Die Digitalisierung führt Industriehäfen in höhere Sphären

Stellt ein Hafen neben der Logistik auch Produktionsanlagen zur Verfügung, ist es nicht verwunderlich, dass die Hafenbehörde auf einer Fertigungsmesse für ihre Aktivitäten wirbt. Auf der ESEF sprach Henk Zwetsloot, ehemaliger IT-Manager von Groningen Seaports, über die Innovationsprojekte an den Standorten Delfzijl und Eemshaven. Dann verwundert es, dass das dort ansässige Google-Rechenzentrum keine Spuren an den Entwicklungen hinterlässt.

Diese Häfen sind keine Transithäfen, sondern Industriehäfen, wobei der Schwerpunkt in Delfzijl auf dem Chemiesektor (einschließlich Rohstoffe für Kunststoffe) und in Eemshaven auf der Energieversorgung (LNG und Offshore-Windturbinen) liegt. Schon vor einiger Zeit machte sich der Hafenmanager Gedanken darüber, wie Daten zu physischen Geschäftsprozessen effizient erhoben werden können, um den CO2-Ausstoß effizient zu überwachen. Auch Kunden der Hafenbehörde sollen Zugriff auf diese Daten erhalten.

Einfach

„Im Norden unseres Landes sind die Netze der großen Telekommunikationsanbieter nicht überall abgedeckt“

Im Hinblick auf Registrierungsdaten können diese leicht aus verfügbaren Verwaltungssystemen extrahiert werden. Daten zu physikalischen Prozessen im Hafengebiet müssen jedoch von Sensoren stammen, und dafür ist die Konnektivität über ein Mobilfunknetz Voraussetzung. In den Gassen des Nordens unseres Landes, der die Netze der großen Telekommunikationsanbieter sind nicht überall abgedeckt. Manchmal schwankt die 4G-Verbindung irgendwo zwischen einem niederländischen oder deutschen Anbieter.

Mit Cellnex haben die Einwohner von Groningen einen Anbieter hinzugezogen, der für stabile 4G- oder 5G-Verbindungen sorgen muss und ein geschlossenes und privates Netzwerk für das Hafengebiet bereitstellt. Der spanische Telekommunikationsanbieter verfügt über 24 Türme und 750 Masten in den Niederlanden und stellt Radio- und TV-Anschlüsse, Telekommunikationsdienste und Datenspeicher zur Verfügung.

Obwohl sich die Aktivitäten noch in der Pilotphase befinden und Zwetsloot inzwischen in den Ruhestand gegangen ist, hat er volles Vertrauen in den operativen Einsatz der privaten Netze in den beiden Hafengebieten. Ein privates Cellnex-Netz sei billiger als das kommerzielle Angebot der großen Marktteilnehmer, so der frühere IT-Manager, der heute von seiner eigenen Beratungsfirma Radiant aus aktiv ist. Darüber hinaus haben Sie die Kontrolle über die Verwaltung und Zuweisung von Bandbreite für verschiedene Anwendungen sowie Datenschutz- und Sicherheitsaspekte und die Organisation von „Quality of Service“-Diensten.

Drohne

Die ersten Tests zeigen, dass die weitläufigen Hafengebiete jetzt überall abgedeckt sind, was bedeutet, dass beispielsweise Kameras an allen wichtigen Stellen zur Überwachung platziert werden können, einschließlich Wärmeerkennungssensoren zur Brandverhütung. Die stabilen Netzwerkverbindungen sollen auch dazu beitragen, andere innovative Initiativen der Hafenbehörde weiter voranzutreiben. Beispielsweise ist die städtische Dampfleitung in Delfzijl mit Sensoren ausgestattet, die Daten über den Zustand der Leitung und die von den Kunden entnommene Dampfmenge aufzeichnen.

Die Wartungsinspektion erfolgt bereits über eine Drohne mit Kameras, die Lecks erkennen, indem sie über die Pipeline fliegen. Auch eine Drohne, die nicht fliegt, sondern navigiert, wird im Eemshaven häufig zur Tiefenmessung eingesetzt. Ein Wattenhafen verschlammt nach stürmischem Wetter eher. Die Hafenbehörde arbeitet mit einem auf automatische Tiefenmessung spezialisierten Unternehmen zusammen. Bisher erfolgte dies manuell durch 2 Inspektoren in einem Boot, von dem aus sie Instrumentenlotungen durchführten. Die Daten wurden manuell auf einem Laptop eingegeben und an die Lotsenabteilung zur Anpassung der Seekarten übermittelt. Durch die weitgehende Digitalisierung des Datenstroms ist diese Maßnahme deutlich effizienter und die Daten stehen allen Beteiligten schneller zur Verfügung. Das bemannte Boot wurde durch eine autonom navigierende Wasserdrohne vom norwegischen Kongsberg ersetzt.

5 Groningen

„Im Hafengebiet wurden Flächen für Pilotprojekte mit Drohnen zur Verfügung gestellt, die eine Wartung der Windkraftanlagen auf See ermöglichen sollen“

In Eemshaven wurde ein Bereich für autonome Navigationsversuche reserviert. Auch für diese Tests muss das Cellnex-Netz die notwendige Bandbreite bereitstellen. Zudem wurde im Hafengebiet Platz für Pilotprojekte mit Drohnen zur Wartung von Offshore-Windenergieanlagen bereitgestellt, derzeit wird ein Exemplar getestet, das kleinere Reparaturen an den Rotorblättern durchführen und sogar lackieren kann. In Zusammenarbeit mit 5Groningen, einem Testgelände für 5G-Anwendungen, wurde ein Pilotprojekt zur „kollaborativen Wartung“ mit visuell unterstützten Wartungstools (ar und vr) durchgeführt. Use Cases wurden für „Conditioned Maintenance“ und „Head-Mounted Tablet“ entwickelt. Ziel des ersten ist es, die Ausrüstung des Produktionsprozesses einer Chemieanlage über 5G drahtlos mit Sensoren zur Messung von Vibrationen oder Temperatur zu verbinden. Mit einem an der Vorderseite montierten Tablet können aktuelle Prozess- oder Geräteinformationen vor Ort in Echtzeit auf einen Bildschirm in einem Ingenieur-Headset oder per Sprache in einer beliebigen Sprache projiziert werden.

Glücklich

Ja, dann das Google-Rechenzentrum in Eemshaven. Denn bei all diesen computerbasierten Innovationen würde man erwarten, dass die Hafenbehörde mit ihrer Präsenz zufrieden ist. Zwetsloot dachte zunächst auch, es könnte den Technologieriesen für infrastrukturelle Unterstützung gewinnen. Obwohl Groningen Seaport das Rechenzentrum als Kunden sieht, ist es der Hafenbehörde noch nicht gelungen, den Standort aktiv in Projekte einzubinden, die sich auf die Technologie in den Häfen konzentrieren.

Helfried Beck

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