Spannungen in der Bundesregierung wegen des Krieges in der Ukraine

International12. April 22 10:30Aktualisiert am 12. April 22 10:58AutorBNR Web-Editoren

Der Krieg in der Ukraine sorgt für Risse in der Regierungskoalition in Deutschland. Bundesaußenministerin Annalena Baerbock will schnell schwere Waffen liefern und fordert Bundeskanzler Olaf Scholz auf, pragmatisch und kreativ zu handeln. Doch das entspricht laut Korrespondent Derk Marseille nicht der Denkweise von Scholz.

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Scholz unter Druck

Laut Marseille glaubt Baerbock, dass derzeit zu wenig in die Ukraine geliefert wird. „Sie sagt jetzt: Du musst kreativer werden, du musst pragmatischer werden.“ Baerbock hört vor allem darauf, wie die deutsche Haltung in anderen Ländern wahrgenommen wird. „Sie ist natürlich diejenige, die um die Welt reist und mit allen anderen Weltführern spricht und aus diesen Gesprächen auch viele Informationen erhält. Ja, wie denkst du, wie es Deutschland im Moment geht.“

Aber diese Anordnung schafft ein Problem, sieht Marseille. „Es ist nicht Bundeskanzler Scholz. Er war immer derjenige, der hinter den Kulissen in den Hinterzimmern die Geschäfte abschloss und vor allem weit im Voraus plante. Deutschland könnte in dieser Phase mehr tun, findet Marseille. „Zum Beispiel die Ausbildung von Soldaten in der Ukraine, dafür sind die Leute da.“ Deutschland könnte auch das einsatzschwerste Gerät schneller an die Grenze bringen.

An diesem Wochenende berichtete die deutsche Zeitung Handelsblatt, dass der Autoteilehersteller Rheinmetall in den nächsten drei Monaten fünfzig verbrauchte Leopard 1 Tanks an die Ukraine liefern kann, wartet aber noch auf grünes Licht der Regierung.

Letzte Woche stellte sich heraus, dass auch ein Vorschlag für hundert Feuerzeuge auf dem Tisch der Grünen lag Marder schicken Sie Panzer, gepanzerte Fahrzeuge mit Panzerabwehrraketen. Die endgültige Entscheidung darüber würde Scholz noch verschieben. Die Tanks würden zu diesem Zeitpunkt bei Rheinmetall bereitstehen.

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Risse in der Koalition

An der Oberfläche reißen diese Entwicklungen die Koalition, sagt Marseille. Das hängt auch damit zusammen, dass Deutschland mittlerweile in Europa als größtes Hindernis für ein russisches Öl- und Gasembargo gilt.

Beim Gipfeltreffen der EU-Außenminister am Montag zeichnete sich ab, dass innerhalb der EU über ein sechstes Sanktionspaket Uneinigkeit herrscht und dieses vorerst nicht kommen wird, da einige EU-Staaten – darunter auch Deutschland – noch nicht kündigungsbereit sind Russisches Gas.

Innerhalb der Grünen, der Partei von Baerbock, kursiert in der New York Times ein Artikel des Ökonomen Paul Krugman. Darin bezeichnet er die deutsche Haltung als zaghaft und weist darauf hin, dass Deutschland während der Finanzkrise Opfer forderte, etwa von Griechenland und Spanien. „Jetzt, wo Deutschland durch seine Abhängigkeit von russischem Gas eigentlich viel härter in die Wirtschaft oder zum Beispiel in die Chemiebranche eingreifen müsste, tut es das eigentlich nicht.“

Laut Marseille könnte es viel schneller gehen und es sorgt für Meinungsverschiedenheiten, aber am Ende sind es nur Risse. „Hier gilt immer wieder das Sprichwort, wenn wir uns nicht selbst helfen können, dann lass die Wirtschaft nicht zu sehr leiden, dann haben wir nichts. Gerade um der Ukraine zu helfen, muss die Wirtschaft stark bleiben.

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Mariele Geissler

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