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„Zerstöre ein Stück Natur, um die Natur zu retten“
WINTERSWIJK-WOOLD – Winterswijk ist in drei Himmelsrichtungen von deutschem Territorium umgeben und eine Gemeinde schlechthin, in der gute Kontakte zum östlichen Nachbarn wichtig sind. Daher bestehen zahlreiche Partnerschaften mit den umliegenden deutschen Kommunen. Ein gutes Beispiel ist die Zusammenarbeit zwischen Het Wooldse Veen auf niederländischer Seite und dem Vardingholter Venn auf deutscher Seite. Die Gebiete werden als ein einziges Naturschutzgebiet verwaltet, Entscheidungen – beispielsweise über den Wasserstand – werden gemeinsam getroffen. Auch darin wurde viel investiert. Ricarda Kleffel, die wegen der Stille und Dunkelheit nach Woold am Grensweg gezogen ist, findet es daher seltsam, dass direkt neben diesem wertvollen Natura-2000-Gebiet drei 250-Meter-Windmühlen von oben geplant sind. Die Tatsache, dass Windkraftanlagen so hoch sein müssen, liegt daran, dass der Wind nicht ausreicht, um eine angemessene Leistung für kleinere Windkraftanlagen zu erzielen. Zur Planung und Transparenz gegenüber den Anwohnern und der Gemeinde Winterswijk gibt es viel zu sagen: Niederländische Einwohner, Naturschutzorganisationen und die Gemeinde Winterswijk wurden nicht über die Pläne informiert.
Von Clemens Bielen
„Ich bin nicht gegen Windmühlen, aber ich bin hier gegen eine Windmühle“, ist eine oft gehörte Aussage, in diesem Fall ist sie jedoch etwas differenzierter. Ricarda: „Allein der Bau der Mühle erfordert viel Infrastruktur, asphaltierte Straßen, ein Kraftwerk für den Stromtransport und eine Plattform mit 24 Metern Durchmesser. Sie bauen sozusagen ein Industriegebiet direkt neben einem Naturschutzgebiet. Für die Stadt und die Investoren ist es eine lukrative Investition, für Natur und Umwelt jedoch ein erheblicher Rückschlag. Dabei geht es eigentlich darum, diese Umwelt zu erhalten.
Die Stadt Rhede (Borkener Kreis) hat den deutschen Standard für nachhaltige Energieerzeugung bereits weitgehend erreicht, ist aber dennoch bereit, den Bebauungsplan zu ändern, um dem Wunsch eines deutschen Landwirts nach der Installation von drei Windkraftanlagen nachzukommen.
Die Niederlande mit ihrem Naturschutzgebiet und ihren Bewohnern sind in den Plänen nicht enthalten.
Die Gesetzgebung zu Windkraftanlagen ist in vielen europäischen Ländern unterschiedlich. In Deutschland wurde im vergangenen Jahr der gesetzliche Mindestabstand zwischen einer Windkraftanlage und bewohnten Gebäuden geändert. Standards wurden durch die Energiekrise auf eine harte Probe gestellt. Der Mindestabstand beträgt nun das 2-fache der Höhe der Windmühlenspitze. (es war 4x).
Die Beteiligungsgesellschaft BBWind präsentiert in ihrer Planvorstellung eine Potenzialanalyse, eine kartografische Suche nach Standortmöglichkeiten einer Windenergieanlage. In den Niederlanden werden keine Kreise um Gebäude gezeichnet. Die Niederlande sind mit einem leeren Gebiet vertreten und werden daher nicht in die Suche nach einem geeigneten Standort einbezogen. Besonders auf der niederländischen Seite finden wir die wertvollste Natur.
Bemerkenswert ist, dass die heilige Kuh in Deutschland eine noch besser geschützte Art ist als in den Niederlanden. In der Leistung der Windkraftanlagen drückt sich die erzeugte Energie nicht nur in der Anzahl der versorgten Haushalte aus, sondern auch in der Elektromobilität von 4.000 Autos. Der Energiebedarf wird nicht beeinträchtigt. Großes Augenmerk wird auch auf die finanziellen Vorteile gelegt, die die Anwohner genießen können.
Das interessiert Ricarda nicht, ihr liegt der Naturschutz am Herzen. Sie hat das ihr ganzes Leben lang getan. Diese Entwicklung berührt sie zutiefst und berührt sie.
Einer der schönsten und ruhigsten Orte der Niederlande
Mark Hessels, Ricardas Nachbar, engagiert sich im Naturschutz sowie in der Wiederherstellung und Erhaltung der Artenvielfalt. Er führt einige natürliche Argumente gegen die Ankunft von Windmühlen an: „Zum ersten Mal seit 100 Jahren gibt es ein brütendes Kranichpaar mit nur einem Jungen. Die Hauptzugroute der Kraniche verläuft genau über dem geplanten Standort der Windkraftanlagen. Kraniche fliegen auch nachts, was sie besonders gefährdet macht. Drei Eulenpaare brüten in der Nähe des vorgesehenen Standorts. Zur dortigen Fauna gehören die sehr geschützte Fledermaus, der Schwarzspecht und die Krähe. „Die Natur brummt an einem der schönsten und ruhigsten Orte der Niederlande. »
Untersuchungen haben gezeigt, dass Gebiete nach der Installation von Windkraftanlagen weniger vogelarm werden. Es ist noch unklar, wie, aber Fledermäuse haben es schwerer, Rotoren zu erkennen. Hessels: Die Flügel einer Windmühle scheinen sich langsam zu bewegen, aber die Höchstgeschwindigkeit kann 250 km/h erreichen!
Informationszeit
Die niederländischen Naturschutzorganisationen, die Gemeinde Winterswijk und ihre Einwohner wurden nicht informiert. Der richtige Zeitpunkt, Interessenten über ein Projekt zu informieren, ist ein wiederkehrendes Diskussionsthema. Regierungen wollen nicht zu früh über ihre Pläne informieren, weil sie Widerstand befürchten, der zu Zeitverschwendung führen könnte. In diesem Zusammenhang werden „grenzüberschreitende“ Ressourcen manchmal nicht gescheut.
Interessierte Organisationen oder Einzelpersonen möchten direkt reflektieren und modifizieren können, um nicht vor vollendeten Tatsachen zu stehen.
Kommentar von Stadtrat Gosse Visser
„Als Vorstand wussten wir nicht, was vor sich ging. Seitdem stehen wir in Kontakt mit der Stadt Rhede.“ Angesichts des aktuellen Stands des Projekts hält Visser es für verständlich, dass noch kein Briefing erfolgt ist. „Aber es wäre natürlich schön, wenn wir es gewusst hätten.“
Die Politiker haben bereits „Ja“ gesagt. Laut Gosse Visser wäre dies möglicherweise nicht der Fall gewesen, wenn der niederländische Standpunkt bereits berücksichtigt worden wäre. „Auf jeden Fall möchte die Gemeinde Winterswijk an der anschließenden Testphase teilnehmen.“
„Wir verwenden den Environmental Impact Report (EIA), der die Auswirkungen einer Windkraftanlage auf die Flora, Fauna und Qualitäten des Landschaftstyps beschreibt. Unser Standpunkt muss berücksichtigt werden, die Entscheidung liegt aber letztendlich beim Gemeinderat von Rhede. Wir haben eine gute Beziehung und ich denke, sie werden unseren Beitrag auf jeden Fall berücksichtigen.
Der Rat von Rhede wird in etwa zwei Jahren eine Entscheidung treffen. Anschließend wird die grenzüberschreitende Verwaltungs-„Naoberschaft“ erprobt.
Im Herbst 2023 sollen in den Niederlanden neue Normen in Kraft treten, die weitere Orientierung geben könnten. Als Gosse Visser gefragt wird, ob er selbst diesen Ort gewählt hätte, fällt die Antwort recht diplomatisch aus: „An diesem Ort wären wir nicht angekommen.“
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