Faszinierende und ergreifende Serie über die Rolle von Miep Gies in der Geschichte von Anne Frank.
Die Geschichte von Anne Frank ist auf der ganzen Welt bekannt, aber nicht jeder kennt Miep Gies, die Frau, die Anne und ihrer Familie geholfen hat, unterzutauchen. Als Otto Franks Sekretärin und eine enge Vertraute seiner Familie war sie für ihn eine naheliegende, wenn nicht sogar notwendige Wahl, um bei Bedarf um Hilfe zu bitten. Der Rest ist, gelinde gesagt, Geschichte. Miep bekommt endlich den Streak, den sie verdient. Und wie.
Als zentrale Figur in der Geschichte der im Hinterhaus versteckten Menschen möchten wir Miep Gies kennenlernen. Gut gespielt von Bel Powley, sehen wir, wie Miep ausgeht, ausschläft, ohne große Begeisterung nach einem Job oder einem Ehemann sucht, kurz: stur und freigeistig. Man kann nur vermuten, wie sehr diese Dame der echten Miep ähnelt, aber die dargestellte Figur ist auf jeden Fall fesselnd und beeindruckend. Als Otto Frank ihn widerwillig um Hilfe bittet und dabei sein Leben riskiert, wissen wir, wie seine Antwort ausfallen wird. Und warum.
Miep Gies war jahrelang die Sekretärin von Otto Frank. Natürlich lernte sie auch seine Frau und seine Kinder kennen und Otto lernte Mieps Mann Jan kennen. Miep beobachtete Anne und ihre Schwester Margot beim Aufwachsen und es entwickelte sich eine Freundschaft zwischen ihr und Otto. So schwierig es für ihn auch gewesen sein muss, Miep zu bitten, ihm und seiner Familie beim Verstecken zu helfen, mit allen möglichen Konsequenzen, es gab wahrscheinlich nur wenige andere, die er mit dieser Aufgabe betrauen konnte. Miep zögert keinen Moment, seinen Freunden zu helfen. Nennen Sie ihn mutig, dreist oder einfach nur menschlich.
Natürlich ist Anne Frank dabei Ein bisschen Licht. Sogar Schwester Margot wird nach ihrer Schwester gefragt, weil sie einfach interessanter ist. An sich verständlich, als berühmtester Niederländer aller Zeiten. Nochmal. Als Margot ins Gespräch gebracht wird, fühlt es sich etwas gezwungen und aufgesetzt an. Und das ist schade, denn ansonsten ist die Serie absolut schön gemacht.
Die Ereignisse der Serie sind natürlich fesselnd, aber es gibt auch Humor, der Powley gut hinbekommt. Sie wechselt mühelos zwischen den beiden und setzt eins auf
Miep geht nach unten, die abwechselnd glücklich und verstört ist. Voller Hoffnung und politisch engagiert, von ihrem Umfeld oft als naiv beschrieben, aber nicht weniger liebenswürdig, ganz im Gegenteil. Auch wenn Miep impulsiv oder ungeduldig handelt, sind wir auf seiner Seite.
Die Besetzung besteht überwiegend aus Englisch, das ist also selbstverständlich auch die Unterrichtssprache. Da jedoch regelmäßig Deutsch gesprochen wird, wird es für den niederländischen Zuschauer schmerzhaft sein, die Muttersprache zu vermissen. Glücklicherweise sind die Namen holländisch geblieben und die Schauspieler versuchen, sie richtig auszusprechen, einen besser als den anderen. Der aufmerksame Zuschauer wird die Niederländerin Hannah van Vliet in einer kleinen Rolle sehen. Sie wiederum ist höflich genug, niederländische Namen genauso auszusprechen wie ihre englischen Kollegen.
Es ist nicht verwunderlich, dass die niederländische Hand in dieser Reihe gering ist: Von den unzähligen Filmen über Anne Frank wurde nur einer in den Niederlanden gedreht. Deine Schuld, große Beule, sagen wir mal. Miep wäre überrascht: Sie steht den Niederlanden in der Serie sehr positiv gegenüber. Vielen Niederländern wird es heiß, wenn Miep seine Landsleute lobt und die Deutschen kritisiert. Nun, das gefällt uns. Als ob die Schöpfer es wüssten.
Ein bisschen Licht basiert natürlich auf realen Begebenheiten, hält sich aber – natürlich um ein starkes Drama zu erzeugen – nicht immer an die Fakten. Beispielsweise wurde Ehemann Jan ein größerer Beitrag in der Serie zuteil, was einen Mehrwert darstellt. Auch viele Randfiguren, vor allem Widerstandskämpfer, nehmen in der Serie einen großen Platz ein. Dies vermittelt das bestmögliche Bild des niederländischen Widerstands während des Zweiten Weltkriegs.
Die Serie ist von der ersten Szene an atemberaubend und diese Spannung steigert sich mit jeder Episode. Die Vorbereitung der letzten Episoden ist sehr intensiv. Und ja, das Ergebnis ist bekannt, und dennoch halten wir bei jeder neuen Entwicklung den Atem an. Die Frage nach dem Wie dominiert und jedes Detail zieht die Aufmerksamkeit auf sich. Hier und da sind die Emotionen etwas dick, aber Ein bisschen Licht bleibt im richtigen Moment diskret.
Die echte Miep Gies antwortete auf die Frage, ob dieses Ergebnis nicht umsonst gewesen sei: Nein, denn sie verlängerte Annes Leben um zwei Jahre und konnte in dieser Zeit ihre Botschaft der Toleranz und des Verständnisses verfassen. Ohne Miep gäbe es kein Anne-Frank-Tagebuch, das um die Welt gehen würde. Jeder wird sich diese wundervolle Serie ansehen und Miep Gies für ihren bodenständigen holländischen Stolz loben – nun ja, sie war ursprünglich Österreicherin. Nochmal.
Ein bisschen Licht zu sehen unter Disney+.
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