Die Frauen holen langsam die Einkommen der Männer auf. Bei uns verdienen Frauen unter 25 Jahren sogar etwas mehr als Männer in diesem Alter. Aber über alle Altersgruppen hinweg verdienen Frauen laut Zahlen des belgischen Statistikamts Statbel immer noch 5 % weniger pro Stunde als ihre männlichen Kollegen.
Vergleicht man die Stundenlöhne von Männern und Frauen, übertrifft Belgien die meisten anderen europäischen Länder. Nur in Luxemburg, Rumänien, Slowenien und Polen ist der Unterschied geringer als hier. In der Europäischen Union beträgt der durchschnittliche Geschlechterunterschied 13 %. In den Niederlanden sind es 14 %, in Frankreich 15 % und in Deutschland selbst 18 %.
Das Lohngefälle zwischen Männern und Frauen hat sich in den letzten zehn Jahren erheblich verringert, in Belgien um mehr als 4 Prozentpunkte. Es geht also definitiv in die richtige Richtung. Frauen unter 25 verdienen im Durchschnitt sogar 0,10 % mehr als Männer. Das Lohngefälle wird mit zunehmendem Alter größer: Es beträgt 4,5 % bei den 35- bis 44-Jährigen und bis zu 8,5 % bei den 55- bis 64-Jährigen.
Wenn junge Frauen im Durchschnitt etwas mehr verdienen als junge Männer, liegt das daran, dass inzwischen mehr Frauen als Männer eine Hochschulbildung haben. Und dieser höhere Abschluss bedeutet höheres Einkommen. Auch scheint es wichtig zu sein, wo jemand anfängt zu arbeiten: Während das Lohngefälle im Informations- und Kommunikationssektor immer noch über 11 % beträgt, verdienen Frauen in den Bereichen Kunst, Show und Unterhaltung etwas mehr als Männer.
Doch Frauen verdienen anfangs oft weniger als Männer, selbst wenn alle anderen Kriterien gleich sind. Einige sagen, das liegt daran, dass Frauen weniger gut darin sind, ihr Einstiegsgehalt auszuhandeln als Männer. Aber oft werden Frauen einfach schlechter eingestuft als Männer, nennen wir es Diskriminierung. Und dieses Einstiegsgehalt ist sehr wichtig. Wer mit einem niedrigeren Gehalt startet, wird es wahrscheinlich lange hinziehen. Während der jüngsten Indexierung sahen Frauen beispielsweise auch weniger starke Gehaltserhöhungen, weil sie ein geringeres Gehalt erhalten. Daher ist es wichtig (übrigens auch für Männer), sein Einstiegsgehalt gut auszuhandeln.
Aber der Hauptgrund, warum Frauen weniger verdienen, ist, dass sie schwanger werden und sich eher als Männer um Kinder kümmern müssen. Ergebnis? Sie arbeiten weniger Stunden und werden weniger befördert, was sich natürlich nachteilig auf ihre Gehälter auswirkt. Trotz aller Fortschritte bei der Schließung der Geschlechterkluft bleibt der Preis der Mutterschaft hoch.
Ewald Pironet ist Chefredakteur bei Knack.
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