In Deutschland haben rechtsextreme Vandalen innerhalb von nur zwei Wochen fünf Denkmäler angegriffen. Entsprechend Deutsche Welle Diese Vandalen fühlen sich durch den Erfolg der Alternative für Deutschland gestärkt.
Am 12. August überfielen Unbekannte eine Mini-Bibliothek an der Gedenkstätte Pier 17 in Berlin. Hinzu kamen ein Anschlag auf ein Zelt beim Friedenstag in Ohlsdorf, der auf einem Gedenkfriedhof für die Opfer der alliierten Bombenangriffe auf Hamburg abgehalten wurde, ein versuchter Brandanschlag auf das Schwulendenkmal im Berliner Tiergarten, die Zerstörung der Fenster der Zentrale der Stiftung Gedenkstätte in Niedersachsen und ein Angriff auf die Büros einer Gruppe lesbischer Frauen im Berliner Bezirk Neukölln.
Laut dem Historiker Karstel Uhl handele es sich dabei nicht um Einzelfälle, sagte er der Deutschen Welle. Das sei eine neue Situation, sagt er. „Diese Anschläge sind ein Problem für ganz Deutschland, nicht nur für Ostdeutschland.“ Uhl sieht einen Zusammenhang mit der Entstehung der Alternative für Deutschland. Laut Uhl schafft die rechtsextreme Partei, die in den Umfragen mehr als zwanzig Prozent erreicht, ein gesellschaftspolitisches Klima, in dem sich immer mehr rechtsextreme Menschen zu Wort melden. „Dieses von der AfD und ihren Anhängern geschaffene Klima kann auch dazu führen, dass aus verbalen Aggressionen Taten werden. Noch nicht gegen Menschen, aber gegen schwere Sachschäden.
Konrad Kutt, Initiator von BücherboXX in Berlin, teilt diese Analyse. „Ich habe bereits den Eindruck, dass die AfD die Täter solcher Angriffe gefördert hat.“
Als er von der BücherboXX-Attacke hörte, habe er eine Stunde lang geweint, sagte er der Deutschen Welle. „Ich hatte das Gefühl, dass es ein körperlicher Angriff auf mich war.“ Vor fünfzehn Jahren erfand Kutt Bücherkästen und verwandelte stillgelegte Telefonzellen in Mini-Bibliotheken. Laut Kutt ist die dem Denkmal 17 am nächsten gelegene BücherboXX aufgrund ihrer historischen Lage und des Inhalts der Kiste besonders bedeutsam. Die rund 300 bei dem Anschlag verbrannten Bücher befassten sich mit der systematischen Deportation und Ermordung von Juden während des Holocaust. Von Pier 17 aus wurden etwa 50.000 Juden in Vernichtungslager deportiert. Nach Angaben der Deutschen Welle ist die Bücherverbrennung besonders grausam, da sie auch an die berüchtigten Bücherverbrennungen der Nationalsozialisten erinnert.
„Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen“ schrieb der deutsche Dichter Heinrich Heine 1823 prophetisch. 1933 und zehn Jahre später verbrannten die Nazis Bücher , wurden die Leichen von Juden in den Krematorien vergast. Rechtsextreme Vandalen haben es jetzt auf Kulturstätten und Gedenkstätten abgesehen, sie könnten aber in Zukunft auch auf Menschen losgehen, befürchtet Forscher Uhl. Gewalt gegen Schwule und Juden nimmt in Deutschland, insbesondere in Berlin, bereits zu.
Der mutmaßliche Täter der drei Berliner Anschläge wurde festgenommen. Es handelt sich um einen 63-jährigen Weißen, der den Behörden bereits wegen Volksverhetzung bekannt ist. Am Tatort hinterließ er jedes Mal einen Brief voller antisemitischer Beleidigungen.
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