Bewertungen | Investieren, wenn es keinen Spaß mehr macht

Investieren macht Spaß, obwohl das natürlich besonders gilt, wenn man Geld verdient. Ein kleiner Verlust ist nicht schlecht, aber wenn es lang und schwer wird, verblasst der Spaß schnell. Dann wird man als Investor etwas düster. Aber gerade wenn alle dunkel sind, sollte man kaufen. Klingt sehr einfach, ist aber in der Praxis sehr schwierig.

Ein gutes Beispiel ist der März 2020. Bei Actiam hatten wir ein Meeting zu unserer Vermögensallokation. Niemand wusste, wie sich die Pandemie entwickeln würde. Logischerweise würde die wirtschaftliche Nachfrage komplett zum Erliegen kommen. Aber die Aktien waren bereits um 25 % eingebrochen. Was war der Preis? Alle Stimmungsindikatoren sind rot geworden, also müssen Sie kaufen. Der Kursverfall sorgte sogar regelmäßig für Schlagzeilen, stets ein klassisches Kaufsignal. Mehr Signale konnte man nicht bekommen. Wir haben uns daher entschieden, weitere Aktien zu kaufen.

Aber zwei Wochen später waren die Preise um weitere 10 % gefallen. Dann kommt der Zweifel auf. Wie ihr wisst, war es am Ende mehr als okay. Dies weist darauf hin, dass es selbst mit diesen Indikatoren sehr schwierig ist, den genauen Boden zu bestimmen.

Auf diese schönen Schlagzeilen bin ich diese Woche auch in einer alten Zeitung gestoßen. Ich habe die Brille ausgepackt. Und diese wurden in die Financial Times gepackt. Nun, das haben Sie im Van Zeijl-Haus, dafür ist die FT da. Es war die Zeitung vom 29. Dezember 2002. Die Titelseite präsentierte die spektakuläre Entwicklung des deutschen Aktienmarktes, der in drei Jahren um 60 % gefallen war. Die Blasen bei den deutschen Anlegern seien laut der Zeitung so groß, dass sie nie mehr an die Börse zurückkehren würden.

Mit dieser Art von Köpfen haben Sie einen guten Hinweis darauf, dass Sie sich dem Boden nähern. Es kam zwei Monate später. Aber diese zwei Monate sind immer noch sehr langweilig. All die schlechten Wirtschaftsnachrichten und ein weiterer Preisverfall. Am Ende brachte das Jahr 2003 für deutsche Anleger ein Plus von 40 %. Dies hat ihn zu einem der Aktienmärkte mit der besten Performance der Welt gemacht.

Laut der jüngsten Umfrage der Bank of America sind die Anleger sehr düster gegenüber Aktien. Es sei darauf hingewiesen, dass diese Antworten in den ersten Juliwochen gegeben wurden. Seitdem ist die große Angst verflogen und das Gefühl hat sich wieder normalisiert. Diese Normalisierung ermöglichte eine schöne Erholung von 8 %, während die fundamentalen Probleme immer noch so stark sind.

Leider gibt es keinen Stimmungsindikator, der genau anzeigt, wo die Talsohle ist. Es kann gut sein, sich selbst einen Überblick zu verschaffen. Denn Investieren macht Spaß und wenn es mal keinen Spaß mehr macht, könnte jetzt ein richtig guter Zeitpunkt zum Kaufen sein.

Über die Chronik von Corné van Zeijl

Corné van Zeijl ist Analyst und Stratege beim Vermögensverwalter Actiam und investiert auch privat. Antwort über corne.vanzeijl@actiam.nl. Lesen Sie diese Kolumne auch jeden Donnerstag im DF.

Mariele Geissler

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