Die FDP scheint sich nicht länger gegen die Einführung einer Fleischsteuer zur Finanzierung eines strengeren Tierschutzgesetzes in der Landwirtschaft zu wehren.
Bei der Modernisierung von Land- und Viehwirtschaft sind sich die drei Parteien der „Ampelkoalition“ weitgehend einig, bei der Finanzierung gehen sie bislang auseinander.
Die Liberale Fraktion des Agrarlandes Niedersachsen plädiert nun für einen Zuschlag von 40 Cent pro Kilo Fleisch, der fast vollständig von Supermärkten und Maklern zu zahlen ist. Sie dürfen den Aufpreis so wenig wie möglich an die Kunden weitergeben, um die Inflation nicht weiter anzuheizen. Die niedersächsischen Liberalen haben ihren Vorschlag angenommen und mit ihren Spitzen aus der FDP-Bundesfraktion diskutiert.
Bei einem Verbrauch von 7,4 Millionen Tonnen Fleisch pro Jahr entspricht dies einer Fleischzuweisung von fast 3 Milliarden Euro, die in einen nationalen Tierschutzfonds fließen müssen. Damit sollen „Züchteraufkauf“ und „Schlachthofreinigung“ sowie Zuschüsse für Stallsanierungen, Biolandbau und mehr Tierwohl finanziert werden.
Erweitertes Paket
Ein Expertengremium unter Leitung von Altminister Jochen Borchert hat im vergangenen Jahr ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Modernisierung der deutschen Landwirtschaft vorgestellt, darunter schärfere Gesetze gegen Tierquälerei und Gewässerverschmutzung. Außerdem soll das Land die EU-Umweltnormen für Boden, Luft und Wasser einhalten. Für die deutsche Viehwirtschaft bedeutet dies, fast alle Ställe zu ersetzen, was Milliarden Euro kosten wird.
Der deutsche LNV-Minister Cem Özdemir hat bisher keine Entscheidung über die mögliche Finanzierung solcher Pläne getroffen. Soll der Kunde bezahlen, der Landwirt, die Handelskette oder der Zwischenhändler? Oder eine Kombination daraus? Außerdem: Soll es nur beim Fleischverkauf in Supermärkten oder auch in Restaurants einen Zuschlag geben? Und wird es eine Steuer, eine Abgabe oder ein Zuschlag sein?
Diese Grünen sind glücklich
Landwirtschaftssprecherin Renate Künast von Bündnis 90/Die Grünen freut sich, dass die FDP ihren Widerstand gegen die Finanzierung der Umstellung von Vieh und Landwirtschaft zurückgezogen hat. „Das ist eine wichtige Stütze für mehr Tierschutz und fairen Wettbewerb“, sagt sie.
Niedersachsen ist ein wichtiges Agrarland. Mehr als die Hälfte der deutschen Masthähnchen werden dort aufgezogen (60 %), jedes dritte Schwein (33 %) und etwa jedes fünfte Rind (21 %).
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