Trainer Nagelsmann muss wieder Stimmung nach Deutschland bringen, meckert aber überwiegend

Tatsache ist, dass die Fußballnation Deutschland automatisch als Gastgeberland für die Europameisterschaft im nächsten Jahr qualifiziert ist, sonst wären die Fußballfans der Mannschaft sehr nervös gewesen. Nicht, dass es jetzt keine Nervosität mehr gäbe. Acht Monate vor Beginn der Europameisterschaft steckt der deutsche Fußball in einer tiefen Krise. Und obwohl Bundestrainer Julian Nagelsmann verspricht, dass alles gut werden wird, glauben ihm derzeit nur wenige Analysten.

Letzte Woche verlor Deutschland zweimal: gegen die Türkei (2:3) und Österreich (0:2). Es war eine weitere katastrophale Woche auf der langen Suche nach Leidenschaft und Selbstvertrauen, nach der sich das Team seit der Weltmeisterschaft in Katar sehnt. Obwohl die Menschenrechte damals große Aufmerksamkeit erregten (die Mannschaft hielt sich in einer Erklärung die Hand vor den Mund), konnte Deutschland nach der Gruppenphase die Heimreise antreten.

Erbprinz

In den elf Trainingsspielen seit der WM hat Deutschland unter drei Trainern nur dreimal gewonnen. Hansi Flick wurde kurz nach der WM entlassen, der deutsche Verbandsdirektor Rudi Völler übernahm für ein Spiel (gewonnen) und seit September ist ein weiterer Kronprinz der Trainerzunft an der Reihe: Nagelsmann, der im März entlassen wurde , Bayern München.

Nagelsmann, mit 36 ​​Jahren noch ein junger Trainer, hat in Deutschland bereits Hoffenheim, Leipzig und damit Bayern München trainiert. Er gilt als innovativ, ganz im Sinne von Jürgen Klopp und Thomas Tuchel. Aber auch er schafft es nicht, Deutschland mit nur einem Sieg in vier Länderspielen nach vorne zu bringen.

Nagelsmanns kurzfristige Strategie besteht nun darin, die alte Garde auf Kosten einer neuen Generation wieder ins Team zu holen. In der Startelf waren fünf Spieler über dreißig. Doch heute stellt sich heraus, dass dieses Klebeband im Moment nicht ausreicht, um alles zusammenzuhalten.

Harte Worte

Nagelsmanns wichtigste Aufgabe besteht derzeit darin, die Atmosphäre wiederherzustellen. Kapitän Ilkay Gündogan sagte am Dienstag nach der Niederlage gegen Österreich, es fehle „positive Energie“ und die Mannschaft sei frustriert. Doch Bundestrainer Nagelsmann will dieses Problem intern noch nicht lösen. Tatsächlich sprach er nach der Niederlage gegen Österreich in einem fast fünfminütigen Monolog harte Worte. „Ich habe das Gefühl, dass wir zu viel loser Sand sind. Die Menschen sind mit sich selbst beschäftigt. Aber wir dürfen nicht die Opferrolle spielen und mit dem Finger auf schlechte Ergebnisse zeigen.“

Die Krise im deutschen Fußball sitzt auch tiefer. Bayern München, jetzt angeführt von Thomas Tuchel, ist nicht mehr das unzerstörbare deutsche Flaggschiff. Obwohl das Team, auch dank der guten Form von Harry Kane, Zweiter in der Liga ist, verlor es vor drei Wochen im Pokal gegen einen Drittligisten. Und auch der deutsche Frauenfußball hinkt hinterher: Bei der letzten WM kam die Mannschaft nicht über die Gruppenphase hinaus.

Leidenschaft und Emotion

Während sich die schlechten Ergebnisse immer weiter häufen, sehen sich auch andere Fußballstars gezwungen, sich zu Wort zu melden. Völler kritisierte die Niederlage gegen Österreich und sagte, Deutschland könne „das nicht akzeptieren“. „Ich möchte nicht immer von Leidenschaft reden, aber es muss mehr Dynamik und Emotion geben. »

Darüber ärgerte sich Nagelsmann erneut, ebenso wie über die scharfen Analysen in den Medien. Er räumte ein, dass sowohl die Leistung als auch der Spielverlauf unter Druck stünden. Aber er hielt die ganze Kritik nicht für hilfreich. „Wir können uns zurücklehnen und alles negativ sehen, aber das bringt uns als Fußballnation nicht weiter.“

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Adelhard Simon

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