Während der britische König Charles in Berlin mit Schüssen empfangen wurde, erwartete Bundeskanzler Scholz gestern eine Flut von Fragen im Bundestag. Die Opposition ist mit dem neuen Klimaabkommen des Bundeskabinetts völlig unzufrieden, die Pfeile richten sich vor allem gegen die Koalitionspartei De Groenen. „Die Leute vertrauen einander nicht mehr“, sagt Deutschland-Korrespondent Derk Marseille.
Scholz sollte nach langen nächtlichen Beratungen über die neuen Klimamaßnahmen am vergangenen Wochenende erstmals im Bundestag erscheinen. Die Kritik im Deutschen Bundestag sei nicht freundlich, sagt Marseille. „Nach Ansicht der Opposition ist diese Regierung völlig unfähig, neue Entscheidungen vorzuschlagen.“
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Verpatzte Politik
Vor allem die Grünen sollten es verschonen. Die getroffenen Entscheidungen bringen im Wesentlichen Wasser auf die Mühlen der liberalen Parteien, meint Marseille. „Mehr als 140 neue Autobahnen werden hinzukommen, das Heizverbot mit Gas und Öl wurde aufgehoben und es gibt keine feste Einigung über Klimaziele.“
Letzte Woche gelang es der Bundesregierung auch, den Verbrennungsmotor für Autos zu retten, indem sie mit der Europäischen Kommission Vereinbarungen zum Einsatz von E-Fuels traf. Das sind nicht die Positionen der Grünen.
„Das Vertrauen in diese Firma scheint völlig verschwunden zu sein“, stellt Marseille fest. Denn neben der Kritik an der schwächelnden Umweltpolitik wird laut Opposition zu wenig in die Bundeswehr investiert. Und auch im Hinblick auf die Migration ist unklar, was mit der großen Zahl an Flüchtlingen geschehen soll, die ins Land gekommen sind. „Viele dieser Leute arbeiten noch nicht.“
Chaos
Unterdessen scheiterten auch Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Arbeitgebern über eine Lohnerhöhung, was zu neuen Streiks führte. Das mache in Deutschland das totale Chaos, sagt Marseille. „Tatsächlich vertrauen die Menschen einander nicht mehr. „Vorschläge werden durchgesickert und Minister sind sich in öffentlichen Sitzungen nicht einig.“
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Insofern könnte der Besuch der Bundesregierung in den Niederlanden Anfang dieser Woche eine willkommene Abwechslung für Scholz‘ Team gewesen sein, glaubt er. „Aber jetzt müssen sie wieder an die Arbeit.“
Stabilität
Die schlechte Stimmung im deutschen Kabinett trägt nicht zur Stabilität der Regierung bei. Hinter den Kulissen finden persönliche Auseinandersetzungen statt. Und genauso schwierig ist es auch zwischen den Parteien“, erklärt Marseille. „Vor allem für die Grünen. Sie sind nach 16 Jahren Opposition endlich im Kabinett und wollen ihre Machtposition nicht aufgeben. Und sie gaben der Vorgängerregierung die Schuld dafür.
Aber dieses neue Klimapaket in Deutschland zeige einen enormen Gewinn für die Branche, der dank der Kabinettsliberalen erzielt wurde, sagt Marseille. „Die Grünen müssen sich damit auseinandersetzen. Ich kann mir vorstellen, dass Praktikant De Groenen in den kommenden Wochen über seine Position nachdenken wird. Insbesondere mit dem Ansatz der neuen Haushaltsberatungen.“
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Nach Angaben deutscher Medien arbeitet die größte Oppositionspartei CDA-CSU gemeinsam mit der Regierungspartei FDP an einem Vorschlag zur Migrationspolitik. „Man sieht also tatsächlich, dass bereits logischere Partner versuchen, einander zu finden.“
KingCharles
Gestern besuchte auch der britische König Charles Deutschland. In einwandfreiem Deutsch wandte er sich an Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. „So soll es sein, so kommt man nach Deutschland“, sagte Marseille. „So gewinnt man die Herzen der Deutschen.“
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