Die deutsche Koalition bewegt sich von Konflikt zu Konflikt

Eine Gruppe müder deutscher Minister landete am 27. März zu einem deutsch-niederländischen Regierungstreffen in Rotterdam. Dort erwartete sie ein glücklicher Premierminister, Mark Rutte. Nein, er habe zwar nicht geschlafen, antwortete Scholz auf Nachfrage, aber der Besuch in den Niederlanden sei eine willkommene Abwechslung zu den Diskussionen über die Krise in Berlin. Die deutschen Minister hatten sich am Tag zuvor getroffen, um ihre Hauptkonflikte zu lösen, trafen sich aber die ganze Nacht über weiter und konnten bei ihrer Abreise in die Niederlande immer noch keine Einigung erzielen.

Zurück in Berlin verhandelten sie noch zwei Tage, bis sie am Mittwoch, dem 29. März, einen Kompromiss erzielten. Was das Scholz-Team erkennen muss: Es gibt wenige Leaks. Das war schon bei den Koalitionsverhandlungen 2021 so und so war es auch bei dieser Marathonsitzung.

Es war von Anfang an klar, dass die ideologischen Unterschiede zwischen der sozialdemokratischen SPD und Grünen einerseits und der liberalen FDP andererseits der Koalition einen Streich spielen würden. Obwohl sie zunächst hofften, dies zu erreichen. Doch es scheint nicht, dass die Bundesregierung mit neuem Mut weitermachen kann.

Vage Formulierung

Die größten Streitpunkte sind Gesundheitsfürsorge für Kinder, zusätzliches Geld für arme Kinder und Klimapolitik. Vor allem die Grünen und die liberale FDP liegen in diesen Fragen ständig im Streit. Die Kritik an SPD-Kanzler Scholz lautet, dass er sich bedeckt hält: „Sein Schweigen scheint durchdringend.Eine zivilgesellschaftliche Organisation wirft Scholz vor, in den Kampf verwickelt zu sein Gesundheitsfürsorge für Kinder. In den deutschen Medien prognostizieren Analysten schnell neue Konflikte: Die Kompromisse von Ende März sind teilweise so vage formuliert, dass jeder daraus herauslesen kann, was er will. Sollten die Pläne umgesetzt werden, ist mit weiteren Querelen zu rechnen.

Kritik an SPD-Kanzler Scholz ist, dass er sich bedeckt hält

Einer der Kompromisse der Regierungsparteien Ende März sieht vor, dass das deutsche Klimagesetz in mehreren Punkten geändert wird – zum Entsetzen deutscher Umweltverbände. Die Regierung hat für alle Sektoren festgelegt, in welchem ​​Umfang sie ihre CO2-Emissionen reduzieren müssen. Einige Sektoren, beispielsweise der Verkehr, erreichen diese Ziele nicht und dies kann nun durch andere Sektoren ausgeglichen werden. Dies war im Wesentlichen ein Wunsch der FDP. Fakt ist: Deutschland muss bis 2045 klimaneutral werden.

Der Bau von Windkraftanlagen muss einfacher werden, ebenso der Bau bestimmter Autobahnen. Dieser letzte Punkt war ein großer Streitpunkt zwischen Grünen und FDP. Die Grünen verhandelten darüber, Flächen neben neuen Autobahnen für Solar- und Windkraft zu nutzen, zusätzliche Investitionen in die Schiene zu tätigen und die Mauteinhebung für Lkw auszuweiten. Es müssen schnell weitere Ladestationen für Elektroautos hinzukommen.

Öl- und Gasheizung

Ein weiterer Konflikt betraf den Ersatz der in Deutschland immer noch üblichen umweltbelastenden Öl- und Gasheizungen. Ab 2024 dürfen nur noch Heizgeräte installiert werden, die zu 65 % mit erneuerbarer Energie betrieben werden. Zu diesem Plan von Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck (Grüne). Letzte Woche stimmte die Bundesregierung schließlich zu, allerdings erst nach einigen harten Auseinandersetzungen zwischen Habeck und FDP-Finanzminister Christian Lindner. Die FDP befürchtete, dass Habecks Projekt viele Hausbesitzer finanziell zu stark belasten würde und die Baukosten steigen würden. Es wird nun reibungslosere Übergangsfristen und zusätzliche Mittel für Eigentümer geben, die ihr altes System ersetzen.

Lindner muss im Juni einen Haushaltsentwurf vorlegen, dessen Verhandlungen zu vielen weiteren Konflikten führen werden

Lindner will in diesem Jahr kein Staatsdefizit. Weitere Mittel sollen dem Haushalt zugeführt werden, insbesondere aus Mitteln des Klima- und Transitionsfonds, über Mautgebühren für schwere Nutzfahrzeuge und durch Einnahmen aus dem Emissionshandel, wie die Parteien Ende März vereinbart hatten. Das ändert nichts daran, dass Lindner und die Familienministerin der Grünen, Lisa Paus, es immer noch tun. nicht miteinander einverstanden sind liegen durch die Gesundheitsfürsorge für Kinder. Der Papst sagt, er brauche weitere 12 Milliarden. Lindner sagt nein.

Normalerweise erhalten deutsche Ministerien im Frühjahr vom Finanzminister den Rahmen, innerhalb dessen sie ihren eigenen Haushalt aufstellen können – gerade um sicherzustellen, dass die Haushaltsverhandlungen reibungslos verlaufen. Lindner hat dies in diesem Jahr nicht getan, weil, wie deutsche Medien schreiben, innerhalb einer knappen Frist gekommen war. Ergebnis: Fachminister schlagen nun deutlich teurere Haushalte vor. Lindner muss im Juni einen Haushaltsentwurf fertigstellen, dessen Verhandlungen in den kommenden Wochen für viele weitere Konflikte sorgen werden. Auch das Risiko einer Überschreitung des Staatshaushalts ist nun größer, was Lindner unbedingt vermeiden möchte.

Wort der Macht

Es hilft auch nicht, dass einige prominente Kabinettsmitglieder diametral gegensätzlich sind, etwa Habeck und Lindner, wenn es um die Klimapolitik und ihre Kosten geht. Uneinig waren sie auch über die Schließung von Atomkraftwerken – eine Entscheidung, die 2011 unter anderem von der FDP getroffen wurde. Die FDP wollte die Kraftwerke angesichts der Energiekrise länger offen halten, Habeck lehnte dies strikt ab. Schließlich musste sich Scholz zu Wort melden und die Anlagen blieben noch vier Monate am Netz, bevor sie am 15. April endgültig geschlossen wurden.

Zu seiner großen Bestürzung setzte Baerbock Scholz hinsichtlich Waffenlieferungen in die Ukraine unter Druck

Scholz selbst war in den vergangenen Monaten immer wieder mit der grünen Außenministerin Annalena Baerbock aneinander geraten. Zu seinem Entsetzen übte sie beispielsweise Druck auf ihn aus, wenn es um Waffenlieferungen in die Ukraine ging, bei denen er äußerst vorsichtig vorgegangen war und sie mehr Geschwindigkeit wollte. Als Scholz im November China besuchte, forderte sie ihn offen dazu auf, China darauf hinzuweisen, dass die deutsch-chinesische Zusammenarbeit auf fairem Wettbewerb, Menschenrechten und der Anerkennung des Völkerrechts basiert. Er freute sich auch nicht darauf. Baerbock selbst äußerte sich während ihres eigenen Besuchs in China Anfang des Monats deutlich über die chinesische Unterstützung für Russland, die Taiwan-Frage und die Menschenrechtssituation in China. Scholz schlägt einen deutlich sanfteren Ton an.

SPD, Grüne und FDP bildeten 2021 ihre Koalition mit der Absicht, mindestens acht Jahre lang gemeinsam zu regieren. Im Umfragen Sie haben schon seit einiger Zeit keine Mehrheit mehr. Deutsche Medien haben Lindner und Habeck bereits mit streitenden Kleinkindern verglichen. Gesundheitsfürsorge für Kinderein Zeugnis ihres gesellschaftspolitischen Scheiterns», fordern Scholz auf, sich mehr durchzusetzen und erwarten bald neue Schlachten. Wenn SPD, Grüne und FDP noch eine Weile zusammenarbeiten wollen, muss sich schnell etwas ändern.

Herausgeberin Marja Verburg hat diese Analyse verordnet Der Hofvijver (24.04.2023), das digitale Magazin des Montesquieu-Instituts

Adelbert Eichel

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