Es war grenzwertig. Nach mehr als anderthalb Jahren haben wir uns an den mutigen ukrainischen Widerstand gegen die russische Aggression gewöhnt. Zu Unrecht. Wladimir Putin hätte im Frühjahr 2022 durchaus als Sieger aus seinem Krieg gegen die Ukraine hervorgehen können.
Sein ideologisches Projekt, das Nachbarland mit einem zu verlassen Blitzkrieg könnte russifiziert werden klassisches Wunschdenkengeboren aus einer jahrhundertealten und hemmungslosen Verachtung für Kiew seit 2014. Aber Putins späteres geopolitisches Ziel, die NATO und die EU zu spalten, war keine Illusion, sondern eine Variation der imperialistischen Vorstellungen des Russlands des 19. Jahrhunderts.
Hätte Deutschland nach dem Angriff auf die Ukraine zusätzlich zu einigen rhetorischen Empörungen und Sanktionen Abstand gehalten, wären auch Frankreich und die Niederlande abgehängt, woraufhin die USA und Großbritannien isoliert werden könnten.
Deshalb investiert Putin seit Jahrzehnten in ein Netzwerk politischer Akteure in Deutschland. Die Spinne in diesem Netz war der ehemalige SPD-Kanzler Gerhard Schröder, der einen fast überall in den Machtzentren ansässigen Clan anführte. Das Netzwerk wurde von Mitgliedern der SPD betrieben, hatte aber auch Zugriff auf Mitglieder von CDU und FDP. Nur die Grünen blieben für Putin unzugänglich.
Kein Missverständnis. Auch in den höheren niederländischen Kreisen dieser Zeit waren viele russophile Stimmen zu hören. Doch im Vergleich zum Schröder-Clan gehörte die Polderlobby intellektuell und politisch zu einer dritten, teilweise infantilen Gruppe. Denken Sie an Hans de Boer, den damaligen Präsidenten der VNO-NCW, der sich auch nach der MH17-Katastrophe weiterhin dafür einsetzte Normalisierung der Handelsbeziehungenzum Teil, weil sein Sohn russische Freunde auf Facebook hatte.
Putin fürchtete nicht nur die Lobbyisten der Nord Stream-Pipelines, die es ihm ermöglichen würden, die deutsche Wirtschaft an russisches Erdgas zu binden. Er wollte auch einen Teil der deutschen Elite korrumpieren. Dank Schröder wurde die Hälfte der Spitzenpolitiker der SPD-Plus-Familie in den Bann gezogen: vom Hamburger Bürgermeister über die Ministerpräsidenten von Niedersachsen und anderen Bundesländern bis hin zu den wichtigsten Ministerien für Verteidigung, Auswärtiges und Wirtschaft in Berlin. Auch Berater und Journalisten beteiligten sich. Putin beschwichtigte sie mit Geld, Ehrendoktorwürden, Honorarkonsulaten und anderen Utensilien.
Zwei Journalisten aus Frankfurter Allgemeine ZeitungReinhard Bingener und Markus Wehner beschreiben in ihrem schockierenden Buch die Hintergründe dieser Unterwanderung Diese Moskau-Verbindung. Das Schröder-Netzwerk und Deutschlands Weg in die Abhängigkeit, das Anfang dieser Woche von NRC-Korrespondentin Nynke van Verschuer klar besprochen wurde. Den Autoren zufolge ging es den Schröderianern um Gewinn, aber nicht nur um Geld. Sie glaubten wirklich an ihren „Kremlinkitsch“, eine Mischung aus Sympathie für die vermeintlich tiefe russische Seele und Putins autoritärem Wiederaufbauprogramm, basierend auf romantisierten Erinnerungen an die Entspannungspolitik des sozialistischen Patriarchen Willy Brandt.
Dass Schröder größtenteils kein formelles politisches Amt innehatte – CDU-Chefin Angela Merkel war seit 2005 Kanzlerin –, störte Moskau kaum. Die Annexion der Krim und die militärische Intervention im Donbass haben nicht zu einer Wende geführt. Die Abhängigkeit Deutschlands gibt sogar Anlass zur Sorge: Im Jahr 2012 kamen 34,6 % des importierten Gases aus Russland, verglichen mit 54,9 % im Jahr 2018.
Erst während der letzten von Merkel geführten „Großen Koalition“ zwischen CDU/CSU und SPD (2017-2021) nahmen die Dinge Gestalt an. Plötzlich wagten es SPD-Chef Olaf Scholz und der Parteivorsitzende, den Kandidaten des Schröder-Clans für das Außenministerium zugunsten des Ausländers Heiko Maas auszuschalten.
Rückblickend war dies ein bedeutender Bruch mit unserer eigenen Vergangenheit. Stellen Sie sich vor, wenn Schröder bis Anfang 2022 Männer in der Regierung gehabt hätte, dann wären die NATO und die EU in einer schlechteren Situation gewesen und die gesamten Putin-Polder der FVD und PVV hätten jetzt bessere Aussichten in den Niederlanden. Down.
Hubert Smeets ist Journalistin und Historikerin. Alle zwei Wochen schreibt er hier eine Kolumne.
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