Mercedez-Benz startet mit dem eActros 600 in den elektrischen Fernverkehr
Reichweite 500 Kilometer
Mit einer Reichweite von 500 Kilometern und der doppelten Tagesdistanz will Mercedes-Benz Trucks nun nach eigenen Angaben einen Elektro-Lkw für den Fernverkehr geschaffen haben. Allerdings muss die Massenproduktion noch mindestens ein Jahr warten. Der deutsche Lkw-Hersteller stellte diese Woche seinen neuen eActros 600 auf einer verregneten Raststätte in der Nähe von Hamburg vor.
Erik Verheggen
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In Hamburg konnten zahlreiche europäische Lkw- und Transportjournalisten eine Version des Fahrzeugs besichtigen, die laut Mercedes-Benz nahezu identisch mit dem Lkw ist, der letztendlich im Werk Wörth vom Band laufen wird.
Karin Rådström, CEO von Mercedes-Benz Truck, kündigte bei der Veranstaltung an, dass die Produktion noch vor Ende 2024 beginnen soll. Zu den Produktionskapazitäten, die der Konzern für den eActros 600 reserviert, wollte sie allerdings nichts sagen. „Wenn die Nachfrage da ist.“ , wir können es schnell steigern.“
Der neue Elektro-Lkw erhielt von Mercedes-Benz eine völlig neue Fassade, bei der der große Kühlergrill einer glatten Nase mit einem übergroßen Mercedes-Stern wich. In Kombination mit stärker abgerundeten Ecken verspricht Mercedes-Benz eine um 9 Prozent bessere Aerodynamik als der herkömmliche Diesel-Actros.
Außenspiegel
Auffälliges Detail: Der eActros verfügt weiterhin über Außenspiegel, denn Tests zeigen, dass der Umstieg auf Rückfahrkameras in diesem Fall keine aerodynamischen Vorteile bringt. Das Ausstellungsmodell verfügte zusätzlich über einen Sonnenschutz über der Windschutzscheibe. Allerdings musste der anwesende Designer zugeben, dass er es am liebsten beiseite gelassen hätte, doch das ist der Wunsch vieler Autofahrer.
Die verbesserte Aerodynamik ist notwendig, um die versprochene Reichweite von 500 Kilometern mit einer Batterieladung zu erreichen. Bei einem Praxistest kurz vor der Veranstaltung in Hamburg gab der Hersteller an, dass er mit einem Gesamtgewicht von 40 Tonnen und einer Außentemperatur von 20 Grad sogar etwas mehr Distanz zurückgelegt habe. Sinken die Temperaturen auf den Gefrierpunkt, verliert der Lkw laut Mercedes-Benz etwa 10 % seiner Reichweite.
Der 600 verfügt über eine neue 800-Volt-Elektroachse mit zwei Elektromotoren und vier Gängen. Die Elektromotoren haben eine Dauerleistung von 400 Kilowatt und eine Maximalleistung von 600 Kilowatt.
LFP
Die Motoren werden von Batterien mit der von Mercedes-Benz übernommenen Lithium-Eisenphosphat-Zellentechnologie (LFP) angetrieben. Ein Vorteil besteht darin, dass rund 95 % der Akkukapazität genutzt werden können. Bei den gängigsten Lithium-Ionen-Akkus liegt dieser bei 80-85 %. Beim eActros 600 sind das drei Batteriepakete mit je 207 Kilowattstunden. Laut Hersteller können von der Gesamtkapazität von 621 Kilowattstunden tatsächlich 600 Kilowattstunden genutzt werden.
Mit der richtigen CCS-Schnellladestation (Combined Charging System) kann der eActros 600 mit 400 Kilowatt laden. Damit können die Akkus in etwa einer Stunde von 20 auf 80 Prozent aufgeladen werden. Optional kann das Fahrzeug auch mit der Megawatt-Charging-Technologie (MCS) ausgestattet werden, sodass für das gleiche Ergebnis nur eine halbe Stunde benötigt wird. Dies ermöglicht laut Mercedes-Benz das Laden während der vorgeschriebenen 45-minütigen Ruhezeit nach 4,5 Stunden Fahrt, sodass der eActros effektiv in den Betrieb der meisten Transportunternehmen integriert werden kann.
Der Text wird unterhalb des Fotos fortgesetzt.
Der Lkw-Hersteller schätzt, dass die MCS-Standards im Jahr 2024 fertig sein werden. Merdedes-Benz ist einer der Entwickler der Technologie, die letztendlich Ladegeschwindigkeiten von bis zu 3.750 Kilowatt ermöglichen soll. Bevor diese Standards veröffentlicht werden können, müssen jedoch noch einige Schritte unternommen werden.
Die großen Batterien des eActros 600 wiegen zusammen 4,5 Tonnen. Das Leergewicht der in Hamburg präsentierten Kombination mit Sattelauflieger betrug demnach rund 18 Tonnen. Eine schnelle Rechnung zeigt, dass bei einem Maximalgewicht von 40 Tonnen, wie es in vielen europäischen Ländern der Fall ist, noch Platz für 22 Tonnen Fracht ist.
Kostenblatt
Die entscheidende Frage bei der Einführung eines emissionsfreien Lkw sind die Kosten. Mercedes-Benz wollte lediglich sagen, dass Käufer mit einem zwei- bis zweieinhalbfach höheren Kaufpreis als einem vergleichbaren Diesel-Lkw rechnen sollten.
„Die meisten unserer Kunden schauen jedoch nicht auf den Kaufpreis, sondern auf die Kosten über den gesamten Lebenszyklus“, sagte Mercedes-Chef Rådström. Die Berechnungen des Unternehmens zeigen, dass die Amortisationszeit, unter anderem durch geringere Energiekosten und Mautvorteile, bei etwa fünf Jahren oder 600.000 Kilometern liegt. Mercedes-Benz gibt an, den eActros 600 für eine Lebensdauer von zehn Jahren oder 1,2 Millionen Kilometern konzipiert zu haben.
Mercedes-Benz hat fünfzig Vorserienmodelle des eActros 600 gebaut, die unter anderem in den Niederlanden an Kunden ausgeliefert werden.
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