„Ostdeutsche sind nicht weniger intelligent als Westdeutsche“, sagt der AfD-Politiker Rolf Weigand. Es klingt wie ein Kommentar von vor dreißig Jahren, kurz nach der deutschen Wiedervereinigung, aber er sagte ihn Ende Juni. Diese Aussage scheint auch in diesem Jahr politisch aktuell geworden zu sein – und ist eine direkte Folge einer der wichtigsten Formen der Migration innerhalb der Grenzen Deutschlands.
Weigand ließ die Herkunft der Lehrer in seinem Bundesstaat untersuchen. Dies zeigt, dass der mit Abstand größte Anteil aller Spitzenpositionen an Universitäten im Osten des Landes von „Westdeutschen“ besetzt ist. Andere neuere Studien bestätigen diese Beobachtung: Nicht nur an den Universitäten, sondern in allen Bereichen der gesellschaftlichen Elite sind Westdeutsche in Ostdeutschland in der Mehrheit.
Der Unterschied lässt sich historisch erklären; es ist eine direkte Folge der deutschen Vereinigung im Jahr 1990. Eine neue gesellschaftliche Elite diente der alten DDRdie Bürger damals zu einer neuen Demokratie führen, und die DDRDie Elite hat keinen Platz. Gleichzeitig kam es auch zu einer Abwanderung von eineinhalb Millionen Ostdeutschen, meist jungen weiblichen Erwachsenen, in den Westen, wodurch der Osten weitaus weniger Talente hatte.
Die Folgen davon Braindrain sind auch im jahr 2024 wieder ein heißes Thema der politischen Diskussion. Die AfD ist in den östlichen Bundesländern auf dem Vormarsch, und für viele progressive Kommentatoren ist dies eine direkte Folge des Mangels an klugen Wählern. Für die lokale AfD hingegen zeigen die Zahlen die anhaltende Macht der westdeutschen „Eliten“ in „ihrer“ Region. Weigand verweist auf das Buch Der Osten: Eine Westdeutsche Erfindung der seit Monaten die deutschen Sachbuch-Bestsellerlisten anführt. Auch Dirk Oschmann, 2011 der erste in Ostdeutschland geborene Literaturprofessor an einer ostdeutschen Universität, stellt fest, dass die akademische Welt im Osten fast ausschließlich aus „rein westdeutschen Netzwerken“ bestehe.
Eine neue Entwicklung wird kaum diskutiert. Immer mehr junge Ostdeutsche scheinen nun in der eigenen Region zu studieren, gleichzeitig ziehen seit einigen Jahren mehr Menschen von Westdeutschland in den Osten als umgekehrt – darunter auch Studenten, angelockt von günstigeren Wohnverhältnissen und gute Lernmöglichkeiten. Obwohl die Herkunft dieser neuen Einwanderer nicht ausschließlich ostdeutscher Herkunft ist, wird die Zahl der Hochqualifizierten zunehmen.
Die Zahl der Toten und Vermissten an den europäischen Außengrenzen im jahr 2024 laut Missing Migrants Project (IOM): 2270
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