Zwillinge – Kinojournal

Die Dokumentarfilmerin Bregtje van der Haak hat die eritreische Flüchtlingsfrau Merhawit und ihre beiden Söhne sieben Jahre lang begleitet. Zwillinge ist das einfühlsame Porträt einer freigeistigen Frau, die sich in Europa ein neues Leben aufbaut.

Sie hätte nicht gedacht, dass es in Europa so sein würde. Und sie hoffte, bald ihren Mann zu finden. Die Realität der Flüchtlinge ist jedoch widerspenstiger, wie die Dokumentarfilmerin Bregtje van der Haak dokumentiert Zwillinge.

Der Film zeigt die eritreische Merhawit, die 2016 „in festen Sandalen und mit frisch gepresstem Mangosaft“ aus ihrem Land floh. Nach mehreren grausamen Umwegen findet sie sich schließlich in Deutschland bei ihren Zwillingen wieder – die sie mitten im Mittelmeer zur Welt bringt. Van der Haak (seit März Direktor des Eye Filmmuseum) traf Merhawit 2016 in Italien, als sie Hintergrundbeleuchtung einen Bericht machen.

Er begleitet die eritreische Flüchtling und ihre Söhne Hiyap und Evenezer sieben Jahre lang – mit dem ultimativen Ziel, sie bis zur Volljährigkeit zu filmen. Jedes Jahr wurde geschickt auf eine Folge von 10-15 Minuten reduziert. In jeder neuen Folge sieht man, wie Merhawit sich mit der deutschen Bürokratie messen muss, während die Kinder wieder deutlich gewachsen sind. Im Voiceover sympathisiert Van der Haak mit ihr; Sie stellt treffend fest, dass Merhawit auch Windeln wechseln, kochen und die Kinder an- und ausziehen muss. „Und dann wieder von vorne anfangen.“ Yohannes, die Frau des Eritreers, hat die feste Absicht, nach Europa zu fliehen, aber aufgrund ihrer gesundheitlichen und finanziellen Situation ist dies derzeit nicht möglich.

Der Kontakt zwischen dem Vater und seinen Söhnen läuft demnach ausschließlich über Videoanrufe. Außerdem steht er im Abseits und Merhawit ist fast allein. Van der Haak veranschaulicht diese Einsamkeit zu Beginn der Serie mit einer Aufnahme eines rumpelnden Zuges im Schnee. Oder mit Bildern, in denen die Hauptfigur nach Sonnenuntergang im Dunkeln einen Kinderwagen die Straße hinunterschiebt. Bis es schien, als ob Merhawit zu blühen begann und ein Lächeln immer mehr auf dem Gesicht des Eritreers erschien. Aber auch dann treten Probleme auf.

Gegen Ende der Serie erklärt van der Haak, warum sein Blick 2016 auf Merhawit fiel: Weil sie selbst Ähnliches erlebt hat. Verwandelt sich in diesem besonderen Moment Zwillinge für eine Weile zu einer Dokumentation über das Ego. Als ob van der Haak mit ihrem zarten Stil in Merhawit die freigeistige Frau zeigte, zu der sie selbst geworden ist. Es ist ein ergreifendes Gefühl.


Zwillinge ist ab dem 2. April über 2doc.nl und NPO Start zu sehen und wird am 5. April um 23 Uhr in voller Länge auf NPO 2 ausgestrahlt.

Lorelei Schwarz

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