Die Fernsehserie „Tagebuch eines Schäferhundes“, die Ende der 1970er-Jahre Millionen Zuschauer anlockte, ist als Live-Musikspektakel zurück im Fernsehen. Was macht die Geschichte des Kaplans Erik Odekerke so zeitlos?
An einem Sonntag im Jahr 1977 klingelte das Telefon der Schauspielerin Brûni Heinke (82). „Es war Joop van de Ende. Er sagte mir, ich solle sofort Direktor Willy van Hemert anrufen. Willy hatte ein Bild von mir gesehen und könnte für mich eine Rolle gespielt haben“, sagt Heinke. Noch am selben Nachmittag erschien die Schauspielerin, die später in über siebenhundert Folgen von auftrat gute Zeiten schlechte Zeiten würde auftreten, vorsprechen. „Nur bei ihm zu Hause, in seinem Privatbüro, würde das so schnell nicht passieren. Ich konnte ein paar Szenen nachspielen, aber es fiel mir schwer einzuschätzen, was er von mir hielt. Bis er plötzlich sagte: „Du hast die Rolle.“
Heinke spielte Miete, die Tochter des Bierbrauers Tagebuch eines Schäferhundes, inspiriert durch das Buch Kroniek eener Parish des Schriftstellers Jacques Schreurs. Die Geschichte dreht sich um Erik Odekerke, einen jungen Geistlichen, der sich 1914 einer Religionsgemeinschaft in Geleen, Limburg, anschließt. Erik, ungeschickt und naiv, versucht, in dem katholischen Dorf zu überleben, das vom Notar, dem Bauern und Pfarrer geführt wird. Die Fernsehserie hat Millionen von Zuschauern angezogen. Und das nicht nur in den Niederlanden: Auch in Deutschland, Finnland und sogar Südamerika wurden die Abenteuer des tollpatschigen Kaplans verfolgt.
Bruni Heinke
Es war eine schwierige Rolle für Heinke. „Miete hat sich in Erik verliebt und er hat sich auch in sie verliebt, aber natürlich war nichts erlaubt, weil Erik ein enthaltloses Leben führte. Es war sehr aufregend zu spielen. Und in der Zwischenzeit sind noch viele andere Dinge passiert. Ihre Mutter starb, sie musste die Brauerei ihres Vaters leiten, heiratete und bekam ein Kind. Miete ist ganz anders als ich: Sie ist steif und introvertiert, ich bin das genaue Gegenteil.
Letztes Jahr hauchte der Theaterproduzent Albert Verlinde der Geschichte Limburgs neues Leben ein, indem er sie in ein Musical verwandelte, das am 3. September live aus Sittard-Geleen übertragen wird. Schauspielerin Nandi van Beurden (32), die 2021 Looking for Maria gewann und diesen Sommer bei De slimste mens mitwirkte, ist die Musical-Miete. Die Rolle gefiel ihr sofort. „Tagebuch eines Schäferhundes wurde einstudiert, als ich jung war, also wusste ich das schon. Heute würden wir es langsames Fernsehen nennen, weil die Szenen lang sind und es kaum Veränderungen bei den Kameraeinstellungen gibt. Allerdings erkennen wir deutlich die Qualität der Darsteller und der Geschichte.
Laut Van Beurden ist nicht nur die unerreichbare Liebe erkennbar, sondern auch die anderen in der Serie behandelten Themen sind zeitlos. „Es geht darum, Ihre Berufung zu entdecken und Ihren Platz in einer sich verändernden Gesellschaft zu finden. Limburg hat sich durch den Boom des Kohlebergbaus verändert. Das reiche römische Leben wich einer anderen sozialen Hierarchie. Die Beschäftigung nahm zu und viele Dörfer wuchsen zu wohlhabenden Städten. Bis die Regierung dem Projekt ein Ende setzte und Städte wie Heerlen plötzlich zu einem benachteiligten Gebiet wurden. Drei Hypothesen, in welcher Provinz damals eine neue Energiequelle erschlossen wurde.
Tagebuch eines Schäferhundes
Heinke glaubt auch, dass es eine Geschichte aller Zeiten ist. „Unmögliche Liebe, Armut, Macht und Geld. Das sind Themen, die immer wieder auftauchen“, sagt sie. Aber natürlich blieb nicht alles beim Alten. „Das Musical wurde mit den Augen von heute gemacht. Es ist leichter und enthält mehr Humor als die Serie. Und natürlich gab es auch Homosexualität in der katholischen Kirche, aber das wurde in der Serie unter den Teppich gekehrt. Ich finde es gut, dass es im Musical einen Fokus darauf gibt.
Die beiden Mietes trafen sich zum ersten Mal, als sie in der Talkshow „Time for MAX“ über das Musical sprechen durften. „Was für ein nettes Mädchen, dachte ich sofort. Mir hat es mit Nandi sehr gut gefallen“, sagt Heinke. Van Beurden war ebenso begeistert. „Als ich Brûni sah, verstand ich sofort, warum sie damals und ich heute diese Rolle spielten. Da ist Feuer drin“, sagt sie. „Man möchte eine Rolle meistern, aber natürlich habe ich auch beobachtet, wie sie versucht, in ihrer Schauspielerei eine Verbindung zu Erik herzustellen.“
Apropos Verbindung: Van Beurden kann in dieser Hinsicht noch etwas weiter gehen als Heinke. Sie hat das Glück, Erik zu küssen. „Das ist der Vorteil des Theaters, wir konnten ihm eine kreative Interpretation geben“, lacht Van Beurden. Heinke schweigt einen Moment. „Gibt es im Musical wirklich Küsse? Das habe ich vermisst. Glücklicherweise kann ich es bald wieder live im Fernsehen verfolgen.
„Diary of a Shepherd Dog“ wird am Sonntag, den 3. September, ab 20:23 Uhr bei KRO-NCRV auf NPO1 live zu sehen sein.
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