Tiefseebergbau bietet Chancen, aber Umweltschäden können enorm sein

Die Zone Clarion Clipperton erstreckt sich zwischen Hawaii und Mexiko in einer Tiefe von über 2,5 Meilen. Der Meeresboden hier ist voller Manganknollen. Sie enthalten Materialien, die unter anderem in Elektroautobatterien und Solarmodulen verwendet werden. Der Gesamtwert der Knollen in diesem Gebiet wird auf 8 Billionen bis 16 Billionen Dollar geschätzt.

historischer Augenblick

Diese runden kartoffelgroßen Steine ​​können nun aufgesammelt werden. Dies ist derzeit ein Test. The Metals Company (TMC) erhielt letzten Monat eine Genehmigung von der International Seabed Authority (ISA) der Vereinten Nationen, nachdem das Unternehmen einen Umweltbericht eingereicht hatte.

Das kanadische Unternehmen hofft, das erste Unternehmen zu sein, das mit der Gewinnung von Rohstoffen aus dem Meeresboden beginnt. TMC spricht über einen historischen Moment im Tiefseebergbau.

4 Kilometer lange Röhren saugen die Knollen bis zum Hidden Gem („verborgener Schatz“)-Schiff. Es dauert etwa zwölf Minuten, bis das Material über Wasser ist. Das Schweizer Unternehmen Allseas, ein Partner von TMC, hat den Prototyp der Maschine entwickelt, die den Transport vom Meeresboden an die Wasseroberfläche ermöglicht. Ziel ist es, bis Ende des Jahres rund 3.600 Tonnen Knollen zu ernten.

Überwachte Umgebung

Die Tests des Unterwasser-Containment-Systems werden von einem Umweltüberwachungsprogramm begleitet. Auf einem weiteren Schiff sitzt deshalb ein Team aus unabhängigen Wissenschaftlern von zehn weltbekannten Forschungsinstituten.

Die Ergebnisse der Studie bilden zusammen mit Berichten aus früheren Tests die Grundlage für den endgültigen Antrag auf Standortlizenz. Diese will das Unternehmen bei der International Seabed Authority einreichen.

Ein Millimeter dauert eine Million Jahre

Der Abbau dieser Ressourcen ist umstritten, weil Wissenschaftler irreparable Schäden befürchten. Beim Tiefseebergbau wird beispielsweise die biologisch aktive obere Schicht des Meeresbodens abgetragen.

Auf einer Fläche von 200 bis 300 Quadratkilometern soll der Bergbau im Ostpazifik jedes Jahr eine Schicht des Meeresbodens abtragen, sagt Matthias Haeckel, Meeresbiochemiker am Geomar in Deutschland. „Das ist etwa so groß wie der Raum München.“

Wie hoch ist der Schaden?

Aber wenn man längerfristig und damit die Nachfrage nach seltenen Materialien betrachtet, sollten Dutzende dieser Operationen stattfinden. Haeckel: „Die Wirkung wird dann größer sein als das, was wir jetzt mit dem Regenwald machen.“

Das genaue Ausmaß dieser Schäden sei für Wissenschaftler noch schwer abzuschätzen, sagt Haeckel. „Wir wissen noch so wenig über die Biodiversität des Tiefseebodens.“ Auf jeder Reise ihres Forschungsschiffes entdecken sie mindestens hundert neue Arten.

Populationen wiederherstellen

Haeckel koordiniert das Forschungsprojekt MiningImpact, das mehrere europäische Länder fördern, darunter die Niederlande. Er und Dutzende andere Wissenschaftler untersuchen, welche Organismen in unmittelbarer Nähe der Knollen leben und ob sich diese Populationen von den Bergbauaktivitäten erholen können.

Er ist da nicht allzu optimistisch. „Bergbau verursacht immer Schäden, auch auf hoher See.“ Es gehe also nicht darum, ob der Tiefseebergbau Auswirkungen habe, sondern wie viel Schaden wir für die Rohstoffe in Kauf nähmen.

Dennoch gibt es einen großen Unterschied zwischen dem Bergbau an Land und in der Tiefsee, erklärt Haeckel. Wenn wir das Land von den Auswirkungen des Bergbaus erholen wollen, wird es etwa 20 bis 30 Jahre dauern, bis ein neues Ökosystem entsteht. „Aber in der Tiefsee ist alles sehr langsam. Die Erholung dauert Hunderte, sogar Tausende von Jahren.“ Und eine Million Jahre für das Wachstum eines 1 Millimeter großen Mangalknollens.

Schaden für den ganzen Ozean

Haeckel weist auch darauf hin, dass der Schaden nicht nur in dem Stück Ozean verursacht wird, in dem der Abbau selbst stattfindet, sondern dass auch der Ozean um ihn herum beschädigt wird. „Wenn zum Beispiel Manganknollen gesammelt werden, wird eine Sedimentwolke freigesetzt, die sich in den umgebenden Ozean ausbreitet.“

Es betont die gegenseitige Abhängigkeit verschiedener Arten über den Ozean. Wenn eine Art bei Bergbauprojekten in Schwierigkeiten gerät, kann sie andere Arten anderswo im Ozean bedrohen. Ein „Worst-Case-Szenario“, sagt Haeckel. „Dieser Zusammenhalt im Ozean muss geschützt werden.“ Technologische Entwicklungen sind daher wichtig.

Auch mehrere Umweltorganisationen sind besorgt über den Tiefseebergbau und reagieren deshalb ablehnend auf die Genehmigung, die TMC von der Internationalen Meeresbodenbehörde erhalten hat. Sogenanntes Greenpeace Weltführer einzugreifen und zumindest ein Moratorium für die Gewinnung von Ressourcen aus dem Meeresboden zu verhängen.

Ocean Rebellion hat auch als Reaktion auf Nachrichten über TMC Maßnahmen ergriffen. Die Aktion beinhaltete eine Aufführung der Metals Compagny Zeemanskoor, die für diesen Anlass geschaffen wurde.

Vorschriften

Da die Internationale Meeresbodenbehörde trotz mehr als zehnjähriger Diskussionen noch keine Vorschriften für den Tiefseebergbau entworfen hat, versuchen Haeckel und sein Forschungsteam daher, Standards und Werte für eine ordnungsgemäße Nachverfolgung zu entwickeln. „So sprechen wir zum Beispiel Empfehlungen direkt an internationale Schifffahrtsbehörden aus.“

Helfried Beck

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