Sporteuphorie hält oft nicht lange an. Nach ihrem lobenswerten Triumph gegen Norwegen erlitten die niederländischen Handballer im ersten Spiel der Hauptrunde der Weltmeisterschaft in Japan einen schweren Schlag. Durch die Niederlage gegen Deutschland (23:25) rückt der Einzug ins Halbfinale, der nach dem Sieg gegen die Norweger schon zur Disposition stand, plötzlich wieder in weite Ferne.
Bei Spielen gegen Deutschland herrscht immer eine spannungsgeladene Atmosphäre. Acht Spieler aus der Auswahl von Bundestrainer Emmanuel Mayonnede verdienen ihr Geld in der Bundesliga. Und seit Januar letzten Jahres wird die deutsche Nationalmannschaft von Henk Groener geleitet, dem Leersum-Trainer, der die Niederlande ab 2016 zu Silber bei der Weltmeisterschaft 2015 und Bronze bei den Olympischen Spielen führte.
Erste Nation
Grüner muss Deutschland zu einer führenden Nation machen. Die deutsche Mannschaft gewann nach der WM 2007 (Bronze) keine Medaille und fehlte bei den Spielen in London (2012) und Rio (2016). Die Teilnahme an den Spielen in Tokio im nächsten Jahr steht ganz oben auf der Prioritätenliste. Das Ziel dieser Weltmeisterschaft ist eine Platzierung unter den besten sechs, die ihnen die Teilnahme am Olympia-Qualifikationsturnier im März ermöglicht.
Die östlichen Nachbarn sind sehr zufrieden mit Groener, der kürzlich seinen Vertrag bis Ende 2021 verlängert hat. Bei der Weltmeisterschaft in Japan übertraf er die Erwartungen mit einer neu zusammengestellten Mannschaft, die mit mehr als hundert Länderspielen nur einen einzigen Spieler hat. Im niederländischen Team, das seit Jahren aus demselben Kern besteht, haben nicht weniger als zehn Spieler bereits die Marke von hundert Länderspielen überschritten.
Gestern im Aqua Dome in Kumamoto erholten sich die Niederlande von einem schwachen Start (1:4) und zur Halbzeit führte das Mayonnade-Team mit 12:11. In der zweiten Halbzeit übernahm Deutschland mehr Kontrolle über das Spiel, das Tempo war ständig tödlich. Die Deckung war besser, die zahlreichen Chancen wurden im Angriff vorsichtiger genutzt.
Fabelhafter Torwart
Vor allem aber vertraute die deutsche Mannschaft gestern auf die sagenhafte Torhüterin von Dinah Eckerle. Der 24-Jährige stoppte am letzten Pfosten 19 von 41 Schüssen, eine besonders hohe Quote von 46. Auf jeden Fall war es ein Spiel, in dem die Torhüter überragend waren. Auch auf niederländischer Seite stach Tess Wester hervor. Auch seine Zahlen waren beeindruckend: 42 Schüsse, 18 Paraden, eine Quote von 43.
In der Bundesliga ist Eckerle Westers Nachfolger beim amtierenden Landesmeister Bietigheim. Eckerle stand neun Jahre bei Thüringen unter Vertrag, wechselte aber im vergangenen Sommer zu Bietigheim, nachdem Wester zu Dane Odense wechselte. Eckerle entwickelte ihre Talente in Bietigheim und ist seit der Europameisterschaft in Frankreich im vergangenen Dezember die erste Wahl für Groeners Nationalmannschaft.
Eckerle, natürlich zum besten Spieler des Spiels gekürt, stürzte die niederländischen Angreifer in Verzweiflung. Kleinwüchsig (1,70 Meter) warf sie sich den Schüssen mutig in den Weg. Eckerle, die dritte Torhüterin ihres Landes bei der WM 2017, kam auch die Berichterstattung in den deutschen Medien zugute, die dafür sorgte, dass die engen Reihen harmonisch blieben.
Die berühmten Schützen auf niederländischer Seite fanden im deutschen Torwart immer ihren Überlegenen. Lois Abbingh, die in den letzten fünf Spielen 38 Tore erzielte, erzielte bei elf Versuchen nur drei Tore. Laura van der Heijden (zwei von fünf) und Estavana Polman (zwei von acht) schnitten nicht besser ab. Und auch die Niederlande konnten in den Ecken kaum oder gar keine Gefahr erzeugen, was nicht das erste Mal bei dieser Weltmeisterschaft ist.
Eckerles Fäuste
In der zweiten Halbzeit lief Deutschland den Niederlanden davon. Nach über 47 Minuten betrug der Vorsprung der Deutschen fünf Punkte (17-22) und das Spiel schien vorbei. Die Niederlande rückten jedoch etwas näher heran, als Groener seine Spieler aufforderte, sich zu beruhigen. Beim Stand von 22:24 hätte Polman den Rückstand auf ein Tor verkürzen können, aber sie schoss zu schnell und fand Eckerles Fäuste. Kurz darauf war Schluss mit: 23-25.
Nach dem Summer feierte die deutsche Mannschaft den Triumph ausgelassen. Sie hatten eine Hürde gegen ihr Nachbarland Niederlande genommen, das sich bei den letzten beiden großen Titelturnieren, der Weltmeisterschaft 2017 und der letztjährigen Europameisterschaft, als zu stark erwiesen hatte. Deutschland führt nun die Gruppe 1 der Hauptrunde mit fünf Punkten an, gefolgt von den Niederlanden (vier), Norwegen (vier), Serbien (zwei), Südkorea (zwei) und Dänemark (A).
Beispielsweise brachen die Niederlande, genau wie bei der Weltmeisterschaft 1999, nach einem überraschenden Sieg gegen Norwegen sofort zusammen. Damals bedeutete dies das sofortige Ausscheiden, doch nun hat Team Mayonnade die Möglichkeit, sich zu rächen. Die Niederlande haben immer noch die Kontrolle über den Einzug ins Halbfinale, müssen aber gegen Dänemark (Montag) und Südkorea (Mittwoch) gewinnen.
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