„Du kannst Max nicht ignorieren“

Alex Jacques, Kanal 4

Jahrelang war der britische Fahrer Lewis Hamilton der große Mann der Formel 1, doch vor zwei Jahren übernahm Max Verstappen seine Rolle als Leitfigur des Sports wieder. Die britische Öffentlichkeit mochte ihn dafür nicht. Er wurde während der Fahrerparade – einem Ritual vor jedem F1-Rennen – beim Großen Preis von Großbritannien ausgebuht.

Trotzdem glaubt Alex Jacques, seit 2021 Formel-1-Kommentator für Channel 4, dass britische Rennsportfans mittlerweile Respekt vor dem 26-jährigen Limburger haben. „Die Mehrheit der britischen Formel-1-Fans würde es gerne sehen, wenn ihre eigenen Fahrer Hamilton, Lando Norris oder George Russell ständig um den Sieg kämpfen“, sagt Jacques. „Aber die Briten lieben echte Fahrer und ich glaube nicht, dass irgendjemand etwas über das ultimative Talent und Können sagen kann, das wir bei Verstappen gesehen haben.“

Die Formel 1 ist nicht mehr so ​​spannend wie in der Saison 2021, als Hamilton und Verstappen bis zum letzten Moment um den Titel kämpften. Dies führte zu einem Rückgang der Popularität des Sports. „Aber wenn es jedes Jahr eine Saison wie 2021 gäbe, wäre das nicht so besonders“, glaubt Jacques.

Kai Ebel, RTL

Der schillernde Journalist Kai Ebel vom deutschen Sender RTL war bereits 1992 in der Welt der Formel 1 präsent. Er nahm an Hunderten von Rennen teil, bis der Sport in Deutschland – dem traditionellen Motorsportland – hinter der Paywall verschwand. „Die Deutschen haben kein gutes Verhältnis zum Pay-TV“, sagt Ebel. Ihm zufolge überschreitet die Formel 1 in Deutschland nie eine Million Zuschauer.

Ebel sagt, die öffentliche Meinung in seinem Land sei über Verstappen gespalten. „Die eine Hälfte liebt Max, die andere Hälfte ist gegen ihn“, sagt er aus seinem Garten in Mönchengladbach. „Auch bei Schumacher gab es Leute, die gegen ihn waren. Aber auch in Deutschland respektieren viele Menschen Max.“

Ebel sieht Parallelen zwischen dem siebenmaligen Weltmeister Michael Schumacher und Verstappen. „Früher oder später werden sie mit ihrem Talent ihren Sport dominieren und das ist gut so“, sagt Ebel. „So werden Helden geboren. Max ist das, was Michael in Deutschland war. Er hat die Motorsport-Community in den Niederlanden aufgerüttelt. Ebel bezieht sich auf Verstappens reisende Armee von Anhängern. Damals reisten Schumacher-Fans auch um die ganze Welt. „Ich habe es Schumacher-Tourismus genannt“, sagt Ebel. „Jedes Mal, wenn ich in den letzten Jahren irgendwohin ging, ob nach Europa oder Texas, stand ich immer am Flughafen inmitten des Max-Verstappen-Fanclubs.“

Helden treiben Sport, sagt Ebel. „Es gibt immer Zeiten, in denen Teams dominieren, das ist auch in anderen Sportarten so und überall dort, wo viel Geld auf dem Spiel steht.“

Luigi Perna, La Gazzetta dello Sport

Beim Großen Preis von Italien auf der Rennstrecke von Monza wurde Verstappen kürzlich ebenfalls angeschrien. Aber sie waren eine Minderheit, erklärt Luigi Perna, seit 2001 Formel-1-Journalist bei der italienischen Sportzeitung. La Gazzetta du Sport. Die Mehrheit der italienischen Fans respektiert Verstappen, der auch das Rennen in Monza gewann. Perna: „Er ist ein Fahrer, der Dinge tut, die man nicht ignorieren kann.“

Deshalb sei Verstappen laut Perna auch in Italien sehr beliebt. „Vor allem bei der Jugend. Italienische Fans haben eine echte Leidenschaft für den Motorsport. Sie verstehen, wann ein Fahrer ein Champion ist und können schätzen, was er tut. Allerdings bleibt Verstappen auch für die Italiener ein Rivale. Perna: „Weil er keinen Ferrari fährt. Ferrari ist unsere Nationalmannschaft, genau wie die italienische Fußballmannschaft.

Manche Leute finden es ärgerlich und ärgerlich, dass immer derselbe Fahrer gewinnt, das weiß Perna. „Aber das Wachstum der Formel 1 im Fernsehen, auf Websites und in den sozialen Medien war in den letzten drei oder vier Jahren sehr bedeutend.“ Auch in Ländern ohne Motorsport-Tradition, wie etwa den USA, erfreuen sich laut Perna rasant steigende Beliebtheitswerte für den Sport. „Die Dominanz von Verstappen und Red Bull ändert nichts.“

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Adelhard Simon

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