Die Kirche müsse bei der Bekämpfung des wachsenden Extremismus in Europa eine Rolle spielen, sagte Bischof Noël Treanor, Botschafter des Vatikans bei der EU. Sein deutscher Kollege Georg Bätzing glaubt, dass „in diesen Krisenzeiten die Notwendigkeit, die Botschaft Christi zu verkünden, wieder deutlich wird“.
Am Montag sagte er in Berlin, die Kirche habe die Verantwortung, Extremismus, Populismus und alle Formen von Fremdenfeindlichkeit zu bekämpfen.
Treanor sagte, populistische Bewegungen, „die den Protest in den Mittelpunkt ihrer politischen Botschaft stellen“ und kein Interesse am Gemeinwohl haben, finden derzeit in vielen Ländern einen fruchtbaren Boden.
Dies äußerte der in Brüssel ansässige Vatikandiplomat in einer Rede beim alljährlichen Herbstempfang der Deutschen Kirche. Sie fand in der deutschen Hauptstadt Berlin im Beisein von Vertretern aus Kirche, Politik, Gesellschaft und Wirtschaft statt, darunter Bundeskanzler Olaf Scholz von der Mitte-Links-SPD.
Die Kunst des Kompromisses
Treanor aus Irland, der seine Rede auf Deutsch hielt, nannte Fehlinformationen eine besondere Herausforderung, da sie zu einem Vertrauensverlust in die Demokratie führten. Politik lebe von hitzigen Debatten und unterschiedlichen Standpunkten, glaubt er. Seine Grundlagen erodieren, „wenn wir uns nicht mehr auf die Fakten einigen können, auf die unsere Vertreter ihre Entscheidungen stützen sollen“.
Jeder hat die Verantwortung, die Demokratie zu schützen. Die Kunst des Kompromisses ist dabei ein wesentlicher Bestandteil.
ehrlicher Blick
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, sagte in seiner Ansprache, dass die Kirche weiterhin ihren Beitrag zum Erhalt des gesellschaftlichen Zusammenhalts leisten werde. Dies tue er mit „seinen Ermahnungen, seinen Erinnerungen und seinen praktischen Ideen zur Nächstenliebe“, so der Bischof von Limburg.
Bätzing wünscht sich eine „realistische und vor allem ehrliche Vision“ der Kirche. Er erkennt, dass er in Aufruhr ist: Der Rückgang der Zahl der Gläubigen hat sich enorm beschleunigt und der Glaube an Gott droht zu schwinden. Doch der Exodus vieler Mitglieder müsse nicht zwangsläufig „zu einem dunklen Ende des christlichen Lebens in Deutschland führen“.
Eine freie Gesellschaft erfordert, dass die Kirche neue Wege findet, den Menschen zu helfen. „In dieser Zeit der Krise wird die Notwendigkeit, die Botschaft von Jesus Christus als dem Retter der Welt zu verkünden, erneut deutlich“, sagte Bätzing.
„Preisgekrönter Organisator. Social-Media-Enthusiast. TV-Fan. Amateur-Internet-Evangelist. Kaffee-Fan.“