Oppenheimer: Aufstieg und Fall eines Genies (*****)

Der lang erwartete Oppenheimer-Film ist ab Donnerstag in 161 Kinos zu sehen. Kritiker Rob van Scheers gibt Christopher Nolans monumentalem Biopic fünf Sterne.

Das war Robert Oppenheimers Dilemma: Kann ein Wissenschaftler den Fortschritt stoppen, aus Angst davor, was die Welt mit seiner Entdeckung, in seinem Fall: der Atombombe, machen wird?

Dieser Kampf steht im Mittelpunkt des BiopicsOppenheimer vom sehr ambitionierten britischen Regisseur Christopher Nolan. Jetzt liefert er einen weiteren epischen Drei-Stunden-Film ab, und wir können nicht umhin, froh zu sein, dass eine solche Megaproduktion – ausgerechnet Superhelden – auch in Hollywood entsteht.

Mit einem Budget von mehr als 100 Millionen Dollar (rund 89 Millionen Euro) zieht Nolan alle Register. Die Bilder des niederländisch-schwedischen Kameramanns Hoyte van Hoytema sind in Schlüsselszenen überwältigend. Und auch die Hauptrolle des Iren Cillian Murphy – aus der Erfolgsserie Peaky Blinders – ist durchaus glaubwürdig.

So dringen wir in das Gehirn dieses gequälten Wissenschaftlers ein. Sie müssen keinen naturwissenschaftlichen Abschluss haben, um zu verstehen, was es ist. Allerdings wird der Zuschauer laut aufgefordert, über die moralischen Probleme nachzudenken, mit denen Oppenheimer konfrontiert ist.

Oppenheimer konkurriert mit Barbie und Tom Cruise

In den Niederlanden wurde das Biopic in nicht weniger als 161 Kopien veröffentlicht. Ob diese Zahl Bestand haben wird, ist bei einem derart intellektuellen Ansatz die Frage. Besonders bei den Sommer-Popcorn-Filmen Barbieder neue Tom Cruise und die neuesten Indiana Jones in den Fluren nebenan. Leichte Unterhaltung versus komplexe Nachbildung einer Entdeckung, die das 20. Jahrhundert auf den Kopf stellte. In Thrillerform, ja.

Christopher nolan

Oppenheimer

Darsteller: Cillian Murphy, Matt Damon, Florence Pugh, Emily Blunt, Robert Downey Jr.

Präsentiert in 161 Kinos

★★★★★

Sicherlich ist der in New York geborene Robert Oppenheimer (1904-1967) im Grunde seines Wesens eine tragische Figur. Als Student unsicher, fast neurotisch. Er wird von Visionen der Massenvernichtung geplagt. Dennoch leitete er 1943 das Manhattan-Projekt auf der Militärbasis Los Alamos in New Mexico.

Dies geschieht unter den wachsamen Augen von Generalleutnant Leslie Groves (Matt Damon). Er sagt, es gebe Eile: In Nazi-Deutschland arbeite man an einem ähnlichen Atombombenprojekt, und man sei mindestens ein Jahr davor. Ein weiterer Segen ist, dass Deutschland aufgrund des weit verbreiteten Antisemitismus an den Universitäten seine führenden jüdischen Wissenschaftler verlor – darunter auch Albert Einstein, der nach Amerika floh.

Ein berühmter Wissenschaftler stürzt von seinem Sockel

Die Aufholjagd gelang, und Robert Oppenheimers Bekanntheit erreichte beispiellose Höhen. Auf dem Cover von Zeit, ein gefragter Redner, Medaillen, es hört nicht auf. Bis Robert und sein acht Jahre jüngerer Bruder Frank – ebenfalls im Team – anfangen, Reue zu empfinden. Sie wissen, dass sie ein Monster erschaffen haben, die Bilder von Hiroshima und Nagasaki sprechen für sich.

Davon will der Armeechef nichts wissen. An der Schwelle zum Kalten Krieg wollen sie eine tausendmal stärkere Wasserstoffbombe bauen. Die Proteste von Robert Oppenheimer führen zu einer Anhörung in Washington. Dort stürzt der berühmte Wissenschaftler von seinem Sockel.

Aufstieg und Fall eines Genies – so hätte man diesen Film bezeichnen können. Die dramatische Geschichte basiert auf der mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Biografie Amerikanischer Prometheus (2005) vom Autorenduo Kai Bird und Martin J. Sherwin. Ein spannendes Buch, das Sie nach dem Film abholen können.

Christopher nolan

Der britisch-amerikanische Regisseur Christopher Nolan (52) ist für seine einfallsreichen Blockbuster bekannt. Seine großartigen Beispiele sind Stanley Kubrick, George Lucas und Ridley Scott.

Eleonore Roth

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