Der deutsche Patient – Deutschland Institut

Natürlich ist dies eine merkwürdige Aussage, aber Tatsache ist, dass die Vorstellung Skilanglauf bringt alle Holländer in Berlin, die ich kenne, zum Lachen. Niemand würde den Begriff jemals ernsthaft verwenden, da es im Niederländischen keine Entsprechung gibt.

„Durchblutung“, so könnte man es übersetzen. Aber niemand wird von ihrer Zirkulation „gelitten“. Im pragmatischen Niederländisch bedeutet es einfach „ein bisschen schwindelig“ oder „ich fühle mich ein bisschen schwach“. Skilanglauf klingt großartiger, schwerer, gefährlicher; das ganze körperliche System ist darin zusammengefasst.

Dieses einzelne Wort enthält einen bemerkenswerten kulturellen Unterschied in der Behandlung einfacher körperlicher Beschwerden. Das Böse ist in Deutschland kein Übel, sondern eine störende Last. Der deutsche Patient sollte sich dessen auch nicht schämen, denn er hat – zumindest theoretisch – ein an seine Befindlichkeiten angepasstes Gesundheitssystem entwickelt.

Ich habe noch nie von einer dreitägigen Warteregel für einen Arztbesuch hier gehört. Es gibt keinen Hausarzt, der als „Gatekeeper“ für den Spezialisten fungiert – Sie können sich frei von einem zum anderen bewegen, müssen jedoch viel Wartezeit in Kauf nehmen. Jeder Arztbesuch endet mit einer langen Liste notwendiger Mittel aus der Apotheke – während der niederländische Hausarzt bekanntlich sagt: „Nehmen Sie doch einfach Paracetamol“.

Merlin Schoonenboom verbindet in seiner monatlichen Kolumne persönliche Erfahrungen mit weiteren gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland

Die Frage, die in einer beeindruckenden Anzahl von Blogs gestellt wird, lautet natürlich: In welchem ​​Land ist es besser für Ihre Gesundheit? Ich selbst habe einmal den Fehler gemacht, mit einem wunden linken Arm und einem etwas zu melancholischen Blick zu einem deutschen Arzt zu gehen. Es gab mir zwei Herzinfarktuntersuchungen und zwei Monate Wartezeit auf einen MRT-Scan, mit der am wenigsten beruhigenden Aussage: „Wenn Sie sich komisch fühlen, gehen Sie sofort in die Notaufnahme.“

Die Rettung kam, als ich nach 6 Monaten einen auffallend fröhlichen Orthopäden kennenlernte, der aus dem Grenzgebiet zu den Niederlanden stammte. Nach einer Presse diagnostiziert er – zu Recht – einen Computerarm; nervig, aber nicht tödlich. Es war die Zeit, als ich mit seinem Paracetamol zu meinem niederländischen Hausarzt zurückkehren wollte. Bis mir einfiel, dass derselbe Hausarzt mit dieser Methode einen Verwandten einige Monate warten ließ – der dann an Krebs starb.

Der kulturelle Unterschied führt zu Auswüchsen auf beiden Seiten. In den „bodenständigen“ Niederlanden geht es bei der Gesundheitsversorgung hauptsächlich um Effizienz; Das System sollte so wenig wie möglich belastet werden. Deutsche Ärzte hingegen nutzen den melancholischen Patienten gierig aus. Eine Studie aus dem vergangenen Jahr ergab, dass viele deutsche Krankenhäuser ohne unmittelbaren Bedarf arbeiten: Sie verdienen damit nur Geld.

Konkrete Zahlen belegen jedoch, dass der deutsche Patient letztlich von seinen fleißigen Spezialisten profitiert. Im Vergleich zu anderen Westeuropäern sterben die Deutschen früher als andere, berichtete Ende 2018 das medizinische Fachblatt „The Lancet“. Die Ursache: Sie essen zu viel Fett und bewegen sich zu wenig. Die Folge: Herz-Kreislauf-Erkrankungen, was natürlich auch im Deutschen gilt Skilanglaufwerden Krankheiten genannt.

Der deutsche Patient kommt nicht mit dem Fahrrad („Gegen den Wind!“, wie die alten Holländer sagen würden) und isst nicht weniger Bratwürste in Butter. Es gibt eine komplette Körperkultur gebaut am Skilanglauf zeigen in die richtige Richtung; Heilbäder und Saunen, in denen sich heiße und kalte Bäder abwechseln Skilanglauf soll erwachen.

Ich beschwere mich nicht: Ich besuche gerne die vielen Kurorte in Berlin und bin froh, dass es für jede Krankheit einen Spezialisten gibt, an den ich mich wenden kann. Aber zwischen all dieser deutschen Sensibilität entdeckte ich meine niederländische Nüchternheit wieder. Da ich in Deutschland lebe, springe ich Anfang Januar angeblich in die Nordsee bei Den Haag: wahrscheinlich sehr gut für meine Skilanglauf.

Lorelei Schwarz

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