Ist eine Wahlsperre notwendig, um eine Zersplitterung der Gemeinderäte zu verhindern? Welche Erfahrungen machen hauptamtliche Bürgermeister in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen im Vergleich zu vom König ernannten niederländischen Bürgermeistern? Diese und weitere Fragen könnten beim Vergleich kommunaler Regelungen zwischen den Niederlanden und NRW und Niedersachsen kaum aktueller und spannender sein.
Diese Themen wurden am 12. Mai 2023 in Gronau auf einer Sondertagung der Deutsch-Niederländischen Gesellschaft Münster in Zusammenarbeit mit der 3. Stiftung Berkelcompagnie diskutiert.
Begeisternd waren die Eröffnungsworte von NRW-Bildungsministerin Dorothee Feller, Königskommissar Andries Heidema, Kreis Borken-Landrat Kai Zwicker und EUREGIO-Ratsvorsitzender Rob Welten.
Die Tagung war in mehrere besondere Jubiläen – 100 Jahre Stadt Gronau, 375 Jahre Westfälischer Frieden 1648, 175 Jahre Verfassungsrevision 1848, 75 Jahre Parlamentarischer Rat 1948 bis 1949 in Bonn – eingebunden und wurde unterstützt von der Sparkassen-Stiftung für den Kreis Borken und vom Interreg-Fonds für Kleinprojekte.
Drei Einführungsvorträge befassten sich mit der Bedeutung der Kommunen in den Niederlanden (Frank Speel, Verband Niederländischer Gemeinden, Den Haag) sowie in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen (Andreas Wohland, Städte- und Gemeindebund NRW). sowie die Besonderheiten kommunaler Regelungen im Vergleich zu den Niederlanden (Heinz Öhmann, Initiator der Konferenz und langjähriger Bürgermeister von Coesfeld).
Am Nachmittag folgten drei Workshops zu den Themen „Bürgermeister – Ernennung oder Direktwahl“, „Beeiordneter oder Alderman“ und „Ratsspaltung mit oder ohne Sperrklausel“. Neben einem Erfahrungsaustausch diskutierten die Teilnehmer auch Perspektiven und erarbeiteten gleich Lösungsvorschläge.
Gert Veerman, Gemeindeschreiber der Gemeinde Rijssen-Holten und Berichterstatter des Workshops zum Thema Wahl oder Ernennung von Bürgermeistern: „In der Diskussion über direkt gewählte oder ernannte Bürgermeister wurde festgestellt, dass es wichtige Unterschiede zwischen den beiden Systemen gibt.“ “. Der Bürgermeister der Gemeinde Haaksbergen, Rob Welten, und der langjährige Bürgermeister der Stadt Lüdinghausen (NRW), Richard Borgmann, bestätigten aus jeweils persönlicher Sicht die unterschiedlichen Wege, Bürgermeister zu werden. Beide waren überzeugt: „Letztendlich dient die Kommunalverwaltung mit Bürgermeistern und Gemeinderäten in beiden Ländern dem Wohl der Einwohner.“
Im Workshop zum Vergleich von Beigeordneten und Stadträten stellten der Stadtrat von Enschede Niels van den Berg und Thomas Robers, Beigeordneter der Stadt Coesfeld bis 2019, ihre jeweiligen Aufgaben und Karrieren vor. Aus dem Werkstattbericht des langjährigen Beigeordneten Thomas Backes wurde unter anderem deutlich, dass ein deutscher Beigeordneter eine hochtechnische Funktion hat, während die Funktion des Beigeordneten in den Niederlanden eher politisch zu betrachten ist.
Die Schlussfolgerungen der dritten Diskussionsrunde, die sich auf die zunehmende Fragmentierung der Gemeinderäte in beiden Ländern konzentrierte, fasste Berichterstatter Gerd Reuter, Referent für grenzüberschreitende Zusammenarbeit der EUREGIO-Kommunen, wie folgt zusammen: „In beiden Ländern ist die Aufrechterhaltung eines Brunnens wichtig.“ -Funktionierende demokratische Basisordnung als wichtiges gesellschaftliches Ziel angesichts der Zunahme unterschiedlicher politischer Ausrichtungen in Gemeinderäten. Dabei spielt die Methode der Konsensbildung, die in der jeweiligen politischen Kultur verankert ist und die notwendige Unterstützung gewährleistet, weiterhin eine wichtige Rolle.
Besonderes Augenmerk wurde auf die Online-Befragung kommunaler Experten gelegt, die im Vorfeld der Konferenz durchgeführt und von Heinz Öhmann vorgestellt wurde. Es zeigte sich, dass für die Teilnehmer aus Deutschland die Direktwahl des Bürgermeisters mit 87 % unumstritten war, für die niederländischen Teilnehmer erhielt die Nominierung durch den König immer noch eine Mehrheit von 53 %, gleichzeitig aber eine Wahl durch den Stadtrat mit 25 % und eine Direktwahl mit 23 % guter Alternativen unter den Teilnehmern. Mit einer großen Mehrheit auf beiden Seiten der Grenze wurde eine Sperrfrist als Lösung für die Zersplitterung der Stadträte gesehen (NL: 68 %; NRW: 70 %), was zu weiteren politischen Diskussionen führen könnte, sagt Öhmann.
Die Veranstaltung wurde vom Interreg-Fonds für Kleinprojekte aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und von der Sparkassen-Stiftung im Kreis Borken gefördert.
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