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Hintergrund Politik
Gestern 17:00 Uhr – Jurphaas Lugtenburg
Es ist Aktionswoche in Deutschland. Es sind nicht nur Bauern, die weiterhin protestieren. Diese Woche machen auch Transportunternehmen und Fischer mit. Und damit nicht genug: Die Bahngewerkschaft GDL hat für die zweite Wochenhälfte einen Streik angekündigt. Insgesamt handelt es sich dabei um mehr als hundert verschiedene Klagen gegen die Steuerpläne der Bundesregierung.
Die Abschaffung der Dieselsteuervergütung und die Einführung einer Kraftfahrzeugsteuer auf landwirtschaftliche Fahrzeuge waren für die Landwirte der letzte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Seit fast einem Monat demonstrieren sie gegen die Steuervorhaben der Ampel-Koalition (Ampelkoalition), wie die Regierung aus Sozialdemokraten, Liberalen und Grünen heißt.
Der Deutsche Bauernverband (DVB) kündigte für vergangenen Freitag eine Aktionswoche mit Blockaden, Traktorenkolonnen und Demonstrationen an. Der Logistik-Interessenverband Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) ist mit der Erhöhung des Kilometergeldes unzufrieden (maut) und die Doppelsteuer auf CO2 (sowohl auf den Dieselpreis als auch auf die Kilometergebühr). Die deutschen Fischer sind unzufrieden mit der Reduzierung der Fischereizonen in der Nordsee und glauben, dass dies der letzte Posten im Haushalt des deutschen Landwirtschaftsministeriums ist. Geld, das ursprünglich für die Fischerei gedacht war, wird heute für andere Zwecke verwendet. „Was derzeit in der Nordsee passiert, kommt im Grunde einer Landnahme eines Bauern gleich“, schrieb der Verband der Deutschen Kutter- und Küstenfischer (VDKK) in einer Stellungnahme.
Ordentliche Steuererhöhung
Die Regierung sagt, dass die Dieselpreise steigen sollten, um einen Anreiz für die Umstellung auf sauberere alternative Energiequellen zu schaffen. Es gibt noch keine elektrischen (landwirtschaftlichen) Traktoren oder Mähdrescher und der Transport erfolgt auf der Straße maut für Diesel und Elektro gleichermaßen erhöht. „Es sieht nach einer gedankenlosen Spendensammlung aus“, sagte der VDKK. Nach Ansicht der beteiligten Interessenverbände steht durch die Pläne der Bundesregierung das Überleben von Mittelständlern und Familienunternehmen auf dem Spiel.
DBV und BGL stehen für einen klaren, aber freundlichen und demokratischen Protest. Sie fordern Unternehmen, die teilnehmen möchten, auf, sich nur an bereits angekündigten Aktionen anzuschließen. Diese Woche beinhaltet viele große und kleine Aktionen. Am kommenden Montag (15. Januar) ist in Berlin eine Massendemonstration geplant.
Die Massendemonstrationen in Deutschland erinnern ein wenig an die Bauernproteste in den Niederlanden. In Deutschland ist die Steuererhöhung die Ursache, in den Niederlanden Stickstoff. Und während in den Niederlanden einige protestierende Bauern nicht zögerten, in der Nähe des Hauses von Minister Van der Wal zu demonstrieren, drehte in Deutschland die Fähre, auf der Wirtschaftsminister Robert Habeck gefunden wurde, wegen der Demonstranten, die auf ihn warteten, um.
In gewisser Weise könnte man sagen, dass es bei den Bauernprotesten um viel mehr geht als nur um Stickstoffsteuern oder Steuern. Eine progressive linke Regierung mit großen Ambitionen in den Bereichen Klima und Umwelt möchte schmerzhafte und kostspielige Maßnahmen ergreifen, die ein erheblicher Teil der Bevölkerung völlig ablehnt.
Sinkende Popularität
Genau wie Rutte IV in den Niederlanden gewinnt die Ampelkoalition unter Olaf Scholz gelinde gesagt nicht den Popularitätspreis. Eine weitere Ähnlichkeit mit den Niederlanden besteht darin, dass keiner der drei Koalitionspartner ein Interesse daran hat, die Regierung in dieser Frage im Stich zu lassen. Die Christdemokraten (CDU/CSU) haben sich nach der Merkel-Zeit neu erfunden und stehen der Scholz-Regierung vehement gegenüber. Auch die rechte AfD schneidet in den Umfragen gut ab. In diesem Jahr finden in den Bundesländern Brandenburg, Thüringen und Sachsen Wahlen statt, die von politischen Beobachtern genau beobachtet werden. In den drei Bundesländern der ehemaligen DDR besteht die derzeitige Regierung aus der sozialdemokratischen SPD, mit oder ohne Grüne, Linke oder CDU. In diesen drei Bundesländern schneidet die AfD in den Umfragen gut ab und ist sogar stärkste Partei.
Da sich die deutsche Wirtschaft in Schwierigkeiten befindet und drei Quartale in Folge schrumpft, gilt Deutschland innerhalb der Eurozone als rückständiges Land. Deutschland wäre nicht Deutschland, wenn die Erinnerung an den Krieg nicht wachgehalten würde. Angesichts der mäßigen Konjunkturaussichten, des geringen Vertrauens in die Politik und des Aufstiegs einer rechtsextremen Partei ist die Parallele zur Weimarer Republik daher leicht zu ziehen.
Mehrere Zeitungen und andere Medien betonen, dass die aktuellen Demonstrationen gegen die Steuermaßnahmen gerichtet seien und es sich nicht um einen Streik für politische Ziele oder Ideen handele. Davon getrennt ist der Bahnstreik. In der Bundesrepublik ist ein Generalstreik praktisch unmöglich und wer aus Solidarität mit den Bauern die Arbeit niederlegen möchte, riskiert die Konsequenzen. Das Demonstrationsrecht (das auch Bauernproteste einschließt) unterscheidet sich rechtlich stark vom Streikrecht. DVB und BGL distanzieren sich ausdrücklich von jeder rechtsextremen Bewegung, die sich den Demonstrationen anschließen möchte.
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