Ein französisch gesinnter Deutscher in Brüssel

von Markus C. Kerber

Der französische Präsident Emmanuel Macron hat nun einen Bauern mit deutschem Pass bei der Europäischen Kommission in Brüssel. Weniger bekannt ist, dass diese französische Schachfigur – Ursula von der Leyen – als deutsche Verteidigungsministerin alles tat, um den französischen Behörden zu gefallen. Sie verriet systematisch deutsche Interessen.

Über die bemerkenswerte Schachpartie der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel ist viel geschrieben worden. Bei der Ernennung des neuen Präsidenten der Europäischen Kommission befürwortete sie zunächst die Idee des „Spitzenkandidaten“. Damit unterstützte Merkel die Kandidatur von Manfred Weber, dem Vorsitzenden der EVP-Fraktion im Europaparlament.

Doch als der französische Präsident Emmanuel Macron sich entschieden gegen Merkels ursprünglichen Schützling aussprach, machte sie einen Rückzieher. Sie wurde von Macron leicht in die Knie gezwungen, als er Merkels ewige Kameradin, die damalige deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, als Kandidatin für den Vorsitz der Europäischen Kommission vorstellte. Damit ließ Merkel auch von der Leyen davonkommen, ohne sich für die Misswirtschaft ihres Ministeriums verantworten zu müssen.

Der französische Doppelschlag mit der Ernennung von Christine Lagarde zur nächsten Präsidentin der Europäischen Zentralbank und der Französin Ursula von der Leyen zur Präsidentin der Europäischen Kommission war lange im Voraus vorbereitet worden. Auch die Kommunikationsstrategie der beiden Damen hat geholfen. Sie hegten ihre Ambitionen im Geheimen, brachten sie jedoch nie öffentlich zum Ausdruck. Christine Lagarde dementierte im Vorfeld, dass sie Kandidatin sei.

Macrons Begeisterung für von der Leyen wurde kürzlich bei der gemeinsamen Unterzeichnung eines Verteidigungsvertrags auf der traditionellen Waffenmesse am Flughafen Le Bourget bei Paris öffentlich sichtbar. Doch dieser Enthusiasmus geht auf die Jahre zurück, in denen Von der Leyen sich bewusst an den politischen Interessen Frankreichs orientierte.

Von der Leyen war ein unbeschriebenes Blatt im Verteidigungsbereich und kam als Neuling ins deutsche Verteidigungsministerium. Danach vernachlässigte es immer wieder militärische Interessen, verfügte aber auch über eingeschränkte politische Freiheiten. Aber von der Leyen scheute sich nicht, genau das zu tun, was sie in ihren vorherigen Rollen immer wieder getan hatte: groß angelegte Pläne vorzulegen, deren Folgen bei der Umsetzung nicht abzusehen waren.

Mit allem Respekt behandelt

In Deutschland galt sie bereits als gescheitert, aber in Frankreich wurde von der Leyen bei jeder Gelegenheit mit dem ganzen französischen Respekt behandelt, insbesondere von ihrer Verteidigungskollegin Florence Parly, aber noch mehr von ihrem Vorgänger Jean-Yves le Drian.
Als Frankreich sich darauf vorbereitete, Nexter, das kriselnde staatliche Verteidigungsausrüstungsunternehmen, als europäischen Bewerber vorzustellen, arbeitete es daran, Nexter dem berühmten Münchner Unternehmen Kraus-Maffei-Wegmann vorzustellen – mit bekannten Marken wie Leopard, Boxer und Puma – als gleichberechtigter Partner.

Dass sich Krauss-Maffei-Wegmann-Direktor Frank Haun von den Franzosen sehr leicht täuschen ließ, geht über den Rahmen dieses Artikels hinaus, bedarf aber weiterer Untersuchungen. Denn Haun hätte es besser wissen müssen, und angesichts der Fakten hätte er es besser wissen müssen.

Unterdessen nutzten die Franzosen die brachliegenden deutschen Ministerien aus. Erstens das Verteidigungsministerium, das ein natürliches Interesse daran haben sollte, dass Deutschland bei der Herstellung gepanzerter Fahrzeuge technisch kompetent bleibt und sein Wissen nicht mit Unternehmen wie Nexter teilen muss.

Aber das deutsche Wirtschaftsministerium – ausgestattet mit der Befugnis, eine solche Beteiligung ausländischer Unternehmen an der Produktion von Verteidigungsgütern zu untersagen – sorgte auch für die sprichwörtliche Unterwerfung der deutschen Trikolore unter die Franzosen.

Die Franzosen übernahmen die Macht vom deutschen Rüstungshersteller

Auf diese Weise gelang den Franzosen das, was die Pariser Strategen nie für möglich gehalten hätten: die Macht vom erfolgreichsten Hersteller gepanzerter Fahrzeuge der Welt zu übernehmen. Während der Verhandlungen zeichnete sich Frau von der Leyen durch einen mitfühlenden Blick auf den Verlauf der Ereignisse und eine verschleierte Unterstützung der Pariser Wünsche aus.

Von der Leyens eigenes Ministerium mit seinen umfassenden Kenntnissen über Sensibilitäten bei Verteidigungsausrüstung wollte nicht sehen, wie die Realität aussah: die stille Übernahme von Kraus-Maffei-Wegmann durch ein staatliches französisches Verteidigungsunternehmen.

Aber dabei blieb es nicht. Frau von der Leyen kaufte außerdem unnötigerweise mehrere optische Satelliten von den Franzosen, die die bestehenden deutschen Radarsatelliten ersetzen werden. Geheimdienstmitarbeiter waren über diese Gefälligkeitspolitik bestürzt. Unabhängige Organisationen wie das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt haben gegen die Auslagerung deutscher optischer Satellitentechnologie durch Frau Von der Leyen protestiert.

Auch französische Führung bei neuen Flugzeugen

Und es war immer noch nicht genug. Als Macron und Merkel auf Initiative Frankreichs öffentlich erklärten, sie wollten gemeinsam ein neues Panzerfahrzeug und ein neues Kampfflugzeug entwickeln, räumte Frau von der Leyen ein, dass die Franzosen die Führung bei dem Kampfflugzeugprojekt übernehmen würden und dass sie dies auch tun würden Verantwortlich für das neue Panzersystem sein, das den berühmten Leopard-Panzer ablösen soll.

Unterdessen ächzen die deutschen Exekutiven unter den französischen Machtansprüchen. Und jetzt zieht Frau von der Leyen die Stangen. Ihr Freund im Verteidigungsministerium konnte dem französischen Präsidenten sowohl die Persönlichkeit von der Leyens als auch seine Methode für den vorzeitigen Abgang ausführlich erklären. Von der Leyen hatte genau das Profil, das Macron für den neuen Präsidenten der Europäischen Kommission in Brüssel wollte: einen deutschen Pass und den uneingeschränkten Willen, die wichtigsten deutschen Interessen hinter den französischen Machtanspruch zu stellen.

Während einige deutsche Politikerinnen den Spitzenplatz von Frau von der Leyen als Sieg für Deutschland feierten, nahmen die bodenständigen Leute kein Blatt vor den Mund. Frau Von der Leyen erlangte ihren Posten in Brüssel durch Unterwerfung als wahre Meisterin der französischen Politik.

Das Urteil über Merkel wird nicht positiv ausfallen

Auch die historische Leistung des Kanzlers, die ihm zu diesem Erfolg verholfen hat, wird in dieser Hinsicht wenig gelobt. Nachdem die Abstimmung im Europäischen Parlament knapp gewonnen hat, lässt Herr Macron mit Frau Von der Leyen einen französischen Bauern in Brüssel vorrücken.

Darüber hinaus hat die Europäische Union einen zweifelhaften Dienst geleistet, als Macron und Merkel in der Person von der Leyen eine Kommissionspräsidentin ernannten, die von den Wählern nie als Kandidatin präsentiert worden war und die ihretwegen auch nicht mehr kandidierte. Probleme im Verteidigungsministerium galten als vorzeigbar. Von der Leyen verdankt ihren knappen Triumph nicht nur Paris, sondern auch der polnischen Regierungspartei PIS.

Unterdessen zeigen Bilder von den Feierlichkeiten zum französischen Nationalfeiertag am 14. Juli dieses Jahres, wie Macron seinen französischen Chauvinismus fortsetzt, gehüllt in europäische Gewänder. Macron hat in Von der Leyen einen engen Mitarbeiter gefunden. Denken Sie nur an von der Leyens Lob für Macrons Wunsch, eine „europäische Armee“ zu schaffen.

Von der Leyen wird Deutschland viel Geld kosten. Seine Versprechen an das Europäische Parlament deuten auf das Schlimmste hin: einen europäischen Mindestlohn und eine europäische Berufsunfähigkeitsversicherung sowie ein CO2-freies Europa vor 2050! Linke Umweltpolitiker haben Schwierigkeiten, die Versprechen von der Leyens zu verstehen.

Das ist die Tragödie des Merkel-Regimes: Vertreter der deutschen Politik aufzustellen, die in Deutschland selbst keinen Anspruch auf Legitimität haben. Deutschland wird für diese Fehler bezahlen müssen.

Helfried Beck

„Analyst. Totaler Alkoholkenner. Stolzer Internet-Fan. Ärgerlich bescheidener Leser.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert