FRANKFURT (dpa-AFX) – Die Commerzbank sieht sich dank der schwarzen Zahlen des vergangenen Jahres kurz vor der Rückkehr in den Dax. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) erreiche 2022 knapp 3,4 Milliarden Euro, teilte das derzeit im MDax notierte Institut am Montag nach vorläufigen Zahlen mit. „Wir haben uns entschieden, das Ebitda der Commerzbank für 2022 jetzt zu veröffentlichen, damit die Unternehmen der Deutschen Börse uns mit nun zwei Jahren ohne Verlust als Kandidat für die Nachfolge von Linde im Dax 40 sehen können“, sagte Finanzvorstand Bettina Orlopp.
Auf der Messe kam die Neuigkeit gut an. Kurz nach Handelsbeginn stieg die Commerzbank-Aktie zeitweise um fast 3 %. Minuten später war sie immer noch um 0,4 % im Plus und damit die zweitstärkste Aktie im MDax, dem mittleren Aktienindex. Seit Anfang des Jahres ist er um etwa 15 % gestiegen.
Die Linde Group zieht sich von der Frankfurter Wertpapierbörse zurück. Der bisher wertvollste Dax-Konzern wird daher am 27. Februar aus dem ersten deutschen Index genommen. Informationen zur Nachfolge werden am Abend des 17. Februar bekannt gegeben. Eine Bedingung: Das Unternehmen muss in mindestens zwei vorangegangenen Geschäftsjahren ein positives Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen erzielt haben.
Das ist der Commerzbank nach vorläufigen Zahlen gelungen. Allerdings war sie 2020 aufgrund aufwendiger Unternehmensumstrukturierungen in den roten Zahlen, sodass sie sich auf Basis der Jahre 2020 und 2021 nicht für eine Aufnahme in den Dax qualifiziert hätte. Berichten zufolge hat die Bank auch 2022 einen Gewinn gemacht mehr als zwei Milliarden Euro. Die Commerzbank plant, ihre detaillierten Zahlen am 16. Februar zu veröffentlichen – basierend auf ihrem vorläufigen, ungeprüften Jahresabschluss.
Die Commerzbank wurde im Herbst 2018 aufgrund ihrer stark reduzierten Marktkapitalisierung von Dax auf MDax herabgestuft. Der damalige Vorstandsvorsitzende Martin Zielke hatte betont und gelassen geantwortet: „Im Interesse der Bank für die deutsche Wirtschaft wird sich überhaupt nichts ändern.“ Doch die Zugehörigkeit zum Dax ist auch Prestigesache: Gerade für internationale Anleger ist der Deutsche Aktienindex das Aushängeschild der deutschen Wirtschaft.
2018 wurde der Platz des Frankfurter Finanzinstituts an der Spitze der deutschen Börsenkonkurrenz vom Zahlungsdienstleister Wirecard eingenommen, der daraufhin wegen eines Bilanzskandals aus dem Dax ausgeschlossen wurde. Die Börse hat daraufhin die Regeln für die Zugehörigkeit zum ersten deutschen Index verschärft: In den Index, der seit September 2021 auf 40 Werte angewachsen ist, werden nur profitable Unternehmen aufgenommen. Konkurskandidaten und Unternehmen, die ihrer Verpflichtung nicht nachkommen fristgerecht veröffentlichte Zwischenberichte werden nicht mehr in den Dax aufgenommen.
Bei einem Aufstieg der Commerzbank in den Dax würde der Büchsenmacher und Autozulieferer Rheinmetall wohl verlieren. Indexexperten hatten Rheinmetall als Favoriten gesehen, zumal die Commerzbank ihre Ergebnisse für 2022 noch nicht veröffentlicht hatte./stw/ben/stk
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