Das Karlsruher Gericht hat einen 60 Milliarden Euro schweren deutschen Klimafonds gekündigt. Das gibt Scholtz weniger Handlungsspielraum und hat auch Konsequenzen für die EU.
Zu Beginn des 21. Jahrhunderts entwickelte sich Deutschland zumindest wirtschaftlich zum wohlhabendsten Land Europas. A Exportweltmeister das seine Autos, Maschinen und andere Produkte in die ganze Welt verkaufte. Doch heute steht Deutschlands Industriemodell aufgrund des Verlusts billiger russischer Energie, der wachsenden Konkurrenz aus China und der Notwendigkeit, die Wirtschaft umweltfreundlicher und digitaler zu gestalten, unter Druck.
Gleichzeitig kostet die Unterstützung der Ukraine auch Deutschland viel Geld und seine Wirtschaftskonkurrenten wie China und die USA investieren Milliarden in die Modernisierung ihrer Volkswirtschaften. Das ist eine Situation, die große Investitionen erfordert, doch kürzlich hat das Verfassungsgericht in Karlsruhe einen 60 Milliarden Euro schweren Klimafonds gestrichen. Nach Ansicht des Gerichts verstieß der Fonds gegen verfassungsrechtliche Bestimmungen SchuldenbremseDie „Schuldenbremse“, die vorsieht, dass sich der deutsche Staat pro Kalenderjahr nicht mehr als 0,35 % des Bruttoinlandsprodukts verschulden darf.
Nach der Logik der Schuldenbremse ist die Karlsruher Erklärung nachvollziehbar, klar ist aber, dass Deutschland in einer Zeit, in der große Investitionen nötig sind, zu wenig finanzielle Flexibilität hat. Bundeskanzler Olaf Scholz sagte am Dienstag, dass die Modernisierung der Wirtschaft weitergehen werde, sagte aber nicht, woher er das Geld nehmen werde. In jedem Fall schränkte das Urteil des Gerichtshofs dessen Handlungsspielraum ein.
Das sind schlechte Nachrichten für Deutschland und Europa. Die Verhandlungen über einen neuen EU-Haushalt inklusive Hilfen für die Ukraine werden noch schwieriger, wenn Deutschland wenig finanziellen Spielraum hat. Doch das eigentliche Problem der EU liegt tiefer. In Brüssel werden ehrgeizige Pläne für einen Green Deal, eine stärkere europäische Verteidigung und eine größere geopolitische Rolle Europas ausgearbeitet. Das sind Projekte, die Geld kosten und Veränderungen von Bürgern erfordern, die nicht immer bereit sind, sie umzusetzen.
Das wird nicht viel bringen, wenn die politische Führung des größten und wichtigsten Mitgliedsstaates so schwach ist. Die Ursachen der deutschen Haushaltskrise sind den Niederländern wohlbekannt: verfeindete Regierungsparteien, die inhaltlich sehr unterschiedlich sind, Klimapolitik, die bei großen Wählergruppen unpopulär ist, niedrige Umfragewerte, während die radikale Rechte expandiert. In einer Zeit, in der Deutschland vor enormen Herausforderungen steht, fehlt es Bundeskanzler Scholz an politischem Einfluss. Die Folgen werden nicht nur in Berlin zu spüren sein.
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