Die EU im geopolitischen Dilemma mit Georgien

Politik09. Juni 23 17:11Autor: Dane Van Essen

Georgien unternimmt alle Anstrengungen, um der Europäischen Union beizutreten. Die Mitgliedschaft ist seit langem ein wichtiges Thema für das Land und wird heute bei einem Treffen zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz und dem georgischen Ministerpräsidenten Garibashvili diskutiert. Sollte die Mitgliedschaft scheitern, könnte Russland zu einem immer wichtigeren Partner für das Land werden, meint Hendrik Vos, Professor für europäische Politik an der Universität Gent.

Der georgische Premierminister Irakli Garibashvili und der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz diskutieren über die EU-Mitgliedschaft Georgiens (ANP/EPA)

Laut Vos liegt Georgien bei der EU-Mitgliedschaft an zweiter Stelle. Letztes Jahr wurden die Ukraine und Moldawien als Kandidatenländer aufgenommen. Weil Georgien den Status nicht erhalten hat, will Kanzler Scholz verhindern, dass Russland im Land mehr Einfluss gewinnt. Vos: „Deutschland weiß auch, dass Georgien noch nicht beitreten kann, will aber auch verhindern, dass Georgien versucht, sich Russland anzunähern.“

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Kein dazwischen

In den Beziehungen zwischen der EU und Georgien gibt es keinen Mittelweg. Vos erklärt, dass die EU etwas tun muss, ohne sich überstürzt einer Mitgliedschaft anzuschließen, für die die Union nicht bereit ist. Er befürchtet, dass auch große Risiken bestehen, wenn der Beitritt Georgiens weiterhin aufgeschoben bleibt. Russland und China werden wahrscheinlich versuchen, mehr Einfluss in der Region zu gewinnen. „Geopolitik ist keine Gartenparty.“ Vos möchte vermeiden, dass die EU jemals die Frage stellt: „Wie können wir das zulassen?“

„Geopolitik ist keine Gartenparty“

Hendrik Vos, Professor für europäische Politik an der Universität Gent

Eine vorübergehende Lösung

Die Annahme oder Ablehnung des Zulassungsantrags ist nicht ideal, aber laut Vos kann es eine Zwischenlösung geben. „Der französische Präsident Emmanuel Macron hat kürzlich die Idee zur Schaffung einer Europäischen Politischen Gemeinschaft ins Spiel gebracht.“ Die EPG traf sich zweimal, um die Beziehungen zwischen allen EU-Mitgliedstaaten und den Kandidatenländern zu verbessern. Durch die EPG können Georgien und die EU versuchen, gemeinsame Herausforderungen zu diskutieren. „Dies ist ohne vollständige EU-Mitgliedschaft Georgiens oder anderer Länder möglich“, sagt Vos.

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Neben Georgien möchten noch viele weitere Länder der EU beitreten. Diese Länder sind schon seit einiger Zeit online und wollen nicht ignoriert werden. Die EU macht rasche Fortschritte auf dem Weg zum Beitritt der Ukraine. Laut Vos öffnet sich damit die Büchse der Pandora. „Dann kann es plötzlich 37 statt 27 Mitgliedsstaaten geben, dazu ist die Europäische Union im Moment noch nicht bereit.“

Adelbert Eichel

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