Argentinier fühlen sich in Terrassa wohl: „Es sieht aus wie in Buenos Aires“

Es war eine Party in Argentinien am Samstag und jeder musste davon erfahren. Nach dem spannenden (2:2, Sieg im Elfmeterschießen) gegen Deutschland gingen die Spieler sehr zufrieden vom Platz. Dann besuchten wir Agustina Gorzelany in der Mixed Zone, dem Treffpunkt für Journalisten und Spieler.

Eine Störung.

So lässt sich wohl am besten das verrückte Gefühlsgemisch beschreiben, das sich am Samstagabend – fast nachts – in den Gängen des Olympiastadions in Terrassa abspielte. Die argentinische Vollblüterin Agustina Albertarrio ritt an Reportern vorbei und blieb erst stehen, als ein Mikrofon oder Telefon wie eine Barriere vor ihr auftauchte. Sie sprach eine Minute lang, dann marschierte sie weiter, die Flagge ihres Landes folgte ihr.

Als Albertarrio auf ein Videointerview eine fast ernsthafte Antwort gab, duckte sich ein Teamkollege lachend unter das Seil. Unterdessen tauchte auch Torhüterin Belen Succi für die Kameras auf, immer noch mit ihrer riesigen Torwarttasche auf dem Rücken. Während sie leidenschaftlich ihre Geschichte erzählte, weinte die deutsche Kapitänin Niki Lorenz, als sie darauf wartete, durchgelassen zu werden. Sie erklärte dann mehr als professionell und geduldig, warum ihr Team gescheitert ist. bewundernswert.

Tränen beim deutschen Kapitän Niki Lorenz (Bild Mitte). Foto: Willem Verne

Gorzelany, die Dragqueen, die gut Englisch spricht

Neben ihr galoppiert ein argentinischer Journalist mit seinem Handy, sodass der Spieler, den er interviewen will, von jemand anderem ausgeraubt wird. Auf dem Korridor mit mindestens dreißig Journalisten aus der ganzen Welt stieg die Windkälte auf vierzig Grad. Viele Menschen, wenig Platz, noch mehr Emotionen.

So wie beim argentinischen Torschützenkönig und Feldspringer Gorzelany. Einer der wenigen Spieler von Las Leonas, der gut Englisch spricht. Auch der Torschützenkönig des Teams. Immer für einen Lacher gut, wissen wir jetzt aus dem Skype-Interview, das wir vor Olympia mit ihr geführt haben.

Natürlich traf sie auch im Halbfinale gegen Deutschland, im ersten Viertel. Dieses 1:1 war bereits sein siebtes Tor in diesem Turnier. Es war ein wunderbarer Start in einen fantastischen Kampf, der in alle Richtungen ging. Wo sich Deutschland mit 2:2 zurückschlug, das Elfmeterschießen aber zugunsten von Argentinien ausging. Bilder, die Stunden später im spanischen Fernsehen wiederholt werden. Exakt. Es war ein Spiel, dessen man nie müde wird.

Argentinien feiert auf der Tribüne. Foto: Willem Verne

brodelnde Atmosphäre

In diesem schwülen Raum des Olympiakomplexes freute sich Gorzelany auf das Finale gegen die Niederlande. „Das ist das Traumfinale“, sagt die Eckenspezialistin, als ein großer Teil der deutschen Auswahl mit Tränen in den Gesichtern an ihr vorbeizieht. Gorzelany sieht sie nicht, und er denkt nicht mehr an den Tag hinter ihr. Argentinien und die Niederlande sind große Rivalen im Eishockey. Das ist das beste Finale für den Sport.

Sie erwartet ein hartes Spiel. „Ich glaube, wir sind unentschieden. Fifty-fifty“, denkt der Lokalspezialist, der sich Zeit für die niederländische Presse nimmt. Wie all die anderen tausend glücklichen Menschen, die im Stadion anwesend waren, hatte sie am Samstagabend die brodelnde Atmosphäre von Terrassa genossen. „Hier sind viele argentinische Fans. Sie sind auch sonntags dort. Es ist, als wäre man in Argentinien. Es ist wie zu Hause. Terrassa sieht im Moment aus wie Buenos Aires.“

Abgesehen von diesen Gefühlen scheint Argentinien stärker zu schwanken als in den letzten Jahren. Las Leonas war also gleichbedeutend mit Wankelmütigkeit. Jetzt flog Argentinien durch das Turnier, ließ in der Gruppenphase keinen Schlag aus und traf – auch dank Gorzelany. Die Mannschaft ist nicht nur attraktiver, sondern auch gefährlicher als beispielsweise bei Olympia. Dann verloren die Argentinier im Finale tatsächlich gegen die Niederlande.

Wahnsinn auf dem Platz nach dem siegreichen Elfmeterschießen von Rocio Sanchez. Foto: Willem Verne

Selbstvertrauen durch den Sieg in der Profiliga

„Wir sind jetzt eine bessere Mannschaft im Vergleich zu Tokio. Wir haben mit einem neuen Trainer einen neuen Weg eingeschlagen“, sagt Gorzelany. Dieser neue Trainer ist Fernando Ferrara, der fünfte argentinische Tabellenführer in sieben Jahren. Er schafft es wahrscheinlich, auf dem Laufenden zu bleiben Sitz etwas länger als die meisten seiner Vorgänger und hat bereits den Hauptpreis gewonnen: die Pro League.

„Dieser Sieg hat uns sehr viel bedeutet“, sagte Gorzelany. „Wir wissen, dass wir ein Turnier gewinnen können. Es wird ein ganz anderes Finale als bei Olympia.

Das Vertrauen in Argentinien liegt daher beim Abschleppspezialisten. Es tut ihr leid. Muss weitergehen. Das nächste Mikrofon wartet. Außerdem ist es schon nach Mitternacht. Es ist noch Zeit für eine letzte Frage. Wie oft denkt sie, dass sie am Sonntag treffen wird? Ein kurzes Zögern. Ein Lächeln. Und eine Antwort. „Mindestens einmal.“

Adelhard Simon

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