am Dienstag das für Gegner der höchsten Kategorie vorgesehene System: 5-3-2 bzw. 3-5-2. Drei Innenverteidiger, aufstrebende Männer auf den Flügeln, Joey Veerman und Jerdy Schouten als PSV-Duo im zentralen Mittelfeld, Memphis Depay und Donyell Malen vorne, mit Tijjani Reijnders hinten. Manchmal war niemand vorne, dann verschwand ein langer Ball im Niemandsland, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gab.
Nationaltrainer Ronald Koeman hatte im Vergleich zum Spiel gegen Schottland am Freitag sieben verschiedene Fußballer eingesetzt, während sein Kollege Julian Nagelsmann dieselbe Mannschaft aufstellte, die am Samstag Frankreich besiegte, um das gute Gefühl auch Ende Mai oder Anfang Juni aufrechtzuerhalten, wenn die Auswahlen aufeinandertreffen der letzte Teil. der Vorbereitung.
Dass die Niederlande bereits nach 3 Minuten in Führung gingen, lag auch an einem Missverständnis zwischen Maximilian Mittelstädt und Jonathan Tah. Depay nutzte den Vorteil und flankte vorsichtig, woraufhin Veerman den Ball feierlich und stilvoll mit dem Schuh annahm und damit sein erstes Tor als Nationalspieler erzielte. Veerman und Schouten spielten gut zusammen und waren sehr gut am Ball, auch wenn sie im schnellen Kombinationsspiel der Mannschaft manchmal hoffnungslos verloren gingen. Wenige Minuten nach dem 0:1 war der Spielstand nach einem wuchtigen Schuss von Mittelstädt nach einer abgefälschten Ecke ebenfalls ausgeglichen. Der Ball prallte über die Latte ins Tor, außerhalb der Reichweite von Torwart Bart Verbruggen.
Die zweite Halbzeit begann gut
In der bislang ersatzlosen zweiten Halbzeit starteten die Niederlande erneut gut, mit einem blendenden Schuss von Malen direkt in die Hände von Marc-André ter Stegen. Die besten Chancen hatten nun die Niederlande, denen es dank einiger Taktik endlich gelang, den Ball in Führung zu bringen. Daley Blind (Freistoß), Reijnders und Depay schossen vorbei. Deutschland war in der Schlussphase, auch rein fußballerisch, noch einmal deutlich besser darin, sich zurechtzufinden. Quinten Timber ersetzte Reijnders bei seinem Debüt in der niederländischen Nationalmannschaft, was bedeutet, dass die niederländische Mannschaft nun drei Zwillinge in ihrer Geschichte hat. Frank und Ronald de Boer sowie René und Willy van de Kerkhof gingen den Timbers voraus.
Torhüter Bart Verbruggen, normalerweise die erste Wahl bei der Europameisterschaft, schien in der Schlussphase das Unentschieden zu retten, als er Schüsse von Musiala und Routinier Thomas Müller aus der Ecke abwehrte. Mit Tipps und Tricks aus den besten Traditionen glaubte die niederländische Mannschaft bis zum Ende, ein 1:1-Unentschieden erreichen zu können. Bis zu diesem Kopfball von Füllkrug, der kürzlich mit Dortmund gegen den PSV gewann.
„Subtil charmanter Denker. Organisator. Schöpfer. Hingebungsvoller Zombie-Geek. Web-Guru. Zertifizierter Kommunikator.“