Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) hat die Schätzung der Getreide- und Rapsernte aufgrund der Dürre deutlich gesenkt. Der Verband rechnet mit einer Getreideernte von 42 Millionen Tonnen und einer Rapsernte von 4,1 Millionen Tonnen. Im Vergleich zur Vormonatsprognose bedeutet dies einen Rückgang um 1,2 Millionen Tonnen bei Getreide und rund 200.000 Tonnen bei Raps.
Um weitere Ertragseinbußen auf guten Böden in Deutschland zu vermeiden, muss es weiterhin überall regnen. „Das Wetter hat sich in den letzten vier Wochen völlig verändert“, stellt Getreideexperte Guido Seedler vom DRV fest. „Waren Mitte Mai einige Gebiete wegen starker Regenfälle nur noch befahrbar, stehen die Ernten in ganz Deutschland nun unter enormem Dürrestress.“ Besonders betroffen sind laut Seedler die fünf ostdeutschen Bundesländer. Auf diese Gebiete entfällt etwa die Hälfte der Verluste.
Nach neuesten Zahlen wird die gesamte Getreideernte in Deutschland im jahr 2024 42 Millionen Tonnen betragen. Ein Rückgang von 3,3 % im Vergleich zum Vorjahr. Die Winterweizenernte wird auf 21,6 Millionen Tonnen geschätzt, etwas mehr als die Hälfte der gesamten Getreideernte. Für Winterweizen bedeutet dies einen Rückgang von 2,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Hektarertrag liegt weiterhin bei knapp 7,6 Tonnen.
Bei der Wintergerste erwartet der DRV einen Gesamtertrag von 9,1 Mio. Tonnen. Dies ist ein Rückgang von 1,4 % im Vergleich zum Vorjahr. Der Ertrag pro Hektar soll bei 7,1 Tonnen pro Hektar liegen, was einer Reduzierung um 6,3 Prozent entspricht. Die leicht vergrößerte Fläche im jahr 2024 kann daher die erwarteten Ertragseinbußen nicht kompensieren.
Weniger Dürre
Seedler berichtet, dass Getreidearten wie Wintergerste, die früh gedroschen werden und daher kein Wasser mehr benötigen, weniger von Trockenheit betroffen sind. Ein Unternehmer aus Limburg hat am vergangenen Wochenende übrigens die erste Wintergerste in den Niederlanden geerntet. „Bei Getreide, das später das Land verlässt, wie zum Beispiel Weizen, müssen wir mit weiteren Ertragseinbußen rechnen, wenn es in naher Zukunft nicht regnet“, sagt der Getreideexperte. „Das Gleiche gilt für Feldfrüchte, die im Frühjahr gesät wurden, etwa Mais. Diese Kulturen befinden sich noch in der Wachstumsphase.
Neben Deutschland leiden auch Polen, das Baltikum und Skandinavien unter der Dürre, berichtet DRV. Die Situation in Spanien ist besorgniserregend. „Dort wird eine historisch niedrige Ernte von rund 11 Millionen Tonnen Getreide erwartet“, sagt Seedler. Der langjährige Durchschnitt liegt doppelt so hoch. Auch die Erwartungen für die europäische Getreideernte wurden letzte Woche nach unten korrigiert, berichtete das Meteorologische Institut des Gemeinsamen Forschungszentrums.
Ertragsverluste im Ostseeraum und auf der Iberischen Halbinsel könnten, wie sich nun zeigt, durch höhere Erntemengen in Südosteuropa ausgeglichen werden. Auch die Weltgetreideernte wird voraussichtlich das Vorjahresniveau übertreffen, was unter anderem auf eine gute Weizenernte in Kanada und eine gute Maisernte in Brasilien zurückzuführen ist.
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