Die Ernennung von Boris Pistorius zum deutschen Verteidigungsminister im Januar hat viele überrascht. Aber in kurzer Zeit wurde er zum beliebtesten Mitglied des Kabinetts.
Deutschland hat aufgrund seiner Aggression und Verbrechen während des Zweiten Weltkriegs eine etwas komplizierte Beziehung zu seinen Streitkräften. Und das Verteidigungsministerium scherzt manchmal in politischen Kreisen in Berlin der Schleudersitz („der Schleudersitz“), weil er ein berüchtigter Karrierekiller ist. So musste die frühere Verteidigungsministerin Christine Lambrecht in diesem Jahr wegen ständiger Patzer nach dreizehn Monaten zurücktreten.
Doch sein Nachfolger Boris Pistorius (63) vom rechten Flügel der sozialdemokratischen SPD ist zur Überraschung aller in kurzer Zeit zum Politstar avanciert. Pistorius ist laut Umfragen des ZDF das beliebteste Kabinettsmitglied.
Während seine Ernennung im Januar noch viele Menschen überraschte. Denn Pistorius verfügte, abgesehen von seinem Militärdienst in den Jahren 1980 und 1981, über keinerlei fortgeschrittene militärische Expertise. Verwaltungserfahrung hatte er als Oberbürgermeister der Stadt Osnabrück und Innenminister des Landes Niedersachsen, jedoch nicht auf Bundesebene.
Doch Bundeskanzler Olaf Scholz, ebenfalls aus Osnabrück, kannte seinen Parteikollegen als Mann der Tat. „Mit seiner Erfahrung, seinem Können und seiner Zuversicht und seinem großen Herzen ist er an dieser Stelle einfach der Richtige für die Bundeswehr“, sagte die Bundeskanzlerin.
politischer Sturm
Unmittelbar nach seinem Amtsantritt geriet Pistorius in einen politischen Sturm, als Deutschland zunehmend unter Druck geriet, Panzer an die Ukraine zu liefern. Doch der brandneue Minister hat einen kühlen Kopf bewahrt. Er sagte, er werde prüfen, wie viele Panzer geliefert werden könnten, könne der Entscheidung aber nicht vorgreifen. Erst nachdem Washington zugestimmt hatte, auch amerikanische Panzer zu liefern, wurde Berlin verrückt.
Nach seiner Einsetzung besuchte Pistorius deutsche Militäreinheiten und machte einen unangekündigten Besuch in Kiew. Er besuchte auch ukrainische Truppen, die in der deutschen Stadt Münster im Umgang mit deutschen Leopard-2-Panzern ausgebildet wurden: „Über einen Krieg zu sprechen, ist etwas anderes, als in die Gesichter von Menschen zu schauen, die direkt von der Front kommen und auch mitkommen Panzer, sobald sie ihre Ausbildung abgeschlossen haben“, sagte er gegenüber Reportern.
Ein Glas mit 100 Milliarden
Im eigenen Land steht der Minister vor der Aufgabe, die jahrzehntelang vernachlässigte Bundeswehr wiederaufzubauen, wofür ein Sonderfonds von 100 Milliarden Euro eingerichtet wurde. Eine entmutigende Aufgabe, da Armeen mit schleimiger Bürokratie und einem Mangel an Ausrüstung kämpfen.
In der Hoffnung, die Rüstungsbeschaffung zu beschleunigen, löste Pistorius am vergangenen Mittwoch den Leiter der Beschaffungsabteilung ab. Und Anfang dieses Monats ernannte er einen neuen Kommandanten der Streitkräfte. Der vorherige ging vorzeitig in den Ruhestand, nachdem er den größten Teil eines Interviews über die Qualitäten des ukrainischen Militärs verpasst hatte.
Pistorius selbst ist sich über den Krieg im Klaren: Kiew muss gewinnen und die Ukrainer können auf die Deutschen zählen. Ein Ausschuss des Bundestages hat am Donnerstag außerdem 8 Milliarden Euro Rüstungshilfe für die Ukraine für einen Zeitraum von zehn Jahren bewilligt. „Versprochen – geliefert“, twitterte der Minister am Montag über die ersten deutschen Leopard 2, die in die Ukraine geschickt wurden. „Unsere Panzer kamen wie versprochen pünktlich in den Händen unserer ukrainischen Freunde an. Ich bin mir sicher, dass sie einen entscheidenden Beitrag zur Front leisten können!
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