Die Ergebnisse der Wahlen in Bayern und Hessen am vergangenen Wochenende waren keine wirkliche Überraschung. Die Konservativen wurden in beiden Regionen des Landes zur größten Partei.
In Hessen konnte die CDU 34,7 Prozent der Wähler für sich gewinnen, ein Plus von 7,6 Prozent im Vergleich zum vorherigen Umfrageergebnis. In Bayern behauptete die Landesschwester CSU ihre Position mit 37,0 Prozent der Stimmen. In beiden Staaten sind die Konservativen seit jeher die stärkste Partei.
Die Parteien, die in Berlin die Bundesregierung bilden (die sozialdemokratische SPD, die Grünen und die liberale FDP), mussten in beiden Bundesländern Verluste hinnehmen. Zuwächse verzeichnete dagegen die Partei Alternative für Deutschland (AfD), die in Hessen mit 18,4 Prozent den zweiten und in Bayern mit 14,6 Prozent den dritten Platz belegte.
Die Zusammenarbeit mit der AfD löst sich allmählich vom Tabu
Diese Ergebnisse bestätigen einen laut Meinungsumfragen schon länger anhaltenden Trend: Langsam aber sicher fasst die AfD in der deutschen Politik Fuß, die jahrzehntelang von den traditionellen Machtparteien SPD und CDU dominiert wurde, gefolgt von der AfD Grüne.
Jüngsten Umfragen zufolge kann sich die AfD auf eine Unterstützung von rund 20 Prozent der Wähler freuen und liegt damit hinter der SPD (18 Prozent) und den Grünen (14 Prozent). Den Umfragen zufolge schafft es nur die CDU, die AfD mit 28 Prozent zu schlagen.
Mit diesen Umfragen ist die AfD zum Elefanten im deutschen politischen Raum geworden, denn die Frage, die sich früher oder später allen Parteien stellen wird, ist, ob eine Zusammenarbeit mit der AfD möglich oder wünschenswert ist. Und das hat alles mit der politischen Position zu tun, die die AfD einnimmt.
Cocktail aus Europaskepsis, Fremdenfeindlichkeit und rechtsradikalen Zutaten
Vor zehn Jahren wurde die AfD von Bernd Lucke gegründet, einem Ökonomen, der als wichtigste Speerspitze der neuen Partei die Abschaffung des Euro befürwortete, unzufrieden mit der Linie Deutschlands während der Finanzkrise. Kurz nach ihrer Gründung dominierten Themen wie die Opposition gegen Einwanderung und den Islam, was Lucke 2015 zum Austritt aus der Partei veranlasste.
Lucke wollte nicht als „bürgerliches Aushängeschild“ für islamfeindliche, fremdenfeindliche und antiwestliche Ideen dienen, die er „zutiefst“ ablehnt. Seit ihrem Abgang ist die AfD immer mehr in die Rechtsradikale abgedriftet.
Der Cocktail aus Euroskeptizismus, Fremdenfeindlichkeit und anderen rechtsradikalen Zutaten schadet der Partei im Wahlkampf nicht. Und damit kommen andere Parteien nicht mehr um die Frage herum, ob sie bereit sind, mit einem Verein zusammenzuarbeiten, der für viele in Deutschland ein eher „braunes“ Image hat.
Veränderung der Grundlagen des deutschen Rechtsstaates
Glaubte die deutsche Politik bis vor Kurzem noch, dass die Zusammenarbeit mit der AfD tabu sei, verliert diese Sichtweise zunehmend an Bedeutung, da die AfD zu groß wird, um noch länger ausgeschlossen zu werden. Vor allem innerhalb der konservativen CDU wird gefordert, den „Brandschutz“ um die AfD einzureißen.
Die Debatte wird sicherlich für hitzige Debatten sorgen, zumal die deutschen Geheimdienste die AfD als Gefahr für die Demokratie einstufen, da bestimmte Positionen und Aktivitäten der Partei im direkten Widerspruch zum Grundgesetz stehen.
Gerade dieser letzte Aspekt sollte andere Parteien zum Nachdenken anregen, wenn sie erwägen, ihren Widerstand gegen eine Zusammenarbeit mit der AfD aufzugeben. Das Argument, dass es der AfD mittlerweile gelungen sei, so viele Wähler zu gewinnen, dass man sie nicht länger ignorieren könne, darf niemals schwerer wiegen als die Tatsache, dass sie die Grundlagen des deutschen Rechtsstaats verändert. Dieser braune Elefant im Raum wird der deutschen Politik viele Kopfschmerzen bereiten.
Ab heute wird der ehemalige LC-Redakteur und Kommentator Roeland Sprey alle zwei Wochen am Freitag Licht auf die internationalen Beziehungen werfen.
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