Deutscher Widerstand könnte den Ausstieg aus Verbrennungsmotoren in der EU blockieren

BERLIN (dpa-AFX) – Das geplante Ende der Zulassung von Autos mit Verbrennungsmotor in der EU könnte kurz vor seiner Vollendung an der deutschen Blockade scheitern. Ungeachtet des Widerstands der Bundesregierung werde am kommenden Dienstag über ein Zulassungsverbot für Benzin- und Diesel-Neuwagen ab 2035 abgestimmt, teilte ein Sprecher der schwedischen Ministerratspräsidentschaft am Mittwoch mit. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte zuletzt damit gedroht, Deutschland werde die geplante Abstimmung nicht akzeptieren. In diesem Fall könnte die erforderliche Mehrheit aufgehoben werden.

Eine Abstimmung von mindestens 15 Ländern, die mindestens 65 % der EU-Bevölkerung repräsentieren, ist erforderlich. Verhandlungsführer aus Europaparlament und EU-Mitgliedsstaaten hatten sich bereits im Oktober darauf geeinigt, dass ab 2035 nur noch Neuwagen in der EU verkauft werden dürfen, die keine Treibhausgase ausstoßen. Abstimmungen wie die am Dienstag sind normalerweise eine Formalität.

Wissing begründete seinen Widerspruch damit, dass die Europäische Kommission noch keinen Vorschlag vorgelegt habe, wie nach 2035 nur noch Fahrzeuge zugelassen werden könnten, die klimafreundliche Kraftstoffe wie Elektrokraftstoffe verwenden. Dies sei Teil der im Juni 2022 im EU-Rat getroffenen Vereinbarung der Länder, die die FDP in der Bundesregierung zur Annahme überredet haben.

„Wir brauchen E-Fuels, weil es für unsere bestehende Flotte keine Alternative gibt, klimaneutral zu fahren“, sagte Wissing am Mittwoch im „Morgenmagazin“ der ARD. Wer klimaneutrale Mobilität ernst nimmt, sollte sich alle technologischen Optionen offen halten. Dazu gehören auch Verbrennungsmotoren, die mit elektronischen Kraftstoffen betrieben werden.

Die Bundesregierung sagte am Mittwoch, sie habe noch keine einstimmige Position in der Frage gefunden. Gespräche dazu seien im Gange, sagte ein Sprecher des Bundesumweltministeriums. Regierungssprecher Steffen Hebestreit sagte, die Kommission müsse beim Thema E-Fuel-Nutzung jetzt zügig handeln.

Wissings Haltung ist in den Reihen der Grünen kritisiert worden. Die Bremer Mobilitätssenatorin Maike Schäfer sagte der Deutschen Presse-Agentur, die Autolobby treibe Wissing und die FDP davon. Es gibt ein Kompromissdokument der Bundesregierung mit einem Prüfauftrag für E-Fuels. Wissing hatte kein Mandat zu verkünden, dass Deutschland einem Ausstieg aus Verbrennungsmotoren nicht zustimmen könne.

„Die Debatte um den Einsatz von E-Fuels im Pkw ist angesichts der Energieintensität ihrer Produktion und ihres Technikglaubens reines Wunschdenken der Verbrennungsfetischisten“, sagte Schaefer. „Dass die FDP auf diese Wählerklientel abzielt, zeigt, dass ihr die Bewältigung der Klimakrise immer weniger am Herzen liegt, da sie immer weniger Stimmen erhält.“

Der Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) unterstützte Wissing hingegen. „Wir brauchen alle klimafreundlichen Technologien, um die EU-Klimaziele zu erreichen“, sagte VDA-Geschäftsführerin Hildegard Müller. Da E-Fuels für die Klimabilanz bereits zugelassener Verbrennungsmotoren wichtig sind, muss die Debatte neu eröffnet werden. Der Ball lag nun bei der Kommission./jcf/DP/mis

Helfried Beck

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