Das Gesicht der goldenen Generation Argentiniens muss den Deutschen helfen, den Hauptpreis zu gewinnen

Er ist das Gesicht der goldenen Generation Argentiniens, die 2016 gegen alle Widrigkeiten den Olympiatitel in Rio de Janeiro gewann. Doch bei der WM in Indien verteidigt Gonzalo Peillat die Farben Deutschlands. Der 30-jährige Eckenspezialist ist das größte Kapital von Die Honamas, die seit 2013, als der Europameistertitel gewonnen wurde, einem internationalen Preis hinterher jagen.

Nach einem vierten Platz bei den Tokyo Games im Sommer 2021 ist Deutschlands Analyse eindeutig. Aus der Angriffsecke ist zu wenig zurückgekommen. Von den Top-Ländern schneidet Deutschland in diesem Bereich am wenigsten ab. Im verlorenen Kampf um Bronze gegen Indien durften die Deutschen zehn Mal von der Kreisspitze zielen, aber nur einer der Versuche wurde in ein Tor verwandelt.

Das Fazit ist eindeutig: Deutschland hat keine Weltklasse-Ecke. In den letzten Jahren ist es dem Land nicht gelungen, einen internationalen Spitzenschützen für kriminelle Ecken zu entwickeln. Lukas Windfeder wurde seiner Rolle als erster Eckschütze nicht gerecht und Martin Häners Strafecke fehlte die Geschwindigkeit, um wirklich gefährlich zu werden. Dennoch scheint die Lösung des Eckballproblems im eigenen Land beim Mannheimer HC zu spielen: Gonzalo Peillat.

„Wenn Sie einen Spieler wie Gonzalo in Ihrem Team haben, müssen Sie versuchen, Ecken zu bekommen, weil er in den meisten Fällen trifft“, sagte Lucas Rey in einem Interview mit der Website des FIH über seinen ehemaligen argentinischen Teamkollegen.

Gonzalo Peillat (l) im Duell mit José Basterra beim Pro-League-Spiel zwischen Deutschland und Spanien in Mönchengladbach. Foto: FIH

bester Eckschütze

Peillat gilt weithin als einer der besten Eckenschützer der Welt, aber es ist keine Liebe auf den ersten Blick zwischen ihm und der Ecke. Zunächst spielt er die Rolle des Stoppers am Elfmeterpunkt. Das Interesse, den Elfmeter selbst zu ziehen, entsteht, wenn einer der argentinischen Nationalspieler seines Clubs Mitre in Buenos Aires im Training die Technik des Elfmeters erklärt.

Nach eigener Aussage braucht Peillat vier Monate, um die Ecke zu meistern. Dann geht er selbst an die Arbeit. Nach jedem Training trainiert Peillat mit zwanzig bis dreißig Bällen. „Eine gute Ecke ist kein so großes Rätsel. Es ist Übung, Übung und noch mehr Übung“, sagte Peillat der Zeitung Trouw.

Während der Olympischen Spiele 2012 in London wird Peillat zum ersten Mal der Welt des internationalen Eishockeys vorgestellt. Mit 19 erzielte er vier Tore für Argentinien, das in einem Turnier, das Deutschland auf Kosten von Oranje Heren gewann, Zehnter wurde.

Durchbruch in Den Haag

Peillats großer Durchbruch folgte zwei Jahre später in Den Haag. Bei der WM wurde er mit zehn Treffern Torschützenkönig. Mit einer Bronzemedaille gewannen die Argentinier, die zuvor noch nie über Platz sechs hinausgekommen waren, erstmals eine WM-Medaille.

Die Elfmeterecke von Gonzalo Peillat während des Duells der Hoofdklasse der Männer zwischen HGC und Den Bosch.

Peillat wird nicht nur von der FIH zum größten Talent des Jahres gekürt, seine Tore bringen ihm auch einen Transfer zum HGC ein. „Ich wollte unbedingt in den Niederlanden Eishockey spielen. Das ist die perfekte Etappe, um mich zu verbessern“, sagte Peillat der Zeitung Trouw, als er in Wassenaar ankam.

Mit seinem scheinbar mühelosen Druckstil macht er an der Spitze des Kreises der großen Ligen einen starken Eindruck. In seiner ersten Saison erzielte er 27 Tore und in seinem zweiten Jahr waren es 33. Dies brachte ihm den Titel des besten Torschützen in der niederländischen Liga ein. Ein nationaler Titel mit HGC ist nicht drin. Im Halbfinale der Playoffs 2016 ist die spätere Meisterin Oranje Zwart zu stark.

In der Hoofdklasse wird es keine dritte Saison geben. Trotz laufendem Einjahresvertrag wechselt Peillat zum Mannheimer HC. „Ein sehr großzügiges Angebot“, überzeugt der Argentinier. HGC will ihm diese Chance nicht nehmen und willigt ein zu gehen.

Rio de Janeiro

Bevor er in Deutschland arbeitet, stehen die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro auf dem Programm. Es wird der Höhepunkt seiner Karriere und die Bestätigung, dass Peillat der beste Eckenschütze der Welt ist.

Im ersten Gruppenspiel gegen Oranje Heren (3:3) traf er nicht, aber in den folgenden Spielen schoss Peillat hart. Im Halbfinale erzielte er drei Tore. In einer halben Stunde bringt er allein Deutschland (5:2) in einen unüberwindbaren Rückstand. Peillat war auch im Finale gegen Belgien präzise, ​​gewann mit 4:2. Die Sensation ist total: Gold für den Außenseiter und Peillat wird erneut Torschützenkönig, diesmal mit elf Treffern.

Gonzalo Peillat weint nach seinem Tor für Argentinien gegen Deutschland bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro.

Der Erfolg wird auf Vereinsebene fortgesetzt. In seiner ersten Saison in Deutschland holte er mit dem Mannheimer HC auf Anhieb den Titel. In der Regular Season wird er mit insgesamt 35 Toren seinem Ruf gerecht. Auch in den folgenden Spielzeiten mischt er an der Spitze der Rangliste mit. Im vergangenen Jahr krönte er sich mit 31 Treffern endgültig zum Torschützenkönig der Bundesliga.

Damals nahm seine internationale Karriere eine andere Wendung. Nach einer enttäuschenden WM 2018 in Indien, bei der Argentinien im Viertelfinale gegen England ausschied, schied Peillat als Nationalspieler aus.

Nicht mehr für Argentinien

Peillat hat die Entscheidungen und das Missmanagement des argentinischen Verbandes satt. Die Rückkehr von Carlos Retegui als Nationaltrainer gefällt ihm nicht. Retegui verabschiedet sich nach Gold in Rio de Janeiro, kehrt aber bald darauf zu Peillats Überraschung als Nationaltrainer zurück. „Ich habe den Eindruck, dass sie mich betrogen, mir ins Gesicht gelogen, mich missachtet und unüberschaubaren Situationen ausgesetzt haben“, begründet Peillat in der argentinischen Zeitung Clarin seine Entscheidung, als Nationalspieler in den Ruhestand zu treten.

Nach 153 Länderspielen und 176 Toren ist seine argentinische Nationalspielerkarriere beendet. Obwohl er in den folgenden Jahren von seinen Mitspielern und dem neuen argentinischen Nationaltrainer Mariano Ronconi zur Rückkehr nach Los Leones eingeladen wurde, hielt Peillat an seiner Entscheidung fest. Ohne seinen Elfmeterschützen belegte Argentinien als Titelverteidiger bei den Spielen in Tokio den siebten Platz.

Wo Argentinien seinen besten Eckenschützen verloren hat, sucht Deutschland einen Spezialisten. Peillat könnte dieses Problem lösen. Laut FIH-Reglement ist es möglich, für ein anderes Land zu spielen, wenn ein Spieler drei Jahre lang nicht für sein Land gespielt hat.

Gonzalo Peillat im Einsatz für den Mannheimer HC beim EHL KO8 in Eindhoven gegen Wimbledon. Foto: Worldsportpics/Frank Uijlenbroek

deutsch international

Deutschland fragt, ob Peillat Interesse hat, für die Nationalmannschaft zu spielen. Es wiegt und wiegt. Schließlich beschließt er, den Sprung zu wagen. Ein Teil von mir wollte weiter für Argentinien spielen, aber mir wurde immer klarer, dass sich nichts ändern würde. Ich muss viel darüber nachgedacht, tausendmal mit Flo (Partnerin Florencia Habif, Anm. d. Red.) und mit meiner Familie darüber gesprochen haben. Ich kann auch problemlos etwas Neues anfangen wie in Argentinien und Hockey genießen, wie ich will“, erklärt Peillat in Clarin.

Im Februar 2022 erhält Peillat, der seit fünf Spielzeiten beim Mannheimer HC spielt, seinen deutschen Pass. „Ob ich für Deutschland spielen kann, entscheidet der Bundestrainer (André Henning, Anm. d. Red.). Ich muss der Mannschaft nützlich sein und mir meinen Platz verdienen“, sagte Peillat auf seiner Homepage.

Trotz seines Starstatus als Spezialist in der Kriminalecke zeichnet die Aussage Peillats Bescheidenheit aus. Abseits des Platzes ist der Argentinier zurückhaltend und spricht in einem ruhigen Ton. Er ist eher schüchtern als frech.

Gonzalo Peillat applaudiert nach seinem ersten Tor für Deutschland gegen Spanien in der Pro League in Mönchengladbach. Foto: FIH

Zurückkommen

Einen Monat nach Erwerb der deutschen Staatsbürgerschaft gab Peillat sein Debüt für die deutsche Mannschaft. Die Augen der Hockeywelt sind auf ihn gerichtet. Während seiner internationalen Abwesenheit übernahm der Belgier Alexander Hendrickx quasi den Thron von Peillat.

Am 26. März in Mönchengladbach im Pro-League-Spiel gegen Spanien brauchte Peillat nur 45 Sekunden, um den Zweiflern das Gegenteil zu beweisen. Auf die Kreiskopfball-Wette reagierte Torhüter Mario Garin nicht. In den ersten fünf Länderspielen der deutschen Nationalmannschaft erzielte Peillat fünf Tore, zwei davon gegen Argentinien.

Es ist offensichtlich. Peillat kann es auch auf internationaler Ebene. Er ist zurück. Mit der Ankunft von Peillat hat Deutschland wieder eine Weltklasse-Elfmeterecke. Damit können und dürfen die Deutschen nach fast zehn Jahren ohne Major-Titel wieder auf einen Hauptpreis hoffen.

Mariele Geissler

"Twitter-Praktizierender. Bier-Evangelist. Freiberuflicher Gamer. Introvertiert. Bacon-Liebhaber. Webaholic."

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert