„Kein Orchester wollte ihm eine Festanstellung anbieten“
Sein jüngerer Cousin, der Journalist Rex Brico, hat diesen Vorgang hautnah miterlebt. 2018 blickt er mit 90 Jahren im Magazin Elsevier auf ihre gemeinsame Zeit zurück. Kurz nach dem Krieg, im Alter von 19 Jahren, lebte er für sechs Monate bei seinem Cousin in Denver, während er noch fest entschlossen war, Konzertpianist zu werden. Beide empfanden eine tiefe Verbundenheit. In den folgenden Jahrzehnten trafen sie sich fast jeden Sommer in Europa.
„Ihre Anziehungskraft wurde gleichzeitig zu ihrer Tragödie“, sagt er. „Antonia war wegen ihrer Weiblichkeit eine Anziehungskraft. ‚Rex, ich bin eine Sensation‘, schloss sie. Das an und für sich störte sie nicht, solange sie wusste, wie man führt. Aber Sensationen sind normalerweise pünktlich. Keine Orchester wollte ihr keine Festanstellung geben.“
Der bemerkenswerten Karriere von Antonia Brico ging eine bewegte Kindheit voraus. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde sie in Rotterdam als Kind einer katholischen Mutter im Teenageralter und einer sofort durchgestarteten Pianistin geboren. Mehr als vier Jahre später entführten protestantische Pflegeeltern sie aus den USA, an dem Tag, an dem der Richter über die Rückkehr zu ihrer leiblichen Mutter entscheiden sollte. Unter der kalifornischen Sonne von Oakland wusste das Mädchen nicht besser, als dass ihr Name Wilhelmina Wolthuis war.
„Seine Kindheitserinnerungen waren schrecklich“, sagte Brico. „Sie hatte einen starken Eigenwillen, der in einen ständigen Kampf mit ihrer herrischen Adoptivmutter ausartete. Etwa im Alter von zehn Jahren kaute sie vor lauter Strapazen fast bis auf die Knochen an den Nägeln. Den Eltern wurde deshalb vom Arzt dazu geraten verlassen. Sie kauften ein gebrauchtes Klavier, und von da an war Antonia fünf bis sechs Stunden am Tag in Musik vertieft.“
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