Jan Wiese recherchierte auf spanischen Tomatenplantagen: „Für ein EU-Land ist das ungeheuerlich“ – MENSCH

Sie konnten also mit diesen Arbeitern sprechen. Was haben sie dir gesagt?

Sie müssen 70 Stunden pro Woche arbeiten, während sie nur 40 Stunden bezahlt werden. Sie haben einen 40-Stunden-Arbeitsvertrag, aber ihnen werden nicht alle Rechte gewährt, die in diesem Arbeitsvertrag festgelegt sind. Und in dem Moment, in dem Sie auf Ihren Rechten als Arbeitnehmer bestehen, zum Beispiel im Bereich Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz, werden Sie sofort entlassen. Es herrscht ein Regime großer Angst, so dass diesen Menschen, die völlig auf diese Arbeit angewiesen sind, nichts anderes übrig bleibt, als die Bedingungen einfach zu akzeptieren: keine Toiletten, keine Toiletten, kein Kleiderschutz bei der Ausbringung von Pestiziden und ein gut bezahlter Lohn unter dem gesetzlichen Minimum, nämlich vier Euro pro Stunde. Das haben mir auch die spanischen Gewerkschaften bestätigt.

Was kann Deutschland gegen diese Missstände tun?

Seit dem 1. Januar 2023 ist in Deutschland das sogenannte Lieferkettensorgfaltspfchtengesetz in Kraft (Tätigkeit für eine eingehende Untersuchung in der Lebensmittelkette) In Kraft. Dieses Gesetz bedeutet, dass Lieferanten großer deutscher Unternehmen wie Supermarktketten die Menschenrechte respektieren müssen und dass deutsche Unternehmen, die Produkte von diesen Lieferanten kaufen, sicherstellen müssen, dass ihre Lieferanten Menschenrechts-, Menschen- und Umweltstandards respektieren. Und diese Unternehmen müssen dies durch bestimmte sogenannte „Due Diligence“-Verpflichtungen tun. (Sorgfaltspflichten) erreichen. Beispiele für diese Art von Verpflichtung sind die Durchführung einer Risikoanalyse, das Ergreifen von Präventivmaßnahmen gegenüber ihren Lieferanten und das Verfassen einer Menschenrechtserklärung. Dann müssen sie einmal jährlich einen Bericht beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle einreichen. (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) wo sie nachweisen können, dass sie alle diese Schritte unternommen haben.

Es ist wichtig zu erwähnen, dass dieses deutsche Gesetz nur für Direktlieferanten von großen deutschen Unternehmen, beispielsweise Supermärkten, gilt. Und im Falle von Tomaten sind die Landwirte keine direkten Lieferanten von Supermärkten, sondern liefern ihre Tomaten über Genossenschaften wie BioSabor. Und deshalb haben die Behörden keinen direkten Einblick in das Geschehen vor Ort.

Wie läuft die Bewerbung in Almería selbst?

Es gibt eine Arbeitsaufsichtsbehörde der spanischen Regierung, die jedoch nicht gut ausgestattet ist. In Spanien besteht wenig Interesse, sich mit dieser Frage zu beschäftigen, da die Landwirtschaft der Wirtschaftsfaktor der Region ist. Rund 20 Inspektoren gibt es für das gesamte Gewächshausgebiet von Almería, wo Zehntausende Migranten arbeiten. Neben dieser Kontrolle durch die Regierung gibt es auch eine Form der Kontrolle im Privatsektor. In den 1990er Jahren haben deutsche Supermärkte ein Zertifizierungssystem, GlobalGAP, eingeführt. Dieses System soll sicherstellen, dass bestimmte Mindestproduktions- und Sozialstandards von den Produzenten eingehalten werden, damit die Kunden, ursprünglich aus deutschen Supermarktketten, aber mittlerweile auch aus anderen europäischen Supermärkten, sicher sein können, dass die Arbeitsbedingungen nicht zu sehr aus dem Ruder laufen.

Reichen die Zertifikate als Garantie aus?

Experten sehen dieses Zertifizierungssystem sehr kritisch, da es sehr betrugsanfällig ist. Denn ein Landwirt erhält durch eine einmal jährlich stattfindende und vorab angekündigte Kontrolle ein Zertifikat für gute und soziale Landwirtschaft. Zum Zeitpunkt der Prüfung muss alles stimmen, was das Zertifikat vorschreibt. Und wenn ja, erhält der betreffende Landwirt das Zertifikat. Aber was mit diesem Bauern in den anderen 364 Tagen passiert, weiß niemand. Zumindest, wenn nicht ein Team von Journalisten wie wir kommt, um die Missstände zu sehen und zu melden.

Lorelei Schwarz

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