Rätsel um die Nord Stream-Angriffe: Das wissen wir

Mehrere Geheimdienste untersuchen die Explosionen der Nord Stream-Pipeline. Teile dieser Recherche sind inzwischen unter anderem durchgesickert Die New York Times und die Deutsche Zeitung Diesmal. Er schildert ausführlich, wie die Rohre angeblich mit Sprengstoff zerstört wurden.

Kurzum: Was ist nochmal Nord Stream? Dabei handelt es sich um zwei Gaspipelines, die den Meeresboden durchqueren. Bis letzten Sommer wurde über Nord Stream 1 Gas von Russland nach Deutschland transportiert – Gas, das für ganz Europa bestimmt war. Nord Stream 2 wurde nie offiziell in Betrieb genommen.

Hin und her Vorwürfe

Zum Zeitpunkt der Nord Stream-Explosionen hatte Russland die Pipelines bereits geschlossen. Formal aus Wartungsgründen, aber nach Ansicht vieler westlicher Länder steckte mehr dahinter. Aufgrund der Invasion in der Ukraine wurden zahlreiche Sanktionen gegen Russland verhängt. Die Schließung der Nord Stream wäre eine Vergeltungsmaßnahme gewesen.

Als die Rohre explodierten, zeigte die Staatsanwaltschaft schnell mit dem Finger auf Russland. Doch die Russen bestritten dies und sagten, es handele sich um einen vorsätzlichen Sabotageakt des Westens.

Von Anfang an war unklar, wer die Zerstörung der Pipelines verursacht hatte, sagt der Forscher Frank Bekkers vom Den Haag Center for Strategic Studies (HCSS).

Bekkers: „Es gab viele Hinweise auf Russland, aber was hatten sie damit zu gewinnen?“ Russland hatte bereits das Sagen und konnte bereits den Hahn zudrehen. Warum sollten sie also die Nord Stream-Leitungen weiter oben sabotieren?“

Deutsche Medien: sechs Beamte

Gestern gefiltert Die New York Times Dem US-Geheimdienst liegen Informationen vor, die belegen, dass die Spur zu einer pro-ukrainischen Gruppe führt.

Weitere Details wurden von deutschen Medien veröffentlicht. Eine Gruppe von sechs Personen, darunter zwei Taucher, soll mit einem Schiff durch das Wasser gesegelt sein und den Sprengstoff aufgestellt haben. Dieses Schiff hätte zwei Ukrainern gehört.

Den Geheimdiensten zufolge handelte es sich um eine Aktion einzelner Personen. Menschen, die dem russischen Präsidenten Putin schaden wollten. Präsident Selenskyj hat die Sabotage angeblich nicht angeordnet, und die ukrainische Regierung selbst bestreitet, etwas mit der Zerstörung zu tun zu haben.

Offizielle Behörden, die die Sabotage untersuchen, wollen nichts zu den geleakten Dokumenten sagen. Die Frage ist also, warum der US-Geheimdienst dies nun durchsickern lässt. Laut Pieter Cobelens, dem ehemaligen Direktor des niederländischen Militärgeheimdienstes, handelt es sich möglicherweise um eine bewusste Taktik.

Cobelens: „Vielleicht wollen sie mit dieser Aktion Lärm machen.“ Nach dieser Untersuchung weiß niemand mehr, was wahr ist, was zu Unklarheiten darüber führt, was wirklich passiert ist und wer dahintersteckt.“

‚falsche Flagge‘

Weitere Fragezeichen stellt heute Morgen der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius. Er sagt, dass der Nord Stream-Angriff auch darauf abzielen könnte, der Ukraine die Schuld zuzuschieben, eine sogenannte „Operation unter falscher Flagge“. Hinweise darauf gibt es nicht, Deutschland will sich aber alle Szenarien offen halten.

Korrespondent Jeroen Akkermans: „Die deutsche Regierung zögert“

Der Nord Stream war für die deutsche Energieversorgung von großer Bedeutung. Sollte sich herausstellen, dass eine pro-ukrainische Gruppe hinter der Sabotage steckt, bringt das die Regierung des Landes in eine schwierige Lage.

„Die Deutschen reagieren wie immer, wenn es um ein heikles Thema geht: mit Zurückhaltung“, erklärt Korrespondent Jeroen Akkermans. „Sie wollen mehr Gewissheit darüber, wer hinter all dem steckt. Es wäre verfrüht, jetzt wütend auf die Ukraine zu sein. Mit Blick auf den Krieg wäre das auch schwer zu erklären. Sie wollen warten, das ist sicher. Auffallend ist, dass Bundeskanzler Scholz bei seinem Besuch in Washington nicht zum Thema Nordstream befragt wurde.“

Eleonore Roth

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