Deutschland ist vorsichtig mit seiner eigenen Rolle in Libyen

Auf der Konferenz zu Libyen In Berlin einigten sich die Parteien am Sonntag auf Initiative von Bundeskanzlerin Merkel auf ein Waffenembargo gegen das nordafrikanische Land. Die teilnehmenden Länder einigten sich darauf, die militärische Unterstützung der Kriegsparteien einzustellen. Die verschiedenen Milizen in Libyen müssen demobilisiert und entwaffnet werden. Auch die Fortdauer des Embargos soll strenger kontrolliert werden.

Merkel (CDU) betonte nach der Konferenz, dass sich alle Parteien darin einig seien, dass es für diesen Konflikt keine militärische Lösung gebe. Ziel ist es, einen von den Vereinten Nationen geleiteten politischen Prozess einzuleiten und das Gewaltmonopol in einem vom Bürgerkrieg zerrissenen Land wiederherzustellen. An der Konferenz nahmen der russische Präsident Putin, der türkische Präsident Erdogan, der französische Präsident Macron, der britische Premierminister Johnson und US-Außenminister Pompeo teil. Anwesend waren außerdem Vertreter aus China, Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Kongo sowie den Vereinten Nationen, der Afrikanischen Union und der Arabischen Liga.

Auch Libyens international anerkannter Premierminister Sarraj und sein Kontrahent General Haftar waren in Berlin, nahmen aber nicht an der Konferenz teil. Sie sprachen getrennt mit Merkel und ihrem Außenminister Maas (SPD).

Rolle Bundeswehr

Wie die Beschlüsse umgesetzt und überwacht werden sollen, ist noch nicht vereinbart. Darüber beraten die europäischen Außenminister heute in Brüssel. Auch die Frage des deutschen Beitrags bleibt offen. Im Jahr 2011 beteiligte sich Deutschland nicht an der internationalen Militärintervention in Libyen, die zum Sturz des libyschen Führers Gaddafi führte. Als Initiator der Konferenz könne Deutschland nun kaum noch fernbleiben, schreiben deutsche Medien.

Im Jahr 2011 beteiligte sich Deutschland nicht an der internationalen Militärintervention in Libyen

Vor der Konferenz habe sich Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer (CDU) positiv über eine mögliche deutsche Beteiligung an einer internationalen Friedenstruppe in Libyen geäußert, berichtet die Nachrichtenseite. tagesschau. Wie ein deutscher Beitrag aussehen könnte, werde die Bundeswehr und ihr Ministerium „sehr schnell“ sagen können, sagte sie am Samstag. Merkel und Maas sprachen deutlich zurückhaltender. Nur wenn es einen dauerhaften Waffenstillstand gebe, könne man über Kontrolle reden, sagte Merkel nach der Konferenz.

Über den deutschen Einsatz in Libyen sind sich die Parteien im Bundestag uneinig. Die liberale FDP ist dafür: Die Bundesregierung dürfe sich nun „nicht verstecken“ und müsse dem Parlament „einen plausiblen Plan und eine Strategie für einen möglichen Einsatz“ vorlegen. Die Grünen sind ebenso wie die Bundesregierung vorsichtig und halten es für „zu früh“, über ein Engagement zu spekulieren. Die SPD habe am vergangenen Wochenende erklärt, dass Deutschland nun Verantwortung trage und „offen für einen solchen Einsatz sein müsse“, schreibt sie Online-Spiegel.

Deutsche Diplomatie

Die Reaktionen der deutschen Medien auf die Konferenz in Libyen sind unterschiedlich. DER Tagesspiegel bezeichnet Merkels Treffen in Berlin als wichtigen Erfolg der deutschen Diplomatie: „Deutschland hat seine Verantwortung übernommen.“ Letztes Jahr forderte die UN Deutschland zur Vermittlung auf, und seitdem tun Merkel, Maas und ihre Diplomaten alles, um die beteiligten Parteien an einen Tisch zu bringen. Gerade weil Deutschland sich 2011 nicht an der Militärintervention in Libyen beteiligt habe, sei es als Vermittler glaubwürdig gewesen, so der Tagesspiegel.

„Deutschland ist in internationalen Konflikten machtlos“

Doch die Verantwortung endet damit nicht, schreibt der Tagesspiegel: „Wenn die EU bei einer Stabilisierungsmission oder bei der Kontrolle des Waffenembargos um Hilfe gebeten wird, muss auch die Bundeswehr ihren Beitrag leisten.“ Es wird die gleiche Schlussfolgerung gezogen Frankfurter Allgemeine ZeitungDER Süddeutsche Zeitung Und Online-Spiegel. Letzterer schreibt: „Mit einer Feigenblatt-Mission wie bisher kann Berlin nicht durchkommen.“ Derzeit „schaut ganz Europa auf die Bundesregierung und die Bundeswehr.“

Zeit online unter dem Titel „Deutsche Unfähigkeit“ geschrieben, dass Deutschland in internationalen Konflikten tatsächlich machtlos sei. Das Risiko eines Militäreinsatzes in Libyen werde die EU wohl nicht eingehen, heißt es in der Zeitung. „Trotz des diplomatischen Aktivismus der Deutschen deutet vieles darauf hin, dass Libyen wiederholt, was der Krieg in Syrien bereits gezeigt hat: die Ohnmacht der Bundesregierung, ihre Handlungsunfähigkeit.“

Der Krieg in Syrien sei in Deutschland erst durch die Flüchtlingskrise im Jahr 2015 zum Thema geworden, schreibt Zeit Online. „Aber bis heute ist die Bundesregierung in Syrien noch nicht aktiv.“ Durch die Verschärfung dieser Angst macht sich Deutschland von anderen Ländern abhängig. Putin und Erdogan wüssten sehr gut, wie sie „Merkel für sich gewinnen“ könnten. Sie bestimmen erneut den Ausgang des Libyen-Konflikts, heißt es in der Zeit, und auch General Haftar nutze die aktuelle Lage aus. „Die Deutschen spielen dabei praktisch keine Rolle. Das ist eine besorgniserregende Perspektive für die neue globale Machtverteilung in der Region.“

Poldie Hall

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