Dieses gute Ergebnis sei damals, so Müller, der Lohn für eine Politik der guten Beziehungen zu Russland gewesen, die in den 1960er Jahren begonnen und 1969 unter dem ersten sozialdemokratischen Bundeskanzler Willy Brandt konsequent umgesetzt worden sei. Die Schlüsselbegriffe der Zeit waren „Entspannung“, „Friedenspolitik“ und „vertrauensbildende Maßnahmen“. Deutschland und Russland sollten gute Nachbarn sein.
Die aktuelle SPD-Führung hat das alles über Bord geworfen und setzt nun auf Aufrüstung, Abschreckung und Militärmacht. Eine völlige Kehrtwende und ein völliger Verrat. Zur Veranschaulichung zitiert Müller (der 1972 Willy Brandts Kanzlerwahlkampf leitete) die Worte des SPD-Co-Vorsitzenden Klingbeil aus einem Interview im ARD-Fernsehsender, in dem Sara Wagenknecht von der neuen linken Oppositionspartei Bündnis Sarah zu sehen war. Wagenknecht (BSW) kritisierte: „Sahra Wagenknechts Friedenskampagne bedeutet (…) Wir verlassen die Ukraine.“ Wir sagen Putin, dass er tun und lassen kann, was er will. Und meine tiefste Überzeugung ist: Wenn Putin nicht gestoppt wird (…), wird er weitermachen. Polen, die baltischen Länder, Georgien sind bedroht (…) Wer weiß, wie weit Putins Großmachtphantasien gehen können.“
Müller dazu: „Diese Aussagen enthalten übermäßige Übertreibungen, ja sogar Verfälschungen. Klingbeil lässt die Komplexität der russischen Militärintervention in der Ostukraine offensichtlich außer Acht. Er schreibt Russland imperialistische Absichten zu, den Wunsch, Polen, die baltischen Staaten usw. zu erobern. Es gibt keine Beweise für diese Behauptungen. Und Klingbeil personalisiert alles. Putin – er ist ein Bösewicht. Ein SPD-Präsident, der sich nicht an die Geschichte erinnert, sollte sich an seine eigene Geschichte erinnern (…)“
Und Müller bezieht sich auf Bilder von Wladimir Putin, wie er am 25. September 2001 im Deutschen Bundestag spricht und von den Anwesenden, darunter der CDU/CSU und dem sozialdemokratischen Bundespräsidenten Johannes Rau, stehende Ovationen erhält. Und er fährt fort: „Es ist jetzt 23 Jahre her. Die große Chance, einen Raum des Friedens von Wladiwostok bis Lissabon zu schaffen, wie Putin es damals vorschlug, wurde vom Westen vertan. Der Westen löste beispielsweise in der Ukraine eine Konfrontation mit einer Verschärfung der Aggression gegen Russland aus, dank einer Investition von 5 Milliarden Dollar. Es war der Westen, der Russland von der gemeinsamen Sicherheitspolitik ausgeschlossen hat, nicht umgekehrt.“
Und, so Müller abschließend, die Wählerschaft lege der SPD nun den Schein des Verrats an einem wichtigen Teil ihrer Politik vor …
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