Ukrainische und russische Medien sehen den Wahlsieg der PVV als Symptom einer euroskeptischen Welle

Der Sieg der rechtspopulistischen PVV-Partei bei den niederländischen Wahlen ist den ukrainischen und russischen Medien nicht entgangen. In beiden Ländern besteht das Gefühl, dass Wilders‘ Sieg Konsequenzen für den Krieg in der Ukraine haben könnte. Während in der Ukraine Besorgnis herrscht, werten staatsnahe russische Medien die Wahlergebnisse als Zeichen dafür, dass die europäische Unterstützung für die Ukraine unter Druck steht.

Kreml-Propagandist Wladimir Solowjew. Foto Wikimedia Commons.

Offizielle russische Medien betonen, dass der PVV-Sieg eine gute Nachricht für Russland, aber dramatisch für die Ukraine sei. So wie das schrieb Presseagentur Ria Novosti dass die Ergebnisse der niederländischen Wahlen „ein Albtraum“ für Kiew seien, weil die Ukraine höchstwahrscheinlich ihren wichtigsten Verbündeten in Europa verlieren werde.

Olga Skabejeva, Moderatorin einer täglichen Talkshow im öffentlich-rechtlichen Sender Rossija-1, unterstreicht sondern auch die Bedeutung des Wahlergebnisses für Russland. Sie deutete an, dass der PVV-Sieg die von den Niederlanden unter Premierminister Rutte versprochene Lieferung von F16 an die Ukraine gefährden könnte. Der Kreml-Propagandist Wladimir Solowjew teilte auf seinem Telegram-Kanal mehrere Nachrichten über das Ergebnis. In einem Nachricht Er erwähnt, dass Wilders glaubt, dass „Russland nicht der Feind Europas ist“ und dass er „deshalb gegen antirussische Sanktionen ist“.

Nach den Wahlergebnissen in den Niederlanden herrschte in den ukrainischen Medien Besorgnis, nicht zuletzt aufgrund der euroskeptischen Haltung von Wilders. Der Analyse zufolge könnte die niederländische Unterstützung für die EU-Mitgliedschaft der Ukraine mit der Ankunft eines möglichen Premierministers Wilders verschwinden. Ukrainische Medien halten es für weniger wahrscheinlich, dass die Niederlande in den kommenden Jahren skeptisch oder sogar oppositionell gegenüber der europäischen Rüstungsunterstützung für die Ukraine werden.

Geert Wilders in der russischen Duma im Jahr 2018. Foto Twitter.

Nuance zur Koalitionsbildung

In den letzten Tagen hat die russische staatsnahe Presse Experten die Gelegenheit gegeben, die Ergebnisse der niederländischen Wahlen zu erläutern. Im Gegensatz zu den Moderatoren, die eindringlich über den Sieg von Wilders sprechen, haben diese Experten eine bemerkenswert differenzierte Sicht auf das Ergebnis. Sie weisen vor allem darauf hin, dass Wilders trotz seines großen Sieges noch eine Koalition bilden muss und betonen, dass dies nicht einfach sein wird.

Die RTVI-Informationsseite erklärt dass die Verhandlungen „aufgrund der radikalen Äußerungen von Wilders in der Vergangenheit“ lange dauern könnten. Auch die Propagandaseite RT glaubt dass es für Wilders praktisch unmöglich ist, alle seine Wahlpläne umzusetzen. In dem Artikel heißt es, Wilders werde in den Niederlanden als „übermäßig impulsiver und unberechenbarer Politiker“ angesehen. Darüber hinaus werde Wilders laut RT „offen abgelehnt“ und selbst die niederländische Königsfamilie sei „mit Wilders nicht zufrieden“.

Vladimir Kornilov, politischer Journalist des Senders Rossija Sewodnja, hat mehrere Beiträge über Wilders auf seinem beliebten Telegram-Kanal geteilt. Kornilow engagierte sich bereits in der niederländischen Politik: Bei der Vorbereitung des ukrainischen Referendums 2016 arbeitete er eng mit FvD-Chef Thierry Baudet zusammen. Er könnte Baudet haben bezahlt für diese Zusammenarbeit. Am 23. November teilte Kornilow eine Nachricht als Antwort auf einen Tweet des deutschen Journalisten Julian Röpke. Röpke bringt in dem Tweet seine Empörung über den Sieg von Wilders zum Ausdruck. Kornilow erklärt dass es nicht nur lustig sei, dass Röpke so empört reagierte, sondern dass „die Hysterie, die die europäischen Eliten wegen ihm erleben.“ [Wilders’] Der Sieg ist sehr bemerkenswert. Er betonte auch, dass Wilders und seine Partei „natürlich keine ‚Agenten Moskaus‘ seien, wie sie in Europa so voreilig bezeichnet wurden.“

Wilders Sieg wird von verschiedenen Medienplattformen als Zeichen dafür gewertet, dass Westeuropa sich für eine rechte Politik entscheidet. Wilders wird in zahlreichen Artikeln zusammen mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Orbán, dem slowakischen Präsidenten Fico und der Partei Alternative für Deutschland erwähnt. Anastasia Nevskaya, niederländische Expertin Haufen In einem Artikel für RT ist Wilders‘ Sieg ein klarer Beweis für den zunehmenden Euroskeptizismus.

In einer TV-Sendung weist Kornilow darauf hin, dass Wilders‘ Sieg ein großer Schock sei, da die Niederlande einer der größten Nettozahler der EU seien. Noch Haufen Andrej Perla, politischer Journalist der russischen ultranationalistischen Nachrichtenseite Zargraddass Wilders‘ Sieg die niederländische Politik gegenüber der EU oder Russland nicht sofort ändern wird. Seiner Meinung nach ist Wilders‘ Sieg ein Zeichen großer Unzufriedenheit in der Bevölkerung Westeuropas.

Vladimir Kornilov im Jahr 2019. Er arbeitete während des Ukraine-Referendums 2016 eng mit FvD-Chef Thierry Baudet zusammen. Wikipedia-Fotos.

Die Ukraine befürchtet eine euroskeptische Welle

In ukrainischen Analysen werden die niederländischen Wahlen auch als Zeichen einer aufkommenden Euroskepsis beschrieben. Anders als in Russland löst diese Entwicklung in der Ukraine Angst aus. Das ukrainische Magazin Neue Stimme Nach der Wahl bezeichnete er die PVV als „antiukrainische Partei“ und bezeichnete Wilders als „Captain Peroxide der Euro-Trumpisten-Familie“. Zerkalo Nedeli hebt frühere Wahlsiege rechtsextremer Parteien in der Slowakei (letzten Monat) und Italien (Herbst 2022) hervor. Das Magazin nennt Wilders einen „Bewunderer“ des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán, der Wilders kurz nach den Austrittswahlen persönlich gratulierte.

Auf der ukrainischen Nachrichtenseite RBK Ukraine Es gibt Raum für einige Nuancen. Sagt der ukrainische Politikwissenschaftler Wolodymyr Fesenko in einem Gespräch mit RBK dass es keinen Grund zur Panik gebe, obwohl er die Ergebnisse der niederländischen Wahlen auch als „potenziell schwierig für die Ukraine“ bezeichnet.

Fesenko verweist auf Österreich, wo die rechtsextreme FPÖ mehrfach an der Regierung war. Laut Fesenko waren die FPÖ-Regierungen nie stabil und setzten eine relativ moderate Politik durch Kompromisse mit Koalitionspartnern um. Der Politikwissenschaftler weist darauf hin, dass auch Wilders keine absolute Mehrheit habe und daher eine Koalition bilden müsse.

Große Probleme für die Ukraine sieht Fesenko im Bereich der Rüstungsunterstützung nicht. Auch wenn eine Koalition mit der PVV weniger Waffen liefert, werden andere europäische Länder ihre Unterstützung fortsetzen. Die Lieferung von F16, zu der sich die Niederlande neben Dänemark verpflichtet haben, wird auch von anderen Ländern bereitgestellt.

Die Tatsache, dass die PVV ein entschiedener Gegner der europäischen Expansion sei, stelle eine größere Gefahr für die Ukraine dar, glaubt Fesenko. Ihm zufolge sei es unwahrscheinlich, dass eine Koalition mit der PVV einen möglichen EU-Beitritt der Ukraine akzeptieren würde. Auch für die anderen Beitrittskandidaten drohe ein „Deadlock“, so der Politikwissenschaftler.

Dass die Niederlande Gefahr laufen, für die Ukraine zum „Problemland“ zu werden, ist laut Fesenko nichts Neues. Tatsächlich stelle die restriktive Politik, die die Niederlande seit der russischen Invasion betreiben, einen Trendbruch dar, meint der Politikwissenschaftler. Er erinnert sich an das Jahr 2016, als die Niederlande in einem Referendum gegen ein Assoziierungsabkommen mit der Ukraine stimmten. Mit den Ergebnissen der letzten Wahlen könnte eine Rückkehr zu einer zurückhaltenderen Haltung in den Niederlanden in Sicht sein.

Adelbert Eichel

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