Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sagte, die Ukraine habe es „auf jeden Fall verdient“, der NATO beizutreten. Dies sagte er nach einem Treffen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj in Istanbul. Kiew drängt nachdrücklich auf eine schnelle Entscheidung über die NATO-Mitgliedschaft, obwohl das Bündnis ein Land mit einem anhaltenden Territorialstreit im Allgemeinen nicht zulässt. Nächste Woche trifft sich die NATO zu einem Gipfel in der litauischen Hauptstadt Vilnius.

Allerdings sagte US-Präsident Joe Biden am Freitag, dass ein Beitritt zum westlichen Militärbündnis für die Ukraine kurzfristig höchst unwahrscheinlich sei. „Ich glaube nicht, dass es innerhalb der NATO einen Konsens darüber gibt, ob die Ukraine gerade jetzt, mitten im Krieg, in die NATO-Familie aufgenommen werden sollte oder nicht“, sagte Biden gegenüber CNN. Am Freitag zuvor hatte der nationale Sicherheitsberater der USA, Jake Sullivan, bereits darauf hingewiesen, dass die Ukraine die notwendigen internen Reformen durchführen müsse, bevor sie für eine NATO-Mitgliedschaft in Betracht gezogen werden könne.

Erdogan unterhält gute Beziehungen zur Ukraine und zu Russland. Der türkische Präsident war im vergangenen Sommer Initiator des Abkommens, wonach trotz der Unruhen ukrainische Häfen und das Schwarze Meer für den Export vor allem ukrainischer Agrarprodukte wie Getreide genutzt werden können. Nach dem Treffen mit Selenskyj sagte Erdogan, er hoffe, dass der am 17. Juli auslaufende Deal bald verlängert werde.

Erdogan sagte auch, die Ukraine und Russland sollten „zurück an den Verhandlungstisch kommen“. Der türkische Präsident versucht seit der russischen Invasion der benachbarten Ukraine im Februar 2022 zwischen Kiew und Moskau zu vermitteln. Dies hätte letztes Jahr beinahe zu einer Einigung und einem Ende der Kämpfe geführt.

Erdogan kündigte außerdem an, dass der russische Präsident Wladimir Putin „im August“ die Türkei besuchen werde.