FRANKFURT (dpa-AFX) – Die Aktien von Siemens Energy sind am Donnerstagmorgen um 36 Prozent gefallen, nachdem Verhandlungen mit der Bundesregierung über Garantien bestätigt wurden. Solch hohe Kursverluste sind für im Dax notierte Aktien sehr ungewöhnlich und treten nur bei besonderen Anlässen auf.
Im Fall von Siemens Energy ist es bereits das zweite Mal in diesem Jahr, dass der Aktienkurs so massiv gefallen ist. Im Juni brach der Aktienkurs um mehr als 37 Prozent ein, nachdem Firmenchef Christian Bruch seine wenige Wochen zuvor nach unten korrigierte Gewinnprognose zurückziehen musste.
Mit diesem Rückgang liegt der Titel auf Platz zehn der Liste der größten Tagesverlierer im Dax.
Hier dominiert der im Sommer 2020 kollabierte Zahlungsabwickler Wirecard. Das bayerische Skandalunternehmen belegt die Plätze zwei, drei, vier und sieben. Spitzenreiter bleibt aber die in der Finanzkrise verstaatlichte Hypo Real Estate (HRE). Der inzwischen aufgelöste gewerbliche Immobilienfinanzierer ist gleich zweimal in den Top Ten vertreten.
1) Hypo Real Estate -73,9 % per 29.09.2008 – Grund: staatliche Rettungsaktion aufgrund von Liquiditätsengpässen während der Finanzkrise. Die Bank wurde inzwischen aufgelöst. Der Staat hat die milliardenschweren Risiken übernommen und das operative Geschäft wird größtenteils von der inzwischen wieder börsennotierten Deutschen Pfandbriefbank PBB weitergeführt. Mittlerweile ist die Pfandbriefbank-Aktie auch aus dem MDax-Index der mittelgroßen Werte verschwunden und verliert damit noch mehr an Bedeutung.
2) Wirecard -71,3 % am 25.06.2020 – Grund: Die Bekanntgabe des Insolvenzantrags.
3) Wirecard -63,7 % am 26.06.2020 – Grund: Wachsende Besorgnis über die Auswirkungen des Bilanzskandals auf das operative Geschäft, noch viele offene Fragen zum Ausmaß des Skandals.
4) Wirecard -61,8 % am 18.06.2020 – Grund: Erster Tag des massiven Ausverkaufs, nachdem das Unternehmen die Vorlage seiner Zahlen aufgrund von Bilanzproblemen erneut verschieben musste.
5) MLP -48,7 % per 02.08.2002 – Grund: Ergebniswarnung und Verdacht auf Unregelmäßigkeiten in der Bilanz, der sich nie erhärtet hat. Das Unternehmen existiert noch. Allerdings spielt es an der Börse keine große Rolle mehr.
6) VW-Stammaktie -45,3 % am 29.10.2008 – Grund: Blase platzte aufgrund eines rasanten Preisanstiegs in den Vortagen. Beispiellose Kurssteigerungen der VW-Stammaktien Ende Oktober 2008 führten dazu, dass die Deutsche Börse die Gewichtung einer Aktie im Dax auf maximal zehn Prozent begrenzte. Da der Streubesitz der VW-Stammaktie nun zu gering ist, wird die VW-Vorzugsaktie in den Dax aufgenommen.
7) Wirecard -44,1 % am 22.06.2020 – Grund: Ein Bilanzskandal bricht aus. Das Unternehmen räumt ein, dass die Sperrkonten, auf denen sich 1,9 Milliarden Euro befinden sollen, vermutlich nicht existieren.
8.) Infineon -39,6 % per 3.12.2008 – Grund: Niedrige Zahlen, schwacher Ausblick und stark beschädigte Lage des Halbleiterherstellers. Die Aktie des Unternehmens war zeitweise ein sogenannter Penny Stock, kostete also weniger als einen Euro. Auch aus dem Dax wurde die Aktie vorübergehend entfernt, konnte sich aber wieder erholen. Der jüngste Kurs lag bei knapp 36 Euro, womit das Unternehmen an der Börse einen Wert von rund 47 Milliarden Euro hat.
9) Hypo Real Estate -37,4 % am 06.10.2008 – Grund: Erneute staatliche Rettungsaktion, die nur eine Woche nach dem 74 %-Crash zu einem weiteren drastischen Rückgang des Aktienwerts führte.
10) Siemens Energy -37,3 % am 23.06.2023 – Grund: Aufgrund anhaltender Probleme bei der Windenergietochter Gamesa musste die ehemalige Siemens-Tochter ihre Gewinnprognose zurückziehen. Der Aktienwert sank um rund sieben Milliarden Euro auf knapp zwölf Milliarden Euro.
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